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Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)

Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)

Titel: Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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anderen Kronenträger, dem Ihr diesen Gedanken mit einem Vierkantholz über den Schädel ziehen müsst. Sie sind meist damit beschäftigt, Nabelschau zu betreiben, und mögen es nicht, dabei gestört zu werden.« Er wechselte einen Blick mit Elgata. »Zumindest erklärt es die Order der letzten Wochen.«
    Lanzenkapitän Elgata nickte nachdenklich. »Das mag wohl sein. Sie waren aber dennoch schon lange überfällig.« Sie fixierte mich. »Wenn wir schon bei der Order sind … Wie lauten Eure Befehle, General?«
    Jetzt war es an mir, verblüfft dreinzuschauen. »Ich dachte, meine Befehlsgewalt erstreckt sich nur über die Zweite Legion.«
    »Es sind die neun Steine, General«, erklärte Mendell sanft. »Wusstet Ihr das nicht? Wir unterstehen Admiral Jilmar in Askir, und das wird auch so bleiben«, fügte er schmunzelnd hinzu. »Sonst zieht der Euch noch die Ohren lang. Aber diese neun Steine geben Euch das Recht, uns zu requirieren.«
    »Was bedeutet das?«
    Elgata und Mendell wechselten einen Blick.
    »Ich habe an keiner Akademie studiert«, erklärte ich etwas schroff. »Ich kann nicht alle Wörter kennen. Ich frage, damit ich es verstehe!« Wenn die Herrschaften unbedingt schöne Wörter verwenden wollten, dann sollten sie sich mal mit Leandra unterhalten!
    Mendell hob entschuldigend die Hand. »Es bedeutet, dass Ihr Euch die Schneevogel ausleihen könnt, solange Ihr es für notwendig erachtet.«
    »Ihr müsst verstehen«, sagte Elgata. »Es ist üblicherweise so, dass ein Soldat eine umfassende Bildung braucht, um die Prüfung für den Offiziersdienst zu bestehen.« Sie sah stirnrunzelnd auf den Ring herab. Von diesen Ringen hieß es, dass es unmöglich wäre, sie zu fälschen oder sie ohne Anrecht zu tragen. Sie hätte es auch laut sagen können, denn in diesem Moment fragte sie sich überdeutlich, ob diese Legende wirklich stimmte.
    Ich stand am Bug, in einer kleinen Ecke zwischen Vorkastell und Bugspriet, wo stabile stählerne Bänder den Bugspriet einfassten und sicher mit dem Rest des Schiffs verbanden. Es gab hier eine Art Doppelhaken, auf dem ein Tau aufgewickelt und verknotet war, sonst schien dieser kleine Winkel keinen Nutzen zu haben. Wenigstens war ich hier nicht im Weg.
    Hinter mir befand sich die Plattform mit der Balliste, zwei Seeleute beschäftigten sich gerade damit, sie zu überprüfen und einzufetten, die Spannung der Federn einzustellen und die schwere Sehne aus Metall sorgfältig in Augenschein zu nehmen.
    Unter meinen Füßen schäumte die Bugwelle, und auf der rechten Seite sprang ein Delphin über die Welle, sein helles Kichern schien mich auszulachen oder aufmuntern zu wollen.
    Ich hatte mich nie für dumm gehalten. Ich konnte lesen und schreiben, sogar recht ordentlich. Ich kannte die Schriften und das Buch Soltars auswendig und hatte bestimmt in meinem Leben noch gut und gern zwei Dutzend andere Bücher gelesen. Ich kannte vier Sprachen und ein Dutzend Dialekte und wusste, wie ich mich in feiner Gesellschaft zu bewegen hatte. Ich konnte nicht singen, wenigstens nicht so, dass man keine Schmerzen davon bekam, aber ich kannte eine Menge Balladen und Legenden. Ich war nicht dumm. Ich kannte nur manche Wörter nicht. Wie denn auch, wenn ich sie nie zuvor gehört hatte?
    Und jetzt stand ich da und überlegte, ob ich zu Recht schmollte. Ich schaute hoch zu den geblähten Segeln und seufzte. Serafine hatte recht, ich war nicht der geeignete Mann, die Zweite Legion zu führen. Selbst die Schwertkadettin, die so still am Tisch gestanden hatte – Marje hieß sie, wie ich mittlerweile erfahren hatte –, wäre besser dazu geeignet.
    Jeder der Seeleute hier an Bord konnte lesen und schreiben. Jeder Einzelne von ihnen! Sie lernten es neben ihrer Waffenausbildung. In meiner Heimat konnten die Adligen schreiben, manche jedenfalls, die Priester, die reichen Handelsherren, manche Wirte und natürlich die Schreiber selbst, die für andere Briefe verfassten oder Bücher führten. Und hier in der Kabine von Lanzenkapitän Elgata stand ein Regal, in dem sich acht ledergebundene Bücher befanden. Acht! Gut, sechs dieser Bücher waren Vorschriftensammlungen und Gesetzestexte, aber eines enthielt eine Sammlung von Gedichten, das andere mehrere Theaterstücke. Vorhin hatte ich Letzteres vorsichtig geöffnet … Wer auch immer der Schreiber gewesen war, er besaß die Schrift eines Gottes.
    Die Schneevogel war ein Schwertschiff. Eine Art Jagdboot für das offene Meer, eines der kleinsten Schiffe der

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