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Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)

Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)

Titel: Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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verbergen. Die junge Frau starrte immer noch durch mich hindurch. Also gut, wenn sie es so wünschte. Mir war es einerlei.
    Ich legte meinen Packen in die Kabine und ging hoch aufs Achterdeck, wohin Varosch mir folgte. Sollte sich Leandra den Kopf über diese Frau zerbrechen. Auch Varosch hatte seinen Packen in die Kabine gelegt, doch er hielt seine Armbrust in den Händen und trug einen Köcher mit gut zwanzig Bolzen an seiner Seite. Dass hier im Hafen etwas geschah, war mehr als unwahrscheinlich, doch wir hatten gelernt, vorsichtig zu sein.
    Ich lehnte mich neben ihn an die Reling und sah ihn fragend an. »Also, Varosch, was gibt es?«
    Er seufzte. »Ich weiß nicht, ob es mir zusteht«, begann er, und ich hob die Hand, um ihn zu unterbrechen.
    »Sag einfach, was du sagen willst.«
    Er holte tief Luft. »Es ist nicht gut, mit seinem Gott im Zwist zu liegen«, platzte er dann heraus. »Es sind Götter. Sie wissen, was sie tun. Wenn nicht sie, wer dann?« Er fuhr sich über das Haar. »Ist es wahr, dass Ihr die Insel des Gottes betreten habt?«
    »Es ist ein Podest aus Stein. Es ist Soltar geweiht, wie seine Statue auch. Aber es wurde von Menschenhand erschaffen.« Ich stützte mich auf die Reling und schaute hinaus auf das Wasser des Gazar. Es war jetzt kurz vor Mittag, die Sonne stand hoch am Himmel, und es war gleißend hell. Kein Wunder, dass sich Zokora in die Kabine zurückgezogen hatte. »Beides ist aus Stein. Es ist nichts Besonderes daran, außer dass es geweihter Stein ist.« Ich drehte mich um, sodass ich mit dem Rücken am Geländer lehnte, und musterte den Scharfschützen. »Es braucht dich nicht zu berühren, Freund Varosch«, sagte ich leise. »Es ist eine private Angelegenheit zwischen Soltar und mir.«
    »Ist es nicht überheblich, so zu denken?«
    »Das mag sein«, gab ich zu. »Aber es war nie anders.« Ich blickte zum Himmel auf. Dort sollten die Götter wohnen. Alle Götter. Also auch der Namenlose? Irgendwie passte es nicht zu ihm. Seine Anhänger jedenfalls suchten sich Verstecke, die vom Licht nie berührt wurden. Irgendwo weit unter uns nagten die Fische nun an den Leichen seiner Anhänger. Und an dreizehn unschuldigen Opfern.
    »Darf ich fragen, wie das möglich ist?«
    Ich seufzte. »Warum nicht? Es ist kein Geheimnis.« Ich wandte mich wieder ihm zu. »Ich war ein Kind, als ich einen Kanten Brot von seinem Altar stahl. Meine Schwester hatte Hunger, ich wusste mir nicht anders zu helfen. Einer seiner Priester ertappte mich dabei und gab mir einen Tritt, der mich in Soltars Namen taufte, denn ich landete im heiligen Wasser des Grabens.« Ich blickte in Varoschs ernstes Gesicht. »Seine Priester brachten mir viele Dinge bei und waren gut zu meiner Schwester und mir. Allein dafür hätte ich alles getan, was er von mir wollte. Aber …« Ich zuckte mit den Schultern. »Weißt du, Varosch, ich hatte nie eine Wahl. Hätte ich mich aus freien Stücken für ihn entschieden, wäre es vielleicht anders. So aber fühlt es sich an, als ob er mich zwingt , sein Werk zu verrichten.«
    »Ihr folgt ihm nicht aus freiem Willen?«
    »Doch«, sagte ich. »Es war mein freier Wille. Meine Wahl. Aber ich hatte nie eine andere. Nachdem der Herr der Puppen tot war und sein Tempel vernichtet, hoffte ich, er lässt mich gehen. Dann nahm er Natalyia und verweigerte mir den Zutritt zu seinem Reich.« Ich rieb mir die Augen im gleißenden Licht. »Ich folge ihm wie ein störrischer Esel, dem der Weg zu weit geworden ist. Und wie bei einem Esel hält er mir die Karotte hin oder benutzt den Stock.« Ich schüttelte den Kopf. »Ich sehe wenig Sinn in dem, was er von mir verlangt. Der Tempel des Namenlosen ist vernichtet, aber noch heute Nacht wird es an einem anderen Ort eine Andacht geben, neue Opfer für den Namenlosen. Vergiss nicht, es waren auch Schuldlose unter ihnen.« Dreizehn junge Frauen, die dem Namenlosen geopfert werden sollten.
    Varosch nickte langsam. »Aber auch für sie war es eine Rettung.«
    »Ich weiß nicht, ob sie das getröstet hat, als der Gazar sie ertränkte«, antwortete ich bitter. »Wenn ich nicht Soltars Schlachter wäre, würde ich mich sicher nicht so gegen ihn sperren.«
    Er schaute mich fragend an.
    »Was ich meine, ist, dass ich Gefallen daran finden könnte, meinem Gott zu dienen, wenn ich ein Priester wäre. Ich verstehe und bewundere die Priesterschaft, egal wessen Gottes Diener man ist.«
    »Nicht ganz egal, hoffe ich«, warf er ein, und ich lachte leise, mein erstes Lachen seit

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