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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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kleine Hexe aus lauter Bosheit dem Feind zum Fraß vorgeworfen!«
    Der Prior richtete sich steif auf. »Welche Hexe?«
    »Irmela von Hochberg! Dieses kleine Miststück hat alle anderen Frauen mit ihren Hexenkräften dazu gebracht, ihr zu folgen, während ihr Blick mich auf die Stelle gebannt hat, an der ich stand. Ich habe mich nicht rühren können, bis die Schweden über mir waren.« Ehrentraud verbannte die Tatsache aus demGedächtnis, dass andere Frauen gleich ihr vergewaltigt und einige gar umgebracht oder mitgeschleppt worden waren.
    Unter Tränen fasste sie die Hände ihres Onkels. »Ihr müsst mir helfen, Oheim! So kann ich nicht weiterleben. Ich galt als die schönste Jungfrau im Land! Nun werden sich alle Kavaliere von mir abwenden und mir sogar diese Spitzmaus von einer Hochberg vorziehen.«
    Lexenthal fasste seine Nichte mit hartem Griff bei der Schulter. »Was hattest du mit einem Mitglied dieser verfluchten Sippe zu schaffen?«
    »Sie war bei dem Flüchtlingszug und hat die Gelegenheit ausgenutzt, mich den Schweden auszuliefern, weil sie mich wegen meiner Schönheit beneidet hat!«
    Wohl jeder andere hätte Ehrentrauds Worte als Ausdruck eines kleinlichen, fiebernden Gemüts angesehen. Der Prior erinnerte sich jedoch nur allzu gut an seinen persönlichen Konflikt mit dieser Familie, der ihn für Jahre am Aufstieg in der Hierarchie des Ordens behindert hatte und sich immer noch nachteilig für ihn auswirkte. Daher nahm er die Beschuldigung für bare Münze.
    »Schon wieder gereicht die Tat einer Hochberg unserer Familie zum Schaden! Verflucht soll sie sein, und die andere mit ihr.«
    In seinen Gedanken stieg die Erinnerung an jene Zeit wieder auf, in der er das Gewand eines einfachen Mönchs getragen hatte. Damals war er Gerüchten nachgegangen, die sich um Irmhilde von Hochberg rankten, und hatte Beweise in die Hand bekommen, mit denen er sie als Hexe anklagen konnte. Doch als er die Frau verhaften lassen wollte, griff der Pfalzgraf persönlich ein, und sein eigener Abt verbot ihm, die Sache weiter zu verfolgen. Natürlich hatte er sich dagegen gewehrt und die Anklage mit weiteren Beweisen unterfüttert, daraufhin aber wurde er für mehr als ein halbes Jahrzehnt in einfernes Kloster seines Ordens verbannt. Die Angelegenheit hätte ihn die Karriere gekostet, wenn er nicht Freunde außerhalb der Jungen Pfalz gehabt hätte. Mit deren Hilfe war er es ihm schließlich gelungen, zum Prior eines nachrangigen Klosters aufzusteigen. Manchmal stellte er sich vor, was er hätte erreichen können, wenn es ihm damals gelungen wäre, die Hochberg-Hexe der kirchlichen und irdischen Gerechtigkeit zu übereignen, und diese Überlegungen fachten seine Wut über die damalige Niederlage stets aufs Neue an.
    Als er nun von Ehrentraud erfuhr, dass die Tochter jener Frau sie verhext habe, war ihm sofort klar, dass Irmhilde von Hochberg ihre Kräfte auf Irmela übertragen hatte, um noch aus dem Grab heraus Leid verbreiten zu können. Voller Zorn stampfte er mit dem Fuß auf. »Nun weiß ich, warum dieses Schandweib dich verdorben hat. Es geschah aus finsterster Rachsucht! Damals wäre es mir beinahe gelungen, die alte Hexe zu Fall zu bringen, und wenn es einen Gott im Himmel gibt, wird er mir beistehen, ihre Tochter zu überführen.«
    Sein Gesicht verzerrte sich zu einer hasserfüllten Grimasse. Zuerst schrak Ehrentraud vor ihm zurück, denn sie hatte ihn noch nie so außer sich gesehen. Dann begriff sie, dass er für sie an Irmela Rache üben konnte, die ihre Ehre als Jungfrau und ihre glatte Haut hatte retten können, und stellte sich vor, wie dieses widerwärtige kleine Biest nach den Verhören durch den Hexenrichter aussehen würde.
    Währenddessen waren Meinarda, Walburga und Irmela auf den Innenhof der Residenz hinausgetreten, in dem die Knechte und Mägde immer noch fleißig Möbel und Kisten aus den Gebäuden schleppten. Irmela, die bei ihrem letzten Besuch in der Residenz noch kein Interesse für die Pracht der Gebäude und ihres Mobiliars gehabt hatte, ließ ihren Blick nun über die Köpfe der umhereilenden Menschen schweifen und betrachtete die lebendig wirkendenMalereien, die die Wände des Hauptflügels schmückten und Szenen aus der Bibel darstellten.
    Meinarda interessierte sich an diesem Tag nicht für Kunstwerke, sondern hielt Walburgas Rechte fest und tätschelte deren Unterarm. »Bei allen Heiligen! Heute zweifle ich beinahe noch mehr als gestern an Gottes Gerechtigkeit. Wie kann ein Mann nur so schlecht

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