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Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter

Titel: Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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verschiedenen Herrschern der Aufgetauchten Welt herbeigeführt und eine lange Friedenszeit begründet.
    Langsam trat San auf das Bett zu. Nur ein Körper wölbte das Leintuch. Er hielt inne. Nun gut, das war auch kein Problem. Einer von beiden reichte. Was er bei sich hatte, war der Anfang vom Ende, und würde seine Wirkung nicht verfehlen, obwohl in dem Bett entweder nur Dubhe oder Learco lag.
    Er war es. Der König. Lag in einem leichten, unruhigen Schlaf. Eine tiefe Falte durchzog seine Stirn. Wovon träumte er? Von dem Tag, als es ihm Idos Opfertod ermöglichte, den Thron zu besteigen? Von dem Augenblick, in dem er sein dem Gnomen gegebenes Versprechen gebrochen und ihn, den kleinen Jungen, vergessen hatte, um sich um Dubhe zu kümmern?
    Er holte das Fläschchen mit dem Blut des Elfen hervor, schüttelte es ein wenig und beobachtete im Mondlicht, wie es hin und her floss und die dünnen Glaswände hinaufschwappte.
    Einen Augenblick lang verharrte er. Nun war der Moment gekommen. Während er Learcos schlafenden Körper betrachtete, dachte er zurück an ihr Gespräch wenige Tage zuvor, an den Gesichtsausdruck, mit dem er ihn angesehen hatte. Kein Zweifel: Der König vertraute ihm.
    Learco, der ihm in gewisser Weise das Leben gerettet hatte. Dubhe, seine Gemahlin. Ihr Sohn Neor, ein kluger Kopf und ein großer König, wäre er bloß gesund gewesen.
Ihre Enkelin Amina, fast noch ein kleines Mädchen, ein ganzes Leben voller Verheißungen noch vor sich. Sans Gedanken wanderten zu allen, die, völlig ahnungslos, im Palast lebten. Und einen kurzen Augenblick empfand er Mitleid mit ihnen.
    Dann gab er sich einen Ruck. Er warf das Fläschchen zu Boden und zertrat es unter der Sohle. Die Lider des Königs zuckten, doch er erwachte nicht. Einige wenige Worte, und schon verdampfte die Blutlache am Boden und zerstob in der Luft.
    Ein heftiger Schmerz berührte Sans Herz, doch er unterdrückte ihn.
    »Leb wohl«, murmelte er.
    Er wandte sich ab und verließ das Gemach.

26
    Unterwegs nach Damilar
    A dhara hielt es nur wenige Tage aus. Die Nacht, als Am hal von ihr gegangen war, lag sie schlaflos, in Tränen aufgelöst in ihrem Bett und quälte sich mit der Frage, was sie bloß falsch gemacht hatte und wie es so weit mit ihnen hatte kommen können. Das Gefühl, wie seine Lippen die ihren berührten, war noch so lebendig, so real, dass es sie fast um den Verstand brachte. Und mehr noch war sie aufgewühlt von der Leidenschaft, ja der Liebe, die sie in dieser Berührung gespürte hatte. Aber was würde nun werden?
    Erneut fühlte sie sich wie in einer fremden Welt, in der ihr völlig unverständliche Regeln herrschten. In mancher Hinsicht war es, als läge sie wieder auf dieser Wiese, wo sie vor mittlerweile vielen, vielen Monaten erwacht war, und alles, was seither geschehen war, sei reine Täuschung gewesen.
    Zunächst versuchte sie, ihr gewohntes Leben weiterzuführen mit all den mittlerweile abgestandenen Gewohnheiten, den vielen Aufgaben, denen sie keinen Sinn mehr abgewinnen konnte: aufstehen, sich mit Amina beschäftigen, lernen, Hinweise auf ihre Vergangenheit suchen. Doch diese Dinge kamen ihr wie in einen Nebel gehüllt vor, der alles verschwimmen ließ: Denn in Gedanken war sie immer bei Amhal. Ob er wohl schon angekommen war? Oder flog er noch auf Jamilas Rücken? Wie weit war es wohl bis zu diesem nördlichen Wald?

    Sie schloss die Augen und stellte sich Szenen aus seinem Leben vor. Sie sah ihn auf dem Drachenrücken sitzen, im Blick diese Verzweiflung, die sie bei ihren letzten Begegnungen wahrgenommen hatte. Beobachtete ihn, wie er am Feuer saß oder in einem leichten, unruhigen Schlaf lag. Und spürte, dass er litt, Schmerzen, die ihr selbst wehtaten und ihr die Lebenskräfte nahmen.
    »Was ist eigentlich los mit dir?«, fragte Amina sie eines Morgens.
    Sie kam zu sich, als sei sie gerade erst erwacht, und blickte das Mädchen verwirrt an.
    »Geht’s dir nicht gut? Seit ein paar Tagen bist du so … abwesend.«
    Adhara spürte, dass sie nicht mehr länger so weitermachen konnte. »Er ist fort«, stöhnte sie, und dann erzählte sie der Prinzessin, was sich zugetragen hatte. Obwohl sie das Gefühl hatte, dass Amina ihr nicht ganz folgen konnte, tat es ihr gut, überhaupt darüber zu reden, sich mit ihrem Schmerz nicht weiter abzukapseln. Die kleine Prinzessin tat ihr Möglichstes, um sie zu trösten, doch Adhara wusste, dass es keine Worte gab, die diese Leere hätten füllen können. Es war Amhal, nach dem es

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