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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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und es dauerte eineganze Weile, bis sich auf Abdurs Rufen und Klopfen jemand dazu bequemte, durch eines der Gucklöcher im Torturm zu schauen.
    »Was sucht ihr denn hier?«, fragte der Mann sehr unfreundlich.
    »Du siehst die Reisegesellschaft der Komtesse Hochberg vor dir, die von der Gräfin Harlau eingeladen wurde, sie hier aufzusuchen«, antwortete Abdur mit lange geübter Höflichkeit, obwohl er den Kerl am liebsten zurechtgewiesen hätte. Auf ihn wirkte die Burg ebenso abschreckend wie auf Irmela, und er hoffte für seine Herrin, dass die Bewohner des Gemäuers sich als gastfreundlich erweisen würden.
    Die Leute in der Burg dachten jedoch nicht daran, das Tor zu öffnen. »Die Gräfin empfängt derzeit keine Besuche«, antwortete dieselbe unfreundliche Stimme.
    »Guter Mann, selbst wenn Ihre Erlaucht sich derzeit unwohl fühlt, so kannst du uns bei dem Wetter nicht vor dem Tor stehen lassen. Das gebietet schon die Achtung vor dem Stand meiner Herrin!« Abdur schauderte vor der Möglichkeit, abgewiesen zu werden und auf einer verzweifelten Suche nach einer Unterkunft durch den strömenden Regen zu irren.
    »Ich habe meine Befehle! Also macht, dass ihr verschwindet!«, rief der Torwächter und schlug den hölzernen Laden der Luke zu.
    »Bei Gott, was für ein grässlicher Mensch!« Dionysia von Kerling schüttelte empört den Kopf und stieg aus dem Wagen. Abdur eilte zu ihr und hielt seinen Umhang über sie, damit sie dem Regen nicht völlig schutzlos preisgegeben war.
    »Danke!« Sie nickte ihm kurz zu und füllte dann ihre Lungen, um gegen das Prasseln des Wassers anschreien zu können.
    »Es ist gegen Gottes Gebot, hilflosen Damen ein Obdach zu verweigern! Also öffne das Tor und lass uns ein. Oder willstdu, dass die höfische Welt mit Fingern auf den Grafen Harlau zeigt?«
    Ihr Appell bewirkte zunächst ebenso wenig wie Abdurs Bitte. Als sie jedoch ihre Forderung um einiges zorniger wiederholte, klang drinnen eine ärgerliche Stimme auf. »Die Dame hat recht. Wir können sie bei diesem Wetter nicht vor dem Tor abfertigen wie eine Bettlerin. Graf Harlau würde vor allen Standesherren und deren Damen sein Gesicht verlieren.«
    Es dauerte einige Augenblicke, bis Irmela den Sprecher erkannte, dann aber wurde ihre Miene starr, und sie forderte Frau von Kerling auf, wieder einzusteigen. »Wir werden die Kutsche wenden und weiterfahren. Das war Hauptmann Heimsburg, und ich fühle wenig Verlangen, ihn wiederzusehen.«
    Ihre Begleiterin zuckte zusammen, lief dann aber ein paar Schritte auf das Tor zu. »Herr von Heimsburg, seid Ihr es wirklich? Ich flehe Euch an, lasst uns ein, damit wir an einen trockenen Ort gelangen können.«
    Irmela hätte die Frau am liebsten erwürgt, denn sie wollte nicht noch einmal in Heimsburgs Hände geraten. Beim ersten Mal war es ihr durch Geschick und kaltes Blut gelungen, ihm zu entkommen. In dieser Burg aber wäre sie ihm ausgeliefert. Daher war sie froh, als der vorige Sprecher dem Hauptmann schroff über den Mund fuhr.
    »Nichts da, das Tor bleibt zu. Es ist der Befehl des Grafen!«
    Heimsburgs Stimme überschlug sich vor Wut. »Herr von Harlau hat mich als Kastellan dieser Burg eingesetzt, und ich entscheide in seinem Namen!«
    »Du hast hier überhaupt nichts zu sagen!«, erwiderte der Torwächter verächtlich. »Der Befehl des Grafen war eindeutig, und an den halten wir uns.«
    Im Geheimen klatschte Irmela dem Mann Beifall, und sie gönnteHeimsburg diese Abfuhr von Herzen. Dionysia von Kerling aber brach in Tränen aus und jammerte, dass es einen Stein hätte erweichen können.
    Heimsburg vernahm ihre Stimme und streckte die Hand aus, um das Tor eigenhändig zu öffnen. Doch da tauchten drei von Harlaus Knechten auf und bedrohten ihn mit ihren Hellebarden. »Das Tor bleibt zu!«, erklärte der Torhüter. Zwar trug der Mann nicht den Titel eines Kastellans, doch der Graf hatte ihn als seinen Vertrauten eingesetzt, und die Knechte wussten, wer hier den Ton angab.
    Heimsburg versuchte, ruhig zu bleiben, auch wenn es in ihm kochte. »Bei Gott, nehmt doch Verstand an! Ihr blamiert euren Herrn, wenn ihr die Damen draußen stehen lasst.«
    »Halt endlich dein Maul und verschwinde! Wenn du noch ein Wort zu diesen Leuten sagst, lasse ich dich abstechen!«
    »So kannst du mit mir nicht reden!«, schäumte Heimsburg auf.
    Der Wächter gab den Knechten einen kurzen Wink. Daraufhin packten zwei von ihnen den Hauptmann, zerrten ihn aus der Turmkammer und warfen in auf das nasse Pflaster des

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