Die Feuerbraut
werde das Edelfräulein mit Gottes Hilfe am Leben erhalten können, doch die Folgen der Verletzungen werden sichtbar bleiben.«
Die Verstümmelte bäumte sich stöhnend auf. »Es muss doch einen Weg geben, mir mein früheres Aussehen zurückzugeben!«
Die Nonne strich Ehrentraud tröstend über die Stirn. »Bete zur Jungfrau Maria und der heiligen Katharina von Alexandria, die selbst so schlimm geschunden worden ist, damit sie dir beistehen und dir den Trost senden, den du so dringend brauchst!«
»Was nützt mir der Trost der Heiligen, wenn ich ein Scheusal bleibe?« Ehrentraud begann wieder zu kreischen und um sich zu schlagen. Die Oberin befahl ihren Nonnen, einen Beruhigungstrank zu holen und der Verletzten einzuflößen, und winkte dann den Arzt beiseite. »Ihr seht also keine Möglichkeit mehr, diesem armen Kind wenigstens einen Teil ihres früheren Aussehens wiederzugeben, Doktor?«
Forstenheuser schüttelte den Kopf. »Dazu wäre ein Wunder nötig, und die tut Gott in dieser schrecklichen Zeit nicht mehr.« Ungerührt von dem empörten Schnauben der Nonne wies er auf Ehrentrauds Gesicht. »Das Kreuz, das diese verfluchten Ketzer ihr ins Gesicht geschnitten haben, reicht auf der rechten Seite von der Schläfe bis zum Kinn und hätte sie beinahe das rechte Auge gekostet. Von den Verstümmelungen ihrer Brüste will ich gar nicht erst reden. Das Fräulein kann froh sein, dass es noch lebt. Nicht viele Frauen hätten diese Wunden überstanden.«
»Aber wir müssen ihr helfen! Ehrentraud ist immerhin die Nichte des hochehrwürdigen Priors des Klosters von Sankt Michael.« Die Nonne wischte erneut Tränen aus ihren Augen, während der Arzt überrascht aufsah.
»Nun, das ist Glück im Unglück, denn da hat sie jemand, der ihr beisteht. Meines Wissens befindet sich Xaver von Lexenthal in der Stadt. Er hat den Klosterschatz hierher gebracht, damit er den schwedischen Ketzern nicht in die Hände fallen kann.«
Die Oberin wirkte erleichtert, denn nun würde das vor Schmerz und Kummer halbverrückte Mädchen nicht ihr zur Last fallen. »Ich werde ihm Nachricht senden. Wenn Ihr nichts mehr für das Fräulein tun könnt, so seht Euch bitte die übrigen Flüchtlinge an. Walburga Steglinger und eine Magd sind ebenfalls diesen Höllenknechten aus den Nordlanden zum Opfer gefallen, während die anderen Damen durch Gottes Hand gerettet wurden.«
»Walburga Steglinger ist hier? Deren Mann habe ich vorhin in der Stadt gesehen.«
Die Oberin schlug das Kreuz. »Gott im Himmel sei gedankt! Er muss sofort erfahren, dass seine Frau den schwedischen Ketzern lebend entkommen ist.«
»Das übernehme ich.« Forstenheuser schien froh zu sein, wenigstens eine gute Nachricht überbringen zu können, und verabschiedete sich von der Nonne mit dem Versprechen, Rudolf Steglinger suchen zu lassen.
IX.
Irmela hatte sich so in ihre Erschöpfung und ihre Trauer eingesponnen, dass ihr Fabians Abwesenheit erst später am Tag auffiel. Zunächst nahm sie an, er wäre die Enge leid geworden undhätte die Einsamkeit gesucht. Meinarda erklärte ihr jedoch, dass Fabian ein anderes Quartier zugewiesen bekommen hatte.
»Das war auch richtig so! Schließlich gehört es sich nicht, wenn ein Mann allein unter uns Damen nächtigt«, setzte sie mit Nachdruck hinzu.
Irmela wunderte sich ein wenig, weil die Freiin trotz ihrer Trauer und der Situation in dieser Stadt so viel Wert auf Konventionen legte. Es erschien ihr lächerlich, Fabian zu verbieten, bei ihnen zu bleiben, denn im Rest des Raumes schliefen mehr Männer als Frauen. Sie fühlte sich jedoch zu erschöpft, um mit Meinarda zu diskutieren, und es interessierte sie mehr, wie es nun weitergehen sollte. Auf dem Herrensitz ihrer Familie saß nun wohl bereits eine Kreatur der Schweden. Es hieß, König Gustav Adolf pflegte seine Anhänger mit den Gütern der vertriebenen Katholiken zu belohnen. Fabian würde der Verlust seines Elternhauses noch stärker treffen, denn Gut Birkenfels, das seiner Familie den Namen gegeben hatte, war der einzige Besitz seines Vaters gewesen. Nun gehörte ihm nicht mehr als die Kleidung, die er auf dem Leib trug, und die Waffe, mit der er sie und die anderen Frauen verteidigt hatte.
Der Spielgefährte ihrer Kindertage tat ihr leid, doch sie sah keine Möglichkeit, ihm zu helfen. Zwar nannte ihre Familie noch weitere Besitzungen ihr Eigen, aber sie hatte sich nie dafür interessiert, wo diese liegen mochten. Wahrscheinlich waren auch diese Ländereien den Ketzern in
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