Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
Vom Netzwerk:
war jedoch nicht bereit, zurückzustecken und auf das Geld zu verzichten, zumal Fabians Beispiel andere dazu verführen würde, ihre Spielschulden ebenfalls nicht zu zahlen.
    »Das Spiel ist eine ernste Sache, bei dem man zu seinem Wort stehen muss. Also her mit den Gulden, oder …« Heimsburg legte eine kleine Pause ein. »Oder hat Er gar keine hundertfünfzig Gulden und weiß nicht zu zahlen?«
    »Ihr werdet das Geld bekommen!« Und wenn ich es stehlen muss, setzte Fabian in Gedanken hinzu.
    »Ich bin nicht gewillt zu warten. Entweder legt Er mir das Geld sofort auf den Tisch, oder ich muss Ihn einen Hundsfott nennen.«Heimsburg machte es Spaß, Fabian wie eine Ratte in die Ecke zu treiben.
    Der Ärger über seinen Spielgegner überwog Fabians Entsetzen über den Spielverlust. »Wenn Euch mein Ehrenwort nicht genügt, vermag ich Euch nicht zu helfen!«
    An dieser patzigen Antwort hatte Heimsburg zu schlucken. »Der Hänfling will wohl aufmucken!«
    Gibichen und ein paar andere traten näher, denn die beiden Spieler sahen so aus, als wollten sie einander an die Kehle gehen.
    Heimsburg stieß ein paar Flüche aus und starrte Fabian zornig an. »Es wird wohl nötig sein, das Bürschchen auf die passende Größe zurechtzustutzen, damit es weiß, wie es sich im Kreise erwachsener Männer zu benehmen hat.«
    Fabian begriff ebenso deutlich wie alle anderen, worauf der andere aus war. Entweder er legte ihm das Geld auf den Tisch, oder es würde zum Zweikampf kommen. Der Zorn, von einem Mann, den er als Kameraden angesehen hatte, auf eine so gemeine Weise aufs Eis geführt worden zu sein, ließ ihn rotsehen, und ehe Heimsburg sich versah, hatte Fabian ihn mit der Rechten ins Gesicht geschlagen. »Ihm gehören eher Prügel wie einem Bauern!« Bevor Heimsburg seine Verblüffung über den Schlag überwunden und sich wieder gefasst hatte, zog Gibichen Fabian aus dessen Reichweite.
    Heimsburg rieb sich unbewusst über die schmerzende Wange und langte mit der anderen Hand zum Knauf seines Pallaschs. »Es gilt! Wir werden uns morgen früh um sechs bei der Trauerweide am kleinen Teich treffen. Beichte vorher noch, damit du nicht als armseliger Sünder vor deinen Herrgott treten musst.«
    Sowohl Heimsburg wie auch Fabian hatten den Anlass zu ihrem Streit beinahe schon vergessen und drängten danach, ihre Klingen zu kreuzen. Heimsburg wusste, dass er sich in der besseren Position befand, denn sein Gegner würde die Folgenseines Rausches bis zum Morgen noch nicht überwunden haben. Fabian aber war nur von dem Gedanken erfüllt, unter allen Umständen seine Ehre verteidigen zu müssen. Mit viel Mühe gelang es ihm, gerade zu stehen und sich vor Heimsburg zu verbeugen. Dann drehte er sich um und verließ mit staksigen Schritten das Zelt.
    Gibichen folgte ihm, weil er sich schämte, den Grünschnabel nicht vor Heimsburgs Schlichen gewarnt zu haben. Er kannte den Hauptmann gut genug, um sicher zu sein, dass dieser sich mit nichts anderem als dem Tod seines Gegners zufriedengeben würde. Da die Würfel nun einmal rollten, würde Fabian dieses Spiel zu Ende bringen müssen, ganz gleich, wie es ausging. Zu Gibichens Verwunderung war der Junge sogar noch fähig, sein Zelt ohne Hilfe zu finden. Daher blieb er stehen und kratzte sich am Kopf. Nach kurzem Überlegen entschloss er sich, Hauptmann Kiermeier aufzusuchen. Vielleicht hatte dieser eine Idee, wie man die verfahrene Situation in den Griff bekommen konnte.

VIII.
    Fabian hatte es gerade noch bis auf sein Feldbett geschafft und war eingeschlafen, ohne sich auch nur den Gürtel öffnen zu können. Wenig später rüttelte ihn jemand wach. »Was ist, greifen die Schweden an?«, murmelte er noch halb in einem Alptraum gefangen.
    »Ich wollte, es wäre so. Das würde dich nämlich vor einer riesengroßen Dummheit bewahren.« Es dauerte einen Augenblick, bis Fabian die Stimme seines Freundes und Vorgesetzten Anselm Kiermeier erkannte. Die Augen des untersetzten Offiziers sprühten schier Funken, und er sah aus, als würde er ihn am liebsten ohrfeigen.
    »Ich hatte dir gesagt, du sollst die Finger von den Würfeln lassen! Doch du wolltest mir nicht glauben. Soldaten sind ein rauhes Volk, ein Leben gilt ihnen wenig. Du wirst von Glück sagen können, wenn du morgen nicht am Wegesrand verscharrt und von allen Menschen vergessen wirst. Du bist ein Narr, um Geld zu spielen, das du nicht besitzt, und dich dann auch noch zu einem Zweikampf herausfordern zu lassen.«
    »Ich konnte nicht anders.

Weitere Kostenlose Bücher