Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)
»Wir sollten überlegen, wie wir Leandra befreien können.«
»Wenn wir es können«, meinte Serafine niedergeschlagen.
»Ich werde einen Weg finden«, sagte ich und stand auf. »Ich muss Lanzenmajor Wendis sprechen. Er ist der Stützpunktkommandant, und es liegt an ihm, ob wir ein Schiff bekommen oder nicht.«
Als ich an die Tür trat, hob Zokora den Kopf. »Havald, ich bin weit von meinem Tempel entfernt. Solante ist zwar auch dort, wo ihre Geschwister sind, aber außerhalb der tiefen Höhlen ist meine Fähigkeit zur Heilung eingeschränkt. Also geh und hole einen Priester des Gottes Boron für Varosch.«
Ich fand Wendis im Hafen, während gut zwei Dutzend Soldaten den Rest der Ladung löschten, die nicht von den Soldaten Thalaks über Bord geworfen worden war.
»Sie wird nie wieder segeln, General«, sagte Wendis zur Begrüßung. »Es ist ein Wunder, dass sie nicht auseinandergebrochen ist. Die Schiffsbauer in Bessarein verstehen etwas von ihrem Handwerk.« Er sah mich aufmerksam an. »Wie geht es Euren Freunden?«
»Einer von ihnen braucht priesterliche Hilfe«, sagte ich. »Ich bin auf dem Weg zum Tempel des Boron, um dort nach einem Heiler zu fragen.« Mir fiel etwas ein. »Ich habe soeben erfahren, dass noch ein anderes Schiff, die Ormul , gekapert wurde. Es sieht sogar so aus, als hätte der Feind gezielt auf die Lanze und die Ormul Jagd gemacht. Fürst Celan, der Anführer der Truppen Thalaks auf den Feuerinseln, wollte Leandra, deshalb ließ er die Lanze aufbringen. Aber warum er hinter der Ormul her war, weiß ich nicht.«
Er blickte missmutig drein. »Es wird ein ähnlicher Grund gewesen sein. Etwas oder jemand Wichtiges war auf dem Schiff, das scheint mir sicher.«
»Wollt Ihr mir das näher erklären?«
»Ich weiß selbst nichts Genaues«, sagte der Lanzenmajor zurückhaltend. »Ich weiß nur, dass man in Askir sehr an dem Schicksal der Ormul interessiert ist. Aber ich kann nur spekulieren.«
Ich nahm mir vor, Blix zu fragen. Der Mann hielt seine Ohren offen und besaß ebenfalls ein Interesse an dem gekaperten Schiff. Vielleicht wusste er mehr.
Jetzt erst hatte ich die Muße, mir die Lanze näher anzuschauen. Überall waren die Spuren des Kampfs zu sehen, ich versuchte mir vorzustellen, wie Zokora die Dunkelheit um sich hüllte und ungesehen zuschlug, Angst und Panik unter den Seeleuten verbreitete … und fragte mich zum wiederholten Mal, ob ich mich in ihr täuschte oder ob sie wirklich so ein guter Freund war, wie ich glaubte.
»Wir haben etwas gefunden«, meinte Wendis jetzt. »Das Enterkommando brachte Karten mit an Bord. Sehr interessante Karten, wie ich meine. Wollt Ihr sie Euch ansehen?«
Ich folgte Wendis in die Achterkabine der Lanze . Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, dass ich sie das letzte Mal gesehen hatte, und doch waren es nur wenige Tage. In der Ecke lag noch immer meine Bettrolle, aber sie war blutgetränkt, und ein großer dunkler Fleck verunzierte den Boden.
»Diese Karten können uns sehr nützlich sein. Auf ihnen sind Länder eingetragen, von denen ich noch nie gehört habe. Auch Eure Heimat ist offenbar dabei.« Wendis trat an das Regal heran und zog eine Karte heraus, die er auf dem Tisch ausbreitete und mit zwei Dolchen beschwerte. »Hier ist Eure Heimat, General«, sagte er und wies auf die Drei Reiche. Sie waren auch für mich leicht zu finden, dort war die Bucht von Kelar, und auch die Donnerberge waren eingezeichnet. »Diese Küstenlinie hier ist gut tausend Meilen lang, und wie Ihr seht, beansprucht das Kaiserreich Thalak all diese Länder für sich. Einige sind kaum mehr als Grafschaften oder Herzogtümer, andere weitaus größer. Zählt man Illian nicht mit, aber Jasfar und Letasan, dann hat Thalak siebenundzwanzig Königreiche erobert und eine Ausdehnung erreicht, die fast das Vierfache des Alten Reichs darstellt. Hier unten …«, er zeigte mit seinem Finger auf eine lange Grenzlinie, »… das ist Xiang. Wir kennen es als das Zweite Reich oder das Goldene Reich.« Er schmunzelte. »Dort sollen die Straßen mit Gold gepflastert sein. Sagt man wenigstens. Ich kenne jemanden, der seinen Lebensunterhalt damit bestreitet, die Handelskarawanen dorthin zu eskortieren. Er sagt, dass man entweder dabei verreckt oder als reicher Mann zurückkehrt. Aber er sah dort nie Gold auf der Straße liegen.«
»Was ist mit diesem Reich … Xang?«
»Xiang«, berichtigte mich Wendis. »Wie Ihr seht, ist die Karte nicht vollständig, die Kartographen Thalaks scheinen nicht
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