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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Teglenburg könnte ihn für einen Aufschneider halten, der vor dem jungen Mann mit einem höheren Rang angegeben hatte.
    Frau Meinarda gefiel die Bescheidenheit des Hauptmanns, und sie musterte ihn so freundlich, dass es Kiermeier unter der Uniformjacke warm wurde.
    Irmela hatte keinen Sinn für den Austausch von Artigkeiten. »Hauptmann Kiermeier, Ihr sagtet eben, Seine Gnaden würde Neuburg bald verlassen, und wir könnten mit ihm reisen. Dann ist die Stadt wohl kein sicherer Ort.«
    »Da habt Ihr leider recht, Komtesse. Die Befestigungsanlagen, die unter dem Pfalzgrafen Philipp Ludwig, dem Vater unseres jetzigen Souveräns, geplant und begonnen wurden, sind nochunfertig und lückenhaft. Wenn die Schweden vor der Stadt erscheinen, werden sie sie auch einnehmen, ob nun die Brücke in Flammen aufgeht oder nicht.«
    »Jetzt verratet Ihr militärische Geheimnisse«, zog Meinarda den Hauptmann auf.
    Kiermeier straffte die Schultern und legte die linke Hand auf den Knauf seines Pallaschs. »Ich sage nur die Wahrheit, um den Damen die Notwendigkeit der Evakuierung vor Augen zu führen.«
    »Ich danke Euch für Eure Aufrichtigkeit und hoffe, Ihr könnt uns heute noch fortbringen. Eine weitere Nacht möchte ich ungern hier verbringen.« Meinarda schüttelte es, denn der Geruch der vielen Menschen, die in dem Saal nächtigten, nahm ihr selbst dann noch den Atem, wenn Fenster und Türen weit offenstanden.
    Über Kiermeiers Gesicht zog eine leichte Röte. »Vorher habe ich noch eine Aufgabe zu erfüllen, und aus diesem Grund bitte ich um die Erlaubnis, mich verabschieden zu dürfen.« Kiermeier verbeugte sich, ohne deutlicher zu werden, und griff nach dem Vorhang, um die Damen zu verlassen.
    Fabian blieb jedoch stehen und blickte Irmela und Meinarda entschuldigend an. »Wir wollen zu unserem Wagenzug zurückkehren und nachsehen, ob wir die Leiber unserer Toten bergen können. Die Schweden, die ihn überfallen haben, dürften zu einem Erkundungstrupp gehören, der höchstwahrscheinlich zum Hauptheer zurückgekehrt ist.«
    »O ja! Bitte tut das, und bringt den Leichnam meines Gemahls hierher, damit er in geweihter Erde begraben werden kann.« Meinardas Ausruf brachte Kiermeier dazu, sich noch einmal zu ihr umzudrehen.
    »Wenn es in meiner Macht steht, werde ich es tun, meine Dame!«

XI.
    Kaum war der Hauptmann gegangen, begann Johanna zu hetzen und kritisierte mit gedämpfter Stimme den Pfalzgrafen und Neuburger Herzog, der ihnen Schutz versprochen hätte und sie nun unterwegs abladen wolle wie überflüssige Gepäckstücke. In einem einsamen Gutshof, so behauptete sie, würden sie ganz gewiss den Schweden zum Opfer fallen.
    Meinarda versuchte eine Weile, ihr boshaftes Gerede zu ignorieren, aber dann ging es ihr zu weit. »Ich halte es für eine gute Entscheidung, nach Passau zu ziehen. Von da aus ist es nicht weit nach Böhmen, über das Herr von Wallenstein als Vertreter des Kaisers herrscht. Er wird uns gewiss den Schutz angedeihen lassen, den wir benötigen.«
    Sie wollte noch mehr sagen, doch im Eingangsbereich klangen wieder Stimmen auf; und kurz darauf hob ein Mann in der aufwendig gestalteten Tracht eines Dominikanerpriors den Vorhang. Ihm folgte Rudolf Steglinger mit einer Miene, die zwischen Trotz und grimmiger Zufriedenheit schwankte. Er sah seine Frau nicht einmal an, sondern hielt sich hinter dem Prior, als benötige er ihn als Schutzschild.
    »Jetzt sagt schon Euer Sprüchlein auf!«, forderte er den Dominikaner auf.
    Sein Drängen schien den Prior zu verärgern, denn er warf Steglinger einen tadelnden Blick zu, setzte dann aber eine hochmütige Miene auf und musterte Walburga wie eine Raupe, die es gewagt hatte, sich auf seine Kutte zu setzen.
    »Euer Ehemann ist nach der Morgenmesse zu mir und den Oberhäuptern der heiligen Kirche in dieser Stadt gekommen, um sein Gewissen zu erleichtern. Es ist ihm nach dem, was gestern mit Euch geschehen ist, nicht mehr möglich, in ehelicher Gemeinschaft mit Euch zu leben. Daher hat er die heilige Kirchegebeten, Eure Ehe aufzulösen, damit er in Zukunft mit einer anderen Frau als Mann und Weib zusammenleben kann. Es ist sein Wunsch, dass Ihr Euch in ein Kloster begebt und dort für Euer Seelenheil betet.«
    Er trug die für sich schon harten Worte so schonungslos vor, als sei Walburga eine Sünderin, die sich vorsätzlich gegen ihren Mann und die heilige Kirche vergangen habe, und keine Frau, die einer entfesselten Soldateska zum Opfer gefallen war. Während Meinarda von

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