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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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schwang. »Immerhin sind wir beide nun vereint. Diese Stunden kann uns niemand mehr nehmen, ganz gleich, was kommen mag. Ich bitte nur Gott, unseren Herrn, das Kind zu verschonen, das ich unter dem Herzen trage. Um es zu retten, bin ich bereit, zu lügen und falsche Eide zu schwören, selbst wenn ich dafür tief ins Fegefeuer oder gar in die Hölle gestoßen werde.«
    Fabian wusste, was sie damit meinte. Stephanie war bereit, ihrem Ehemann gegenüber jeden Meineid zu leisten, er sei der Vater ihres Kindes, nur um das Kleine zu retten, auch auf die Gefahr hin, auf ewig verdammt zu sein. Stolz auf ihren Mut fasste er nach ihrer Hand. »Sollten das Fegefeuer oder gar die Tiefen der Hölle unser Schicksal sein, so werden wir es gemeinsam ertragen.«

II.
    Das Wetter war auch schon einmal besser!«
    Irmela fand Fannys Bemerkung arg untertrieben, denn das Regenwasserdrang durch jede Ritze und jeden Spalt in die Kutsche. Die Polster waren bereits durchweicht und sie selbst nass bis auf die Haut.
    »Das ist typisch für Steglinger, diesen Geizkragen, uns ein so marodes Gefährt zu geben«, setzte Fanny ihre einseitige Unterhaltung fort.
    Diese Bemerkung empfand Irmela als ungerecht, denn Rudolf Steglinger hatte wahrlich nicht vorhersehen können, dass die Kutsche in einen Wolkenbruch geraten würde, der einem Weltuntergang glich. Überdies hatte er ihnen das Gefährt nur für die Reise von Passau nach Pilsen und zurück geliehen, doch Irmela hatte ihren Ausflug eigenmächtig verlängert und war immer noch nicht bereit, in die Bischofsstadt am Zusammenfluss von Inn, Donau und Ilz zurückzukehren.
    Während sie ihre klammen Arme rieb, bedauerte sie die fünf Männer, die dem Unwetter schutzlos ausgeliefert waren, und öffnete den Ledervorhang vor dem Schlag, um nach den Reitern zu sehen. Einen von ihnen konnte sie trotz des dichten Regens erkennen, denn er ritt im Windschatten der Kutsche. Dem Mann lief das Wasser vom Hut auf den Filzumhang und von dort in Bächen über das Fell des Reittiers.
    »Ich hoffe, unser Ziel ist nicht mehr fern, sonst müssen wir bei der nächsten Kate anhalten und um Obdach bitten, bis dieses Unwetter nachgelassen hat«, sagte Dionysia von Kerling seufzend.
    Fanny schüttelte missmutig den Kopf. »Bei dem elenden Wetter werden wir wahrscheinlich sogar Burg Harlau verfehlen, auch wenn wir direkt darauf zureiten. Man sieht ja kaum drei Schritte weit.«
    Das war zwar übertrieben, doch Irmela war ebenfalls besorgt, sie könnten die Abzweigung zur Burg übersehen und noch stundenlang durch den Wolkenbruch fahren.
    »Wenn ich den Bauern, der uns zuletzt den Weg gewiesen hat,richtig verstanden habe, müssten wir die Festung jeden Augenblick erreichen.« Dionysia von Kerling blickte hinaus und versuchte, auf den nur schattenhaft zu erkennenden Hügelkuppen die Umrisse einer Burg auszumachen.
    Abdur hatte einige Fetzen des Gespräches aufgefangen und hangelte sich an der Kutsche nach vorne. »Wir sind gleich da! Dort vorne ist das Dorf, das zu Burg Harlau gehört.«
    »Wieso bist du dir so sicher?«, fragte Fanny bissig.
    Irmela fragte sich, warum die Zofe den Mann bei jeder Gelegenheit hänseln oder verspotten musste, und bewunderte Abdurs Geduld. An seiner Stelle hätte sie ihre Zofe schon mehrfach zurechtgewiesen. Aber jetzt war nicht die Zeit, Fanny ins Gewissen zu reden. Das Dorf kam in Sicht, und die Kutsche bog kurz darauf in den Weg ein, der zur Burg hochführte. Nun hob sich die Stimmung, und alle versicherten einander, wie froh sie waren, ihr Ziel erreicht zu haben. Die Männer freuten sich auf eine trockene Kammer und einen Schluck Wein und die Frauen auf ein Kaminfeuer, an dem sie sich wärmen konnten.
    Der Weg war steil und bestand abwechselnd aus blankem Fels, auf dem die Kutsche seitwärts zu rutschen begann, oder aus Morast, in dem die Räder versanken. Zum Glück griffen Abdur und die berittenen Begleiter immer wieder zu, um ein Unglück zu verhindern. Der Kutscher, der sonst um seine Tiere besorgt war, trieb sie mit derben Peitschenhieben an, damit der Wagen nicht stecken blieb, denn anderenfalls hätten die Pferde es auch mit Unterstützung der Männer nicht geschafft, die Kutsche wieder ins Rollen zu bringen.
    Als die Mauern in Sicht kamen, nahm Irmela im ersten Augenblick an, sie hätten die falsche Burg angefahren, so klein wirkte der Bau. Hier, dachte sie erschrocken, kann Harlau seine Gemahlin doch nicht untergebracht haben. Obwohl es noch Tag war, fanden sie das Tor verschlossen,

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