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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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ab und rief ein paar Befehle ins Haus.
    Beinahe im gleichen Augenblick stürzte ein junger Bursche ins Freie, der sich gegen die vom Himmel stürzenden Fluten miteinem Umhang aus Stroh gewappnet hatte. »Wünschen die Herrschaften hier abzusteigen?«
    Seine Frage war überflüssig, denn den erschöpften Pferden konnte man ansehen, dass sie keine Meile mehr würden laufen können. Abdur nickte und ließ eine Münze zwischen seinen Fingern aufblitzen.
    Das Gesicht des Burschen hellte sich sofort auf. »Wenn die Herrschaften noch einen Augenblick warten wollen! Ich hole Decken, damit Eure Hoheiten trocken in die Wirtsstube kommen. Dort setzt meine Mutter bereits den Würzwein an, der die klammen Glieder wärmt.« Noch während er die Worte hinausstieß, trat er ins Haus und kam mit zwei gewalkten Pferdedecken zurück.
    Irmela und Frau von Kerling waren zwar nass bis auf die Haut, genossen es aber trotzdem, die paar Schritte von der Kutsche zur Herberge gut eingehüllt zurückzulegen, während Fanny wie ein Reh durch die Pfützen sprang und als Erste den warmen Flur erreichte.
    »Wo kann ich die Pferde unterbringen? Sie brauchen Hafer und müssen gut abgerieben werden«, rief der Kutscher, der zuerst an seine Tiere dachte.
    Der Wirtsjunge wandte sich kurz zu ihm um. »Unser Stall ist groß genug. Aber einer von euch muss mir helfen.«
    »Ich komme mit«, bot Abdur an.
    Der Kutscher schüttelte den Kopf. »Kümmere du dich um die Damen und sorge dafür, dass ein großer Krug Wein für mich bereitsteht. Meine Gäule versorge ich immer noch selbst.«
    Da die beiden Reiter ihre Tiere ebenfalls in den Stall brachten und der Gehilfe des Kutschers begann, das Gepäck abzuladen, griff Abdur an dieser Stelle zu und brachte die mit geöltem Leder bespannten Reisekisten ins Trockene. Vom Flur aus sah er, wie Irmela zitternd die Arme um sich schlug. Eine dickliche Frau ineinem schlichten Wollrock und einer gewirkten Weste reichte ihr daraufhin einen Becher mit einer dampfenden Flüssigkeit.
    »Trinkt, Fräulein! Das hier wird Euch aufwärmen.«
    Irmela ergriff das Gefäß und setzte es so hastig an, dass sie sich die Lippen verbrannte.
    »Vorsicht! Der Trank ist sehr heiß«, warnte die Wirtin etwas zu spät.
    Irmela bedachte die Frau mit einem ärgerlichen Blick, deutete aber mit der freien Hand auf ihr nasses Kleid. »Sie soll uns Zimmer anweisen und ihren Knechten befehlen, meine Reisekisten hineinzubringen! Meine Begleiterinnen und ich müssen uns umziehen.«
    »Das wird sogleich geschehen«, versprach die Wirtin und reichte auch Frau von Kerling und Fanny je einen dampfenden Becher. Abdur konnte das lederne Trinkgefäß, das die Frau ihm hinhielt, gerade noch auffangen, denn sie blickte im gleichen Augenblick in sein Gesicht und schrie auf. »Jesses Maria und Josef, das ist ja ein Schwarzer!«
    Ihr Ausruf war wohl im Nebenzimmer zu hören gewesen, denn die Tür sprang auf und ein Offizier in einem abgeschabten Uniformrock steckte neugierig den Kopf heraus. »Abdur? Wie kommst du denn in diese abgelegene Gegend?«
    Irmela drehte sich um, starrte den Mann verwundert an und brauchte einen Augenblick, bis sie den früher so gepflegt wirkenden Hauptmann erkannte. Verwundert trat sie auf ihn zu. »Ludwig von Gibichen! Bei Gott, das ist ja eine Überraschung.«
    Als er Irmela so unvermittelt vor sich sah, überlief es Gibichen heiß und kalt, und er ergriff ihre Hand so hastig, als wäre sie ein Seil, mit dessen Hilfe er ein rettendes Ufer erreichen konnte.
    »Irmela … Verzeihung, ich wollte sagen, Komtesse Hochberg. Welch eine Freude, Euch hier zu treffen! Vielleicht gibt es jetzt doch noch Hoffnung.«
    Irmela wollte verblüfft fragen, was er damit meinte, doch Gibichen warf einen beredten Blick auf die Wirtin, trat dicht an sie heran und dämpfte seine Stimme. »Es gibt sehr viel zu berichten, doch das möchte ich tun, wenn wir allein sind.«
    »Ein Tête-à-Tête in dieser Herberge? Für was haltet Ihr mich?«, fuhr Irmela empört auf.
    Gibichen winkte mit beiden Händen ab. »Das, was ich zu sagen habe, müssen auch diejenigen unter Euren Begleitern erfahren, denen Ihr vertrauen könnt.«
    »Ich vertraue allen, die bei mir sind!« Irmela nickte noch einmal bekräftigend, denn sie hatte Frau von Kerling inzwischen den Verrat verziehen, und was Fanny und Abdur betraf, so würde sie ihnen ihr Leben anvertrauen. Die anderen vier waren von schlichterem Gemüt, aber sie hatten sich während der Reise als treu und zuverlässig

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