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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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jedenSpott, sondern zog ihn mit sich, bis sie das obere Ende der Treppe erreicht hatten. Dort hielt er kurz inne, um zu lauschen.
    »Es ist alles ruhig«, raunte Irmela ihm zu. Gibichen wollte ihr schon sagen, dass er sich lieber auf seine Ohren verließ, doch da fiel ihm ein, dass ihr Hörsinn noch besser war als der seine.
    »Weiter!« Gibichen führte Fabian zum Eingang, öffnete das Portal einen Spalt und warf einen prüfenden Blick in den Burghof.
    »Wir scheinen Glück zu haben.« Er atmete tief durch und eilte dann so rasch weiter, dass Fabian von ihm und Paul mitgeschleift wurde. Abdur und Heimsburg hatten die Gräfin bereits auf der Treppe aufgehoben und trugen sie so vorsichtig, wie es ihnen möglich war.
    Keine zwanzig Atemzüge später hatte die Gruppe die Burg verlassen und befand sich auf dem steilen Weg ins Tal. »Wir sollten die Laterne löschen. Wenn jemand da oben über die Zinnen schaut, kann er uns sehen«, warnte Heimsburg.
    Gibichen schüttelte den Kopf. »Ohne die Laterne kommen wir nicht rasch genug voran und geraten ins Stolpern. Ein schwerer Sturz oder gar ein gebrochenes Bein ist nicht gerade das, was wir jetzt brauchen können.«
    Das sah Heimsburg ein, drehte sich aber alle paar Schritte um, als erwarte er, Graf Harlau und dessen Knechte wie die Wilde Jagd hinter ihnen herbrausen zu sehen. Als sie das Tal erreichten und kurz darauf die Kutsche vor sich sahen, in der Fanny und Dionysia von Kerling in der letzten Stunde wohl mehr gebetet hatten als sonst in einem Monat, konnte er es kaum fassen, dass sie tatsächlich entkommen waren.
    Abdur und Heimsburg schoben zuerst Stephanie in die Kutsche und halfen dann Irmela einzusteigen. Da Fabian nicht in der Lage war, sich auf einem Pferd zu halten, musste auch er in der Kutsche mitfahren, während Heimsburg den betagten Gaul bestieg, den Gibichen während der letzten Tage erstanden hatte. Paul undGibichen schwangen sich ebenfalls in die Sättel, während Abdur seinen gewohnten Platz hinter dem Wagenkasten einnahm.
    Keiner aus der Gruppe konnte sagen, wie viel Zeit ihnen blieb, bis Harlau die Flucht seiner Gefangenen bemerkte, doch ihnen war klar, dass sie ihm nur mit viel Glück würden entrinnen können. Gibichen hatte in den letzten Wochen die Gegend gründlich erkundet und dabei ein Versteck gefunden, welches ihnen für ein paar Tage Schutz gewähren konnte. Daher bogen sie nach einer halben deutschen Meile in einen Feldweg ein, der in ein bewaldetes Tal führte.
    Das Dunkel des Waldes schien das Licht der beiden Laternen am Wagenkasten aufzusaugen, so dass der Kutscher seine Pferde zuletzt im Schneckentempo gehen lassen musste. Daher erreichten sie erst im Morgenrot des beginnenden Tages eine Lichtung, an deren Rand eine kleine, aus ungeschälten Brettern errichtete Hütte stand.
    »Wenn es Harlau nicht gelingt, unserer Spur zu folgen, könnten wir es schaffen«, erklärte Gibichen, während er vom Pferd stieg. Auch Heimsburg schwang sich aus dem Sattel, aber Paul blieb auf seinem Gaul sitzen und sah auf Gibichen hinab.
    »Ich bitte mir den Einwand zu verzeihen, aber wir sollten weiter vorne einen Wachtposten aufstellen, für den Fall, dass Harlau doch diesen Weg nimmt. Wenn Ihr mir eine Eurer Pistolen leihen wollt, Herr Hauptmann, wäre ich Euch dankbar.«
    Gibichen sah Paul fragend an, ob der Hass auf Harlau den Burschen zu der Bitte trieb, doch in dessen Gesicht zeichnete sich nur Sorge um das Wohlergehen der Flüchtlinge ab. Daher reichte er dem Burschen eine geladene Pistole. »Lass dir aber nicht einfallen, einfach loszuballern. Unser bester Schutz ist Heimlichkeit!«
    Paul nickte, und um seine Lippen spielte ein seltsam wehmütiges Lächeln, als er die Waffe in die Satteltasche steckte und sein Pferd herumzog.
    Irmela sah ihm nach und schüttelte den Kopf. »Ihr hättet ihn nicht reiten lassen sollen, Herr von Gibichen. Ich bin sicher, er hat etwas vor.«
    »Paul ist ein erfahrener Soldat und hat Major Kiermeier viele Jahre lang treu gedient. Er weiß, worauf es ankommt.« Gibichen wusste selbst nicht, weshalb er so harsch antwortete, doch an diesem Tag störte ihn sogar die Fliege an der Wand. Da er seiner Streitlust nicht länger nachgeben wollte, beschloss er, erst einmal den fehlenden Schlaf der vergangenen Nacht nachzuholen.
    »Ich lege mich hin. Ihr anderen solltet es auch tun. Wenn irgendetwas geschieht, wird Paul uns warnen.« Mit diesen Worten trat er auf die Hütte zu und öffnete die Tür. Wie erwartet, hatte sich seit

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