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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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dabei bis in die Burg und kann dort mehr erfahren.«
    Von neuer Energie erfüllt, straffte Gibichen die Schultern. »Das ist ein guter Gedanke! Ich werde mit dir kommen. Vier Augen sehen mehr als zwei.«
    »Das geht nicht! Mein Vater war Bauer, und ich habe bis zu meinem sechzehnten Jahr auf seinem Hof gearbeitet. Daher wird mir jeder glauben, dass ich ein Knecht bin, der Arbeit sucht. Euch aber sieht man den edlen Herrn auch in Bauerntracht noch auf hundert Schritt an.«
    Diesem Einwand konnte Gibichen sich nicht verschließen. »Du hast recht, Paul. Wir dürfen keinen Verdacht erregen, Harlau würde die beiden eher eigenhändig umbringen, als ihre Befreiung zu riskieren.«
    »Dazu wird es nicht kommen, Herr Hauptmann. Lasst uns ein paar Dörfer weiter reiten, bevor ich mir einen Bauerkittel und Holzschuhe besorge. Schönbühel liegt mir zu nahe an Harlau, und ich möchte nicht, dass mein Kleiderwechsel jemand auffällt, der es dorthin weitererzählen kann.« Paul stand auf und begann das wenige zu packen, das sie an Gepäck bei sich hatten. Dabei musterte er Gibichen mit einem kritischen Blick.
    »Ihr solltet Euch ebenfalls neu ausrüsten, Herr Hauptmann. So seht Ihr, mit Verlaub gesagt, wie ein Räuber aus.«
    Gibichen begriff in diesem Augenblick, dass Paul auf seine Art ähnlich bestimmend sein konnte wie sein früherer Bursche, der in Böhmen zurückgeblieben war, ging aber achselzuckend darüber hinweg. Mit einem weniger energischen Helfer würde er seinem Freund und der Gräfin nicht helfen können, und ihm war klar, dass ihnen nicht viel Zeit blieb.

XVIII.
    So schnell, wie sie gehofft hatte, kam Irmela nicht von Rain weg. Meinarda und Walburga fielen immer wieder Dinge ein, die sie vor ihrer Abreise noch rasch erledigen könnte. Keine von ihnen sei mit ihren Fingern so geschickt wie sie, und die Fahnen undUniformen des Regiments von Rain sollten doch selbst vor den Augen des Kaisers bestehen können.
    Fanny schalt ihre Herrin als gutmütiges Schaf, weil sie sich von den beiden Damen so ausnützen ließ, und Dionysia von Kerling schüttelte seufzend den Kopf. »Ihr solltet mehr auf Euch selbst achten und weniger auf die Wünsche anderer. Ich will ja nichts gegen Freiin Meinarda und Frau Walburga sagen! Beide mögen Euch wirklich sehr, aber sie behandeln Euch wie eine arme Verwandte, die auf ihr Wohlwollen angewiesen ist.«
    »Sie meinen es doch nur gut.« Irmela lächelte wehmütig, denn der Gedanke, nach Harlau zu kommen und dort vielleicht nur ein paar Tage bleiben zu dürfen, hatte sie veranlasst, die Reise immer wieder hinauszuschieben. Ehe sie zu Helene und Johanna zurückkehrte, wollte sie lieber Dutzende von Fahnen besticken und die Aufschläge unzähliger Uniformen verzieren. Nun aber meldete sich ihr schlechtes Gewissen. Sie hatte Stephanie versprochen, bei ihr zu sein, wenn deren schwere Stunde kam, und wenn sie noch länger zögerte, würde sie die Freundin, die sich auf ihrer einsam gelegenen Burg gewiss langweilte, bitter enttäuschen.
    »Fanny, du kannst Abdur holen. Er soll unsere Weiterreise vorbereiten!«
    »Gerne!« Fanny eilte davon, als seien ihr Flügel gewachsen.
    Auch Dionysia von Kerling atmete auf. So viel wie in diesen Monaten auf Burg Rain hatte sie in ihrem ganzen Leben nicht genäht, und sie war auch die häufigen Ausflüge zu der nahe gelegenen Abtei leid, in der die Damen nichts anderes taten, als Kerzen anzuzünden und für eine glückliche Rückkehr Franz von Rains aus dem Krieg zu beten. Dennoch war ihr diese Arbeit lieber als das Leben, das sie nach dem Tod ihres Mannes hatte führen müssen. Aus diesem Grund war sie froh und dankbar, dass Irmela sie wieder in Gnaden aufgenommen hatte und nun sogar ihren Rat suchte.
    »Burg Harlau ist der Stammsitz eines bedeutenden Geschlechts. Das wird gewiss ein prachtvoller Ort sein«, sagte sie zufrieden und erklärte Irmela lang und breit, weshalb die Weiterreise dorthin das Beste war, das sie tun könnten.
    »Gräfin Stephanie wird mich schelten, weil ich sie so lange habe warten lassen«, antwortete Irmela ein wenig verzagt.
    »O nein! Sie wird sich freuen, Euch zu sehen.« Dionysia von Kerling wollte noch mehr sagen, doch da trat Abdur ein.
    Er verbeugte sich vor Irmela. »Herrin, Ihr wünscht?«
    »Morgen abzureisen, mein Guter. Wir sind lange genug hiergeblieben. Mögen andere die letzten Uniformen nähen.«
    Abdur lächelte breit. »Es wird wirklich Zeit, diesen Ort zu verlassen, Herrin.«
    Er wollte ihr nicht berichten, dass

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