Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)
Feuerinseln waren davon zuerst nicht betroffen, sie sind kaiserliches Gebiet und unterstehen der Reichsstadt Askir. Doch schon bei der allerersten Kronratssitzung verlangte der Kalif von Bessarein die Rückverlegung der hier stationierten Flottenteile nach Askir, da er die Präsenz der Reichsmarine als eine Bedrohung und einen Eingriff in die Souveränität seines Reichs empfand. Er argumentierte, dass die Feuerinseln keine sechzig Seemeilen von Janas entfernt liegen und somit unter die Hoheit Bessareins fallen sollten. Die anderen sechs Prinzen oder Könige stimmten dem Vorschlag fast ohne Bedenkzeit zu. Der damalige Kommandant, der ohnehin nach dem plötzlichen Verschwinden des Kaisers mehr als genug Probleme bewältigen musste, fand sich in der wenig beneidenswerten Lage, schon bei der ersten Kronratssitzung dem Rat der Könige widersprechen zu müssen oder aber ihrem Wunsch nachzukommen. Militärisch war es ein Fehler, politisch war es vielleicht sogar eine gute Entscheidung.«
»Wieso?«, fragte ich überrascht.
»Der Handelsrat der Stadt argumentierte, dass die Reichsstadt nunmehr einen solchen Stützpunkt nicht mehr brauchen würde und die Kosten für den Unterhalt nicht mehr zu rechtfertigen seien. Die Marine zog ab, und man sagt, dass bereits eine Woche später der erste Pirat in den Hafen einlief.« Er schüttelte verständnislos den Kopf. »Es gab noch ein Nachspiel. Als der Kalif nach Bessarein zurückkehrte, ertrank er in der ersten Nacht in seinem eigenen Bad. Einige behaupten bis heute, dass Attentäter der Reichsstadt ihn ermordet hätten, um sich für den Verlust der Feuerinseln zu rächen.« Er sah mich eindringlich an. »Die Feuerinseln sind nicht Reichsgebiet von Bessarein. Es war niemals so, und die Reichsstadt hat auch nicht auf den Anspruch verzichtet. Seitdem werden die Küsten von Aldane, der Reichsstadt selbst und den Varlanden – den Nordlanden, wie Ihr sie nennt – von unseren Schiffen bewacht. Aber Bessarein hatte ja darauf bestanden, seine Küstenlinien selbst zu schützen.« Er lachte bitter. »Heute weiß man, wie gut ihnen das gelang.«
»Wie konnte sich die Schneevogel denn in den Hafen einschleichen?«
»Wir brachten einen Sklavenhändler auf, eine feine Sera aus Janas, die sich nicht zu schade war, mit menschlichem Vieh zu handeln. Ihr Schiff war ein Schwerthändler, das unserem Schiff sehr ähnelte. Elgata ließ die Schneevogel mit alter Farbe streichen, wir montierten die Balliste ab und ließen sogar Teile der Segel und Takelage des Sklavenhändlers aufziehen. Ich sage Euch, es war eine Schande, wie das Schiff aussah. Dann haben wir den Namen mit dem des anderen übermalt, uns in wildeste Kostüme gezwängt und sind einfach frech in den Hafen eingefahren. Elgata kannte sich ein wenig dort aus, sie war vorher schon einmal dort.« Sein Gesicht verdüsterte sich, er führte es nicht weiter aus, aber nach dem, was Amos mir erzählt hatte, konnte ich mir denken, wie Elgata auf die Feuerinseln gekommen war.
»Der Trick gelang so gut, dass wir ihn noch mehrfach verwendeten. Jedes Mal gelang es unserem Kapitän, auf dem Sklavenmarkt überlebende Seeschlangen zu erwerben. Deswegen war sie dort. Als sie hörte, dass ein Elf versteigert werden sollte, musste sie handeln. Die Elfen sind noch immer unsere Verbündeten, wir konnten ihn dort nicht zurücklassen.«
Ich nickte, denn das verstand ich. »Also wurde dieser Trick mehrfach benutzt. Warum jetzt nicht mehr?« Ich schaute mich um. Niemand konnte die Schneevogel jetzt noch für ein verkommenes Sklavenschiff halten.
»Die Bluthand «, erklärte Mendell. »Das war das Schiff, das die alte Arandis Stolz versenkt hatte. Elgata diente an Bord der Arandis als Erster Offizier, zusammen mit ihrem Bruder. Sie musste mit ansehen, wie er zu Tode gefoltert wurde. Sie hat fünf Jahre auf die Gelegenheit gewartet und hat sie ergriffen, aber Ihr könnt Euch sicher sein, dass die Piraten sich gemerkt haben, dass wir der Bluthand aus dem Hafen folgten. Jetzt, wo sie nicht mehr zurückkehren wird, können sich die Piraten den Grund an einem Finger abzählen. Also brauchen wir uns auch nicht mehr zu verstellen.«
»Die Sklaven, die sie auf dieser Auktion gekauft hat, waren alles Seeschlangen?« Ich erinnerte mich an das zierliche Mädchen mit dem silbernen Halsband. Sie hatte mir nicht nach einem Marinesoldaten ausgesehen.
»Nein«, meinte Mendell und schüttelte den Kopf. »Nur einer davon. Allerdings war er in so schlechter Verfassung, dass er
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