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Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter

Titel: Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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sie verlangte, ein auch körperliches, unbeherrschbares Verlangen.
    Und so fasste sie einen Entschluss.
     
    An diesem Abend saß auch Kalth wieder in der Bibliothek. Mit wie stets unbewegter Miene las er in einem dicken Buch. Als er sie erblickte, begrüßte er sie mit einem freundlichen Lächeln.
    Eine Weile stand Adhara verlegen neben ihm und rang die Hände. »Wie gelangt man eigentlich zum nördlichen Wald?«, fragte sie dann.
    Kalth blickte sie stirnrunzelnd an. »Wieso interessiert dich das?«
    Adhara trat näher heran und nahm neben ihm Platz. »Hast
du mitbekommen, dass San dorthin abkommandiert wurde?«, fragte sie mit fiebrigen Augen.
    Der Prinz schien fast besorgt. »Ja …«
    »Weißt du vielleicht, wohin genau?«
    Kalth wirkte immer verwirrter.
    Was fällt mir bloß ein? , tadelte sich Adhara. Mit diesem so verschlossenen, rätselhaften Jungen verband sie nun wirklich gar nichts. Zwar hatten sie so manch einen Abend zusammen in der Bibliothek gesessen, aber mehr auch nicht, und nun wollte sie ihn um Hilfe bitten, ihn ins Vertrauen ziehen, wobei sie aller Wahrscheinlichkeit nach auch gezwungen sein würde, ihm Dinge zu verraten, die eigentlich geheim bleiben sollten.
    Ich scheine den Verstand zu verlieren , dachte sie entsetzt.
    »Ja, in ein Lager an den Hängen des Rondal-Gebirges. Damilar heißt es. Aber was ist eigentlich los, Adhara? Warum willst du das wissen?«
    Sie nahm allen Mut zusammen. »Weil ich dorthin muss.«
    Der junge Prinz schaute sie ungläubig an. »Aber du kannst doch den Palast gar nicht verlassen … Die Ausgangssperre gilt für alle. Das weißt du.«
    »Ja, schon, aber ich muss dennoch fort.«
    Da ergriff sie die Hand des Jungen – unerhört, denn noch nie hatte sie ihn auch nur gestreift – und blickte ihm fest in die Augen. Dort entdeckte sie das gleiche kluge Einfühlungsvermögen wie bei seinem Vater. Und sie erzählte ihm alles.
    »Schwör mir, dass du es für dich behältst.«
    »Aber das ist Wahnsinn.«
    »Ich weiß. Aber sag es nicht weiter.«
    »Auch nicht meiner Schwester?«
    Ein schmerzhafter Stich durchfuhr Adharas Herz. »Nein, das mach ich schon selbst.«
    »Sie wird dich nicht verstehen, und das kann ich ihr auch nicht verübeln …«

    »Es ist ja nicht für immer. Ich komme zurück.«
    Er lächelte traurig. »Du solltest der Wirklichkeit ins Auge schauen, Adhara: Diese Welt steht am Rand des Abgrunds. Die Seuche verändert alles, und bald wird nichts mehr so sein wie vorher. Wenn du wirklich gehst, ist es für immer.«
    Adhara schluckte. Sie dachte an alles, was sie zurücklassen, und den Schmerz, den sie der einzigen Freundin, die sie jemals hatte, zufügen würde. Doch zu stark war die Erinnerung an die vergangenen Tage, an dieses quälende Gefühl der Betäubung, das sie in diese Vorhölle gestürzt hatte, in der sie noch immer feststeckte.
    »Schwör mir nur, dass du es niemandem weitersagst. Auch wenn ich dir fremd bin, schließlich haben wir kaum mal ein Wort miteinander gewechselt …«
    »Es sind vier Tagesmärsche, wenn du dich nur nachts ein wenig ausruhst«, unterbrach Kalth sie. Und versorgte sie dann mit allen Auskünften, die ihr nützlich sein konnten.
    Adhara spürte, wie sich etwas in ihr löste. Sie hätte weinen, ihn umarmen können. »Danke«, murmelte sie schließlich aber nur.
    »Lass sie nicht im Stich. Bitte, Adhara, lass meine Schwester nicht im Stich«, beschwor Kalth sie noch einmal. »Erklär es ihr, so dass sie es versteht, und lass nichts unversucht, um zu ihr zurückzukehren.«
    Er wirkte so erschreckend ernst, so voll tiefer Sorge, dass Adhara überrascht war. Sie hätte nie gedacht, dass zwischen den Geschwistern eine derart enge Verbindung bestehen könnte.
    »Ich verspreche es dir«, sagte sie überzeugt und drückte fest seine Hand.
     
    Noch in derselben Nacht schlich sie sich davon. Hätte sie den Plan nicht sofort in die Tat umgesetzt, wäre sie vielleicht ins Wanken geraten. Und außerdem spürte sie das dringende
Verlangen, zu handeln, aktiv zu werden, um nicht noch den Verstand verlieren.
    Viel mitzunehmen hatte sie nicht: Kleider zum Wechseln und ihren Dolch. Sie steckte alles in einen Quersack, hängte ihn sich um und war fertig.
    Der ganze Palast lag in tiefem Schlaf bis auf die vielen Wachen, die überall patrouillierten. Der Widerhall des Attentats auf Amina war noch nicht verklungen, und die königliche Familie war in höchstem Maß um ihre Sicherheit besorgt. So musste Adhara ihre Fähigkeiten voll

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