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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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hatte. Aber nun durfte er erst recht nicht aufgeben. Seine Hand fiel schwer auf ihre Schulter, und er blickte auf sie herab. »Du wirst mir alles berichten, was diese Hexe gesagt oder getan hat.«
    Ehrentraud öffnete den Mund, schloss ihn aber sofort wieder. In ihre Gedanken und Gefühle verstrickt, hatte sie kaum auf Irmela geachtet und wusste nun nicht, wie sie beginnen sollte. »Über ihre Hexerei kann ich dir nichts berichten. Das kleine Biest hat seine Zauberei so heimlich und geschickt eingesetzt, dass ich nichts bemerkt habe. Einmal hat sie versucht, meine Narben anzufassen, aber ich habe ihre Hände schnell weggeschlagen, sonst hat sich nichts Auffälliges zugetragen.«
    Lexenthal stieß die Luft aus. Seit er Irmela vor einem guten Jahr das erste Mal gesehen hatte, war er felsenfest davon überzeugt, dass sie mit unheimlichen Kräften im Bunde stand. Wären diese ihr von Christus und der Heiligen Jungfrau verliehen worden, hätte sie alle Frauen und Mädchen des Flüchtlingszugs retten können und nicht nur einige wenige. Es war auch kein Zufall, dass ausgerechnet seine Nichte den Schweden zum Opfer gefallen war. Irmela und ihr Herr, der Teufel, hatten ihr das angetan, um ihn zu demütigen.
    »Du wirst diese Hexe weiterhin unter Beobachtung halten! Wenn es dir gelingt, die kleine Hochberg als Dienerin des Teufels zu entlarven, werde ich einen passenden Ehemann für dich finden. Das ist ein Versprechen!«
    »So einen wie Rudolf Steglinger? Einen, der seinen Stammbaum mit dem meinen veredeln will?« Ehrentraud klang bitter, doch gleichzeitig dachte sie an Fabian, in dessen Armen sie sich ganz als Frau gefühlt hatte. Wenn diese hässlichen neuen Narben nicht wären, könnte doch noch alles gut werden.
    Sie hob den Kopf und blickte zu dem Prior auf. »Ich werde alles für Euch tun, hochehrwürdigster Herr Oheim!«
    Ihre Gedanken aber befassten sich weniger mit Irmela als mit der Kunst mächtigerer Hexen. Wenn Zauberei Schuld an ihren Narben trug, musste die höllische Kunst sie auch wieder beseitigen können.

VI.
    Als der Prior seine Nichte verließ, verlockte es ihn, Irmela rufen zu lassen, um selbst zu sehen, ob er verdächtige Zeichen an ihr feststellen konnte. Doch damit hätte er die kleine Hexe gewarnt, und das durfte er nicht. Freundlicher als sonst verabschiedete er sich von Ehrentraud und verließ den Gasthof mit dem Gefühl,alles in die Wege geleitet zu haben, damit Gottes Gerechtigkeit siegen konnte.
    Johanna blickte ihm nach, bis er im Gewühl der Gassen verschwand. Dann schlüpfte sie in Ehrentrauds Kammer, verriegelte die Tür und warf sich rücklings aufs Bett. »Na, was wollte die alte Krähe von dir?«
    »Du solltest etwas respektvoller von meinem Oheim reden! Immerhin ist er ein hochwürdigster Herr Prior und sehr von sich überzeugt.« Ehrentraud kicherte, denn mit der Angst vor ihrem Onkel war auch ihre Ehrerbietung für ihn verschwunden. Mit einer geschmeidigen Bewegung erhob sie sich, legte sich auf Johanna und presste diese mit ihrem Gewicht in die Laken.
    »Na, was willst du jetzt tun?«, fragte sie anzüglich.
    Ihre Freundin lachte und griff ihr zwischen die Beine. Ehrentraud keuchte auf und rollte weg, ließ es aber zu, dass Johanna sie entkleidete. Dann sah sie erwartungsvoll zu, wie diese sich auszog und jenes Spiel begann, das beide so liebten. Als sie einige Zeit später eng umschlungen unter der Decke lagen, küsste Ehrentraud Johanna und flüsterte ihr ins Ohr: »Mein Oheim hält deine Nichte noch immer für eine Hexe und will sie als solche entlarven. Es wird dich gewiss nicht so sehr betrüben, wenn das kleine Biest über kurz oder lang auf dem Scheiterhaufen endet.«
    Johanna erging sich in Beschimpfungen gegen Irmela, und ihre Freundin fiel leise, aber mit großer Energie darin ein. Dabei offenbarte diese Johanna die Pläne des Priors. »Mein Onkel will, dass ich die kleine Hexe beobachte und ihm alles berichte, was ich über sie in Erfahrung bringen kann. Er braucht Beweise, um sie brennen zu lassen! Hilf mir, mich für das zu rächen, was sie mir angetan hat.« Sie wurde mit jedem Wort lauter, und Johanna vermochte sie nur mit Mühe zu beruhigen.
    Als Ehrentraud sich halbwegs gefasst hatte, packte sie Johanna bei den Schultern. »Fänden wir den entscheidenden Beweis fürIrmelas Schuld, würde es sich für uns beide lohnen! Wer den Behörden eine Hexe meldet, erhält einen Teil von deren Besitz. Dann wären wir beide reich!«
    Johannas Gedanken rasten. Irmelas Erbe war

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