Die Feuerbraut
Besitz, der ein Stück unterhalb des Jagdschlosses Grünau an der Donau liegt, als vorläufige Wohnstatt zu empfehlen.«
»Ein Gebäude außerhalb der Stadt, wo doch die Schweden schwärmen! Ist Er närrisch geworden?« Es fehlte nicht viel, und Stainach hätte den Mann geschlagen.
Der Lakai wich ein wenig zurück, grinste aber. »Das Gebäude wurde vor etlichen Jahren auf einer Donauinsel errichtet. Nun ist der Flussarm südlich davon verlandet und das Anwesen von einem sumpfigen Auwald umgeben, durch den es kaum ein Durchkommen gibt. Dort wird so bald kein Schwede hinkommen, zumal das Haus auf unserer Seite der Donau liegt. Von dort könnten die Damen viel leichter evakuiert werden als hier in der Stadt, aus der im Augenblick der Not alle Leute zu den rettenden Zillen laufen werden. Um die Damen vor Marodeurenund Plünderern zu schützen, könntet Ihr einen Offizier und ein paar Soldaten abstellen.«
»Und wer sagt, dass unsere eigenen Leute sie nicht ausplündern werden?«, wandte Stainach bissig ein.
Sein Untergebener verbeugte sich lächelnd. »Die Wahl darf natürlich nur auf einen vertrauenswürdigen Offizier und ebensolche Soldaten fallen.«
Irmela räusperte sich, um die Aufmerksamkeit des Höflings auf sich zu lenken. »Ich schlage Hauptmann Kiermeier vor. Er hat an der Brücke sehr umsichtig gehandelt und macht einen verlässlichen Eindruck.«
Stainach warf ihr einen abweisenden Blick zu, und Irmela zog sich sofort wieder in ihr Schneckenhaus zurück.
Sein Gehilfe gab sich jedoch entzückt. »Ein ausgezeichneter Gedanke! Mit ihm zusammen können wir auch den jungen Birkenfels mit dem Schutz der Damen beauftragen.«
»Dann leite Er alles in die Wege! Meine Damen werden mir verzeihen, wenn ich sie nun verlassen muss, doch rufen mich vielfältige Pflichten.« Stainach verbeugte sich vor Meinarda und etwas weniger tief vor Irmela, obwohl diese im Rang über der Freiin stand, und bemühte sich, an Ehrentraud vorbeizusehen.
X.
Während Irmela noch über das Erscheinen des Pfalzgrafen nachsann, der sich trotz seiner bedrängten Lage Zeit für diesen Besuch genommen hatte, erschien Fabian mit einem schäumenden Krug Bier in der Hand.
»Wie geht es euch?«, fragte er mit einer Miene, als wäre mit der geglückten Flucht die Welt wieder in Ordnung.
Irmela jedoch konnte er nicht täuschen. Zwar schien er das, wasgeschehen war, vergessen zu wollen, um nicht ständig die toten Leiber seiner Eltern vor sich zu sehen, doch es reichte nur zu einer gespielten Munterkeit.
»Uns geht es den Umständen entsprechend gut«, antwortete sie mit möglichst gleichmütiger Stimme.
Frau Meinarda stimmte ihr mit einem traurigen Lächeln zu. »Wir befinden uns besser, als wir gestern noch zu hoffen gewagt hätten, und das haben wir deinem Mut und Irmelas ausgezeichnetem Gehör zu verdanken.«
»Gehör? Unsinn, das war Hexerei!«, giftete Ehrentraud sofort.
»Ihre Mutter war eine Hexe, und Irmela ist auch eine.«
»Sei still!«, herrschte Walburga Steglinger sie an. »Mit einer Beschuldigung wie dieser geht man nicht leichtfertig um!«
»Du solltest wirklich deine Zunge hüten«, tadelte auch Freiin Meinarda die Verletzte. »Irmela hat meinem Sohn und mir das Leben gerettet, und das werde ich ihr bis an mein Lebensende danken.«
Von zwei Seiten gerügt, hüllte Ehrentraud sich in Schweigen und kehrte den anderen wieder den Rücken zu.
»Ohne Irmelas scharfe Ohren lägen wir alle kalt und steif im Staub der Straße«, stimmte Fabian den beiden Damen zu und schenkte dem Mädchen, dessen Gesicht immer noch die Spuren seiner Schläge trug, ein entschuldigendes Lächeln.
Walburga Steglinger musterte ihn, als könne sie nicht glauben, dass dieser unfertig wirkende, lang aufgeschossene Bursche am Tag zuvor wie ein kriegserfahrener Mann gehandelt hatte. »Ich konnte zwar nicht vor den Schweden davonlaufen, aber dank deiner und Irmelas Entschlossenheit bin ich wenigstens den Plünderern entkommen. Ein zweites Mal hintereinander wäre ich ungern die Beute geiler Kerle geworden.«
Sie schluckte und sah Meinarda ein wenig kleinlaut an. »Entschuldigt, aber es ist mir so herausgerutscht.«
Meinarda legte ihr in einer beruhigenden Geste die Hand auf den Unterarm. »Es gibt nichts zu entschuldigen, meine Liebe. Ihr habt mein vollstes Mitgefühl für das, was Euch geschehen ist, und mein Verständnis für Eure Bitterkeit.«
Walburga Steglinger interessierte sich jedoch mehr für die Gefahr, die sich für alle am Horizont
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