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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Burghofs, während die anderen ihm mit vorgehaltenen Hellebarden folgten. Ihre Mienen verrieten Heimsburg, dass sie nur darauf warteten, ihn entwaffnen und zusammenschlagen zu können.
    Da er gegen die Übermacht nur den Kürzeren ziehen konnte, schluckte er seine Wut hinunter und humpelte vom Gelächter der Knechte begleitet zum Palas hinüber. Sein Stolz war verletzt, und es schmerzte ihn, dass sein ehemaliger Unteroffizier sich mit den anderen zusammengetan und ihn ebenfalls wie einen betrunkenen Bettler behandelt hatte. Auch schämte er sich bei dem Gedanken an Dionysia von Kerling, die ihn für einen gefühllosen Menschen halten musste. Allerdings wunderte es ihn, dass es ihranscheinend gelungen war, sich wieder mit Irmela zu versöhnen. Darüber war er froh, denn die Vorstellung, die Frau, für die er vor Jahren durchaus tiefere Gefühle empfunden hatte, sei nicht zuletzt durch seine Schuld im Elend geendet, hatte ihn in den letzten Tagen ebenfalls belastet. Bei dem Gedanken an die junge Hochberg begann auf einmal die Narbe auf seiner Brust zu jucken. Es war ein Schurkenstück gewesen, die Komtesse zur Heirat zwingen zu wollen, und ein noch größeres, den Handlanger bei den verbrecherischen Plänen des Grafen Harlau gespielt zu haben.
    Zu dieser Stunde begriff er das gesamte Ausmaß seines Elends. Die Rache an Birkenfels hatte ihn Schritt für Schritt selbst ruiniert und ihm endgültig die Ehre genommen.
    In seiner Kammer wollte er seinen Becher mit Wein füllen, fand aber nur noch einige Tropfen im Krug. Zornig rief er nach einem Knecht. Es dauerte eine Weile, bis der Mann hereinkam.
    »Hol Wein!«, herrschte Heimburg ihn an.
    Der Knecht zuckte mit den Schultern. »Holen würde ich ihn gerne. Aber es gibt keinen mehr. Es ist alles versoffen.«
    »Und was ist mit dem Dorf unten? Die Bauern müssten doch Wein besitzen.«
    »Bei dem Wetter laufe ich nicht da runter!«, erklärte der Mann. Heimsburg wollte ihm schon eine Ohrfeige für seine Unbotmäßigkeit geben, da kam ihm eine Idee. Er würde sich selbst um Nachschub kümmern und den Ritt ins Dorf nutzen, um der Kutsche zu folgen. Das gab ihm die Möglichkeit, Dionysia von Kerling zu erklären, dass er keine Schuld an dem unfreundlichen Empfang trug, und er konnte ihr und der Komtesse von dem Schicksal der Gräfin berichten, die unten im Felsenkeller eingeschlossen war. Wenn es den beiden Frauen gelang, Stephanies Verwandte zu informieren, würden diese Harlau zwingen, seine Frau freizulassen.
    Als Heimsburg jedoch den Palas verließ und zum Stall hinüberging, stellte sich ihm der Vertraute des Grafen in den Weg. »Was suchst du denn hier?«
    »Ich will ins Dorf hinab und neuen Wein ordern. Vielleicht kann ich direkt ein Fässchen mitbringen. Hier oben gibt es keinen mehr.«
    »Das wirst du brav bleiben lassen, Kerlchen! Einen Tag dürsten wird dich nicht umbringen. Ich schicke in der Frühe einen vertrauenswürdigen Mann hinunter, der auch für andere Vorräte sorgen soll.«
    Ich bin also nicht vertrauenswürdig, fuhr es Heimsburg durch den Kopf, und es wurde ihm nun endgültig klar, dass Harlau ihn nach Birkenfels’ und Stephanies Tod ebenfalls beseitigen lassen würde. Dennoch ließen ihn die harschen Worte des Knechts neue Hoffnung schöpfen, denn er hütete ein Wissen, das er den Leuten des Grafen bisher nicht auf die Nase gebunden hatte. Nun konnte dieses kleine Geheimnis ihm und vielleicht auch den beiden im Kerker das Leben retten.

III.
    Als sich die Luke im Turm schloss, stiegen Irmelas Reiter von den Pferden und halfen Abdur und dem Gehilfen des Kutschers, den Wagen auf dem engen Vorplatz zu wenden. Um es ihnen leichter zu machen, waren Irmela und ihre beiden Begleiterinnen ausgestiegen und standen nun mit am Körper klebender Kleidung im Regen. Während Dionysia von Kerling leise, aber sehr undamenhaft über Heimsburg fluchte, hätte Irmela sogar Hagel und Sturm hingenommen, nur um von diesem Ort wegzukommen. Erst nach einer ganzen Weile erinnerte sie sich wieder an Stephanie.
    »Dort oben stimmt etwas nicht, das fühle ich«, raunte sie Fanny zu.
    Diese zog eine Grimasse und nickte. »Nicht stimmen? Da stinkt es, aber ganz gewaltig! Habt Ihr gemerkt, Komtesse, dass keiner der Kerle auch nur ein Wort über Frau Stephanie verloren hat? Würde sie hier leben, hätte man wenigstens einen der Männer zu ihr geschickt.«
    »Herr von Harlau hat seine Gemahlin ganz gewiss auf einen anderen Landsitz gebracht. In diesem elenden Gemäuer würde sie

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