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Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter

Titel: Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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meine.«
    Sie machte eine verärgerte Handbewegung. Das nahm sie ihm nicht ab. »Seit der hier ist, hat sich alles verändert. Du hast dich verändert.«
    »Es ist so viel geschehen.«
    »Das ist nicht der Grund.«
    Amhal seufzte. Er hatte gewusst, dass es schwer würde, aber so schwer hatte er es sich nicht vorgestellt. Tatsache war, dass er ihr gar nicht Lebewohl sagen wollte, weil er sie in gewisser, undurchschaubarer Weise immer noch brauchte. »Ich werde hin und wieder nach Makrat kommen und mich, wenn die Gefahr gebannt ist, wieder ganz hier niederlassen.
Außerdem steht noch meine feierliche Aufnahme in den Stand der Drachenritter bevor, und ich gehöre auch noch zur Leibgarde des Königs …«
    »Ich komme mit.« Sie sprach diese Worte, während sie ihm fest in die Augen blickte, mit einer Entschlossenheit, die etwas Wahnsinniges hatte.
    Ja, hätte er am liebsten gesagt. »Ausgeschlossen«, erwiderte er.
    »Warum? Bin ich es, vor der du fliehst?«
    »Nein … Adhara, dein Platz ist hier …«
    »Mein Platz ist bei dir!«, schrie sie. Dann umarmte sie ihn wieder, presste sich an ihn, hielt ihn fest in wilder Verzweiflung.
    Ihre Lippen suchten die seinen, und Amhal schaffte es nicht, zurückzuweichen. So weich waren sie, und wie die anderen Male gab er sich ganz dieser Berührung hin. Doch die Wut schlummerte in ihm und ließ ihn nie ganz los. Schon spürte Amhal, wie sie sich auch in diesen so süßen Kuss mengte und ihn verunreinigte. Da löste er sich von ihr.
    »Adhara, das Leben, das du dir so mühsam aufgebaut hast, ist hier. Das darfst du nicht aufgeben.«
    »Du willst nur ablenken. Es geht hier nicht um mich, sondern um dich. Um dich, der du mich zu fürchten scheinst, der alles daransetzt, um von mir wegzukommen. Ist das der Grund, der dich forttreibt. Ist es meinetwegen?«
    Amhal war, als platze ihm der Schädel. »Ich gehe fort von allem, was gewesen ist. Und auch von dem, was ich bin. Aber es ist ja kein Abschied für immer.«
    »Doch du lässt mich allein.«
    »Ich kehre zurück«, versprach er. »Ich kehre zurück und werde endlich der Mann sein, der dich so liebt, wie du es verdienst, der mit dir leben kann. Denn der bin ich im Moment noch nicht. Aber zweifle nicht daran, dass ich dich liebe.«
    »Geh nicht, Amhal, ich flehe dich an …«

    Behutsam löste er ihre Hände von seinen Schultern und entfernte sich langsam.
    Im Regen, der noch stärker geworden war, lief er zurück über den breiten Kiesweg zum Tor. Doch obwohl es donnerte und das Wasser niederprasselte, konnte er lange noch ihre Stimme hören.
    »Geh nicht, Amhal, bitte, geh nicht!«
     
    Vorsichtig zog San die Tür auf. Es war nicht ganz leicht gewesen, alle Posten zu umgehen, denn in diesen Zeiten stand der Palast unter noch strengerer Bewachung: Ständig folgte irgendein Handlanger Prinzessin Amina wie ein Schatten, und überall wimmelte es von Soldaten. Ganz zu schweigen von den Agenten der Königin! Aber er wusste, wie er vorzugehen hatte. Er war erst zwölf Jahre alt gewesen, als es ihm gelang, Ido zu entwischen und einen gefährlichen Gefangenen zu befreien, der in einer gut bewachten Zelle saß. Nicht, dass er besonders stolz darauf gewesen wäre, aber seitdem hatte er seine Fähigkeiten durch Magie und lange Übung stets verfeinert.
    In diesem Raum war er noch nie zuvor gewesen, und kurz fragte er sich, welchen Verlauf sein Leben genommen hätte, wenn er nach Idos Tod nicht mit Oarf, dem Drachen, auf und davon geflogen wäre. Vielleicht hätte Learco ihn an Kindes statt angenommen, und dieses Gemach, in dem er nun stand, wäre sein eigenes geworden.
    Er lächelte verächtlich. Dies war ein Leben, das ihn im Grund nie interessiert hatte.
    Irgendwie hatte er sich das königliche Schlafgemach prachtvoller vorgestellt. Zumindest kunstvolle Wandbehänge und weiche Teppiche hatte er erwartet. Stattdessen bestand der Fußboden aus knarrenden Holzdielen, weswegen er bei jedem Schritt gut aufpassen musste, um keinen Laut zu machen, und an den Wänden hing nur ein großes Gemälde. Im Mondlicht betrachtete er es.

    Dubhe und Learco, so wie sie ausgesehen hatten zu der Zeit, als er allem entflohen war: eine junge Frau mit unruhigem Blick, ein um Haltung bemühter Jüngling, der eine gewisse Furcht in der Miene jedoch nicht verbergen konnte. Dennoch war es diesem Grünschnabel gelungen, woran sogar der große Nammen gescheitert war: Er hatte ein in sich gefestigtes, einmütiges Königreich geschaffen, hatte eine Einigung zwischen den

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