Die Feuerbraut
aufbaute. »Weiß man schon, wo die Schweden jetzt stehen?«
Fabian strich über den Griff seines Rapiers. »Wie es heißt, soll Gustav Adolf sein gesamtes Heer an die Donau geführt haben und bereitet sich darauf vor überzusetzen. Herr von Tilly sammelt gleichzeitig die Unsrigen, um ihn daran zu hindern.«
»Was muss ich hören? Du plauderst militärische Geheimnisse vor Zivilpersonen aus? Wärst du Soldat, kämst du dafür in den Kerker oder würdest gar gehängt.« Unbemerkt war Hauptmann Kiermeier eingetreten und zerzauste nun Fabians dunkelblonden Schopf. Dabei vergaß er nicht, sich tief vor Meinarda zu verbeugen. Auch wenn ihre Güter von den Schweden besetzt worden waren, so besaß sie Einfluss bei Hofe und vermochte einem vermögenslosen Offizier wie ihm durchaus zu helfen, die Karriereleiter höher zu steigen. Für einen Augenblick dachte Kiermeier daran, dass die Dame Witwe geworden war und in einem Jahr wieder einen Ehemann benötigte, schob diesen Gedanken jedoch sofort beiseite. Der Standesunterschied zwischen der Tochter eines Reichsfreiherrn und einem einfachen Edelmann wie ihm war leider zu groß.
Meinardas Blick ruhte durchaus wohlgefällig auf dem stattlichen Offizier, der etwa in ihrem Alter sein musste. »Ihr dürft dem guten Fabian nicht böse sein. Wir fragten nur aus Angst vor diesen ketzerischen Ungeheuern. Ein zweites Mal wollen wir ihnen nicht mehr begegnen.«
»Das wird auch nicht geschehen. Herr von Stainach hat mir den Befehl erteilt, Euer Erlaucht sowie Eure Begleiterinnen nochheute zu dem Haus über dem Strom zu eskortieren. Der Aufenthalt dort wird aber nur von kurzer Dauer sein, denn Ihr werdet zusammen mit dem Reisezug des Herzogs aufbrechen und diesen bis Passau begleiten. Ein Stück nördlich der Stadt befindet sich, wie Herr von Stainach in Erfahrung bringen konnte, ein weiterer, recht abgelegener Besitz der Familie Hochberg, und der dürfte der geeignete Wohnort für Euch und Komtesse Irmela sein, bis die Ketzertruppen wieder aus dem Land gefegt worden sind. Eine Weiterfahrt nach Wien wäre möglich, aber sicher nicht in Eurem Interesse. Wenn die Schweden weiterhin mit dieser Geschwindigkeit vorrücken, wird die Kaiserstadt von Flüchtlingen ebenso überfüllt sein wie Neuburg in diesen Tagen und die Preise für Lebensmittel und Unterkunft kaum noch erschwinglich.«
Meinarda kniff enttäuscht die Lippen zusammen, sagte aber nichts, das Kiermeier verletzen könnte. Seine Worte hatten ihr verraten, dass Herr von Stainach sie und ihre Schicksalsgefährtinnen letztlich als Ballast ansah, dessen er sich so bald wie möglich entledigen wollte. Auch schien Herzog Wolfgang Wilhelms Kasse nicht gut genug gefüllt zu sein, um neben dem engeren Hofstaat und der Dienerschaft weitere Leute unterbringen und verköstigen zu können.
Während die Freiin versuchte, mit dem Gefühl fertig zu werden, nur noch eine schutzlose Witwe zu sein, mit der man bei Hofe nach Belieben umspringen konnte, blickte Irmela den Hauptmann erstaunt an. »Ich wusste gar nicht, dass unsere Familie über einen Besitz direkt an der Donau verfügt.«
»Nach dem Tod Eures Vaters seid Ihr seine einzige Erbin. Herr von Stainach hat Treuhänder bestellt, die Eure Liegenschaften verwalten werden, und sich dabei kundig gemacht, was Euch gehört, Komtesse.« Obwohl Irmela von höherem Adel war als die Freiin, fühlte Kiermeier nicht die geringsteNeigung, seine Bekanntschaft mit ihr zu vertiefen, denn er hielt sie wegen ihrer Größe und ihrer eckigen Gestalt noch für ein Kind.
»Fabian von Birkenfels wird uns begleiten. Wegen seiner Tapferkeit und der Tatsache, dass der Herzog auf keinen jungen Mann aus gutem Hause in seinem Heer verzichten kann, hat Herr von Stainach ihm den Rang eines Kornetts bei meiner Kompanie verschafft. Sobald wir Euch glücklich in Passau abgeliefert haben, werden wir zu unseren Truppen stoßen.« Kiermeier zwinkerte Fabian dabei anerkennend zu.
Dieser erwiderte das Lächeln etwas verlegen und blickte Meinarda an. »Herr von Kiermeier hat mich in seinem Quartier untergebracht. Es liegt auf der Donauinsel, so dass er die Brücke sperren kann, sobald die Schweden sich ihr nähern.«
»Diese Aufgabe übernimmt jetzt ein anderer Offizier, da ich den Damen zugeteilt worden bin. Fabian, wenn du mich meinst, so lass das ›von‹ weg. Ich bin nur ein einfacher Adeliger, der sich diese Standeserhöhung noch verdienen muss.« Kiermeier wirkte peinlich berührt, da er befürchtete, Meinarda von
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