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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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und dort etliche Tage geblieben ist. Noch im letzten Herbst muss sie weitergereist sein, doch meine Mitbrüder in Böhmen wussten nicht zu berichten, wohin sie sich gewandt hat. Durch die Unruhen um Wallensteins Tod sind jene Leute, die Auskunft hätten geben können, in alle Winde verstreut worden. Doch wo die junge Hexe auch sein mag, sie wird ihrem Schicksal nicht entgehen!« Lexenthals Rechte schlug bei den letzten Worten auf ein Blatt Papier, das auf dem kleinen Tischchen lag. Helene reckte den Hals in der Hoffnung, wenigstens ein paar Worte entziffern zu können. Das bemerkte der Prior und reichte ihr das Schreiben. Es handelte sich um eine gesiegelte und unterschriebene Anklage gegen die Komtesse Irmingard von Hochberg zu Karlstein wegen Hexerei und anderer, der heiligen Religion hohnsprechender Taten.
    Früher hätte dieses Dokument Helene erschreckt, denn mit ihm streckte die Kirche unverhohlen ihre Hand nach dem Vermögen aus, das Irmela von ihrem Vater geerbt hatte. Inzwischen war das Mädchen jedoch seit fast einem Jahr fort, und selbst der Prior hatte es nicht fertiggebracht, ihre Spur über Pilsen hinaus zu verfolgen. Daher war Helene überzeugt, Irmela sei unterwegs von Räubern überfallen und umgebracht worden. Also dürfte Lexenthal vergeblich auf die Rückkehr seines Opfers warten, und damit würde das reiche Erbe ihr und ihrer Tochter zugutekommen.
    Während sie scheinbar demütig den Ausführungen des Priorslauschte, legte sie sich ihre nächsten Schritte zurecht. Noch während dieses Besuchs in Passau würde sie das Zaubermittel der Schwarzen Hexe anwenden und Steglinger heiraten. Sobald das geschehen war, konnte sie Johanna passenden jungen Herren als die neue Komtesse Hochberg vorstellen. An Irmela verschwendete sie keinen Gedanken mehr.

SECHSTER TEIL

Ein kühner Plan

I.
    Ohne Stephanie, davon war Fabian überzeugt, wäre er schon bald an der Gefangenschaft zerbrochen. Sie sprach ihm in dunklen Stunden Mut zu, und es war ihr Verdienst, dass der Felsenkerker, in dem sie gefangen saßen, nicht zur Kloake verkam. Obwohl es darin so dunkel war, dass sie nicht einmal die Hand vor Augen sehen konnten, war es ihr gelungen, einen Spalt nahe der Wand zu entdecken, durch den ein leichter Luftzug in ihr Gefängnis gelangte. Die Öffnung war nur ein Riss im Fels, an der breitesten Stelle gerade groß genug, um den Arm hineinstecken zu können, und sie schien irgendwo in den Berg zu führen, denn es war kein Funken Helligkeit darin zu entdecken. Der Stein um den Spalt war genau so hart wie der übrige Fels, so dass sie sich selbst mit einer Hacke keinen Fluchtweg hätten schaffen können.
    Stephanie benutzte das Loch sofort als Abort, denn ihr hatte davor gegraut, sich auf den Boden entleeren zu müssen. Zwar entkamen sie auf diese Weise nicht dem Gestank, aber sie mussten wenigstens nicht im eigenen Dreck waten.
    Während Fabian durch die erzwungene Tatenlosigkeit und seine Angst um Stephanie wie gelähmt war, versuchte sie, sich und ihm die Gefangenschaft zu erleichtern. Sie erhielten ausreichend zu essen und zu trinken, sahen aber in all den Wochen keinen anderen Menschen als ihren Kerkermeister, den sie für stumm hätten halten müssen, wenn er nicht von Zeit zu Zeit dem Knecht, der das Essen herunterbrachte, eine Antwort gegeben hätte.
    Zu Beginn hatte Fabian noch versucht, den Mann zum Reden zu bewegen, und ihm wahre Schätze geboten, wenn er wenigstens Stephanie entkommen ließe, doch ihr Wächter hatte auf keine Weise reagiert. Nach ein paar Tagen gab auch Stephanie es auf, den Mann zu einem Gespräch zu verführen. Nun beschäftigten sich die beiden Liebenden hauptsächlich damit, sämtliche nochso schrecklichen Möglichkeiten zu erörtern, die auf sie warten mochten. Was Harlau wirklich plante, konnten sie nur vermuten, doch die Tatsache, dass er sie zusammen in dieses Loch hatte sperren lassen, ließ sie das Schlimmste befürchten.
    Stephanie fand Halt in ihrem Glauben an Gott und war bereit, jedes ihr auferlegte Schicksal mit Würde zu tragen. »Wir sind Menschen, keine Tiere ohne Verstand. Was auch geschieht, wir werden es in Demut hinnehmen und beten, dass Gott uns unsere Sünden vergibt!«, wies sie Fabian zurecht, als dieser wieder einmal begann, sich selbst zu zerfleischen.
    Er tastete nach ihrem Gesicht. »Gern will ich sterben, wenn ich dich dadurch retten kann. Dich so zu leiden sehen, drückt mir das Herz ab.«
    »Ich leide nicht!«, sagte sie mit einer Stimme, in der ein Lächeln

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