Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter
umgab, sein natürliches Charisma hatten auch sie betört. Aber jetzt hatte sie nur noch Verachtung für ihn übrig. Denn sie meinte zu spüren, dass er es war, der Amhal von ihr fortzog.
»Heute Abend sind wir beide für eine Patrouille eingeteilt«, erklärte San und fuhr dann an Adhara gewandt fort: »Ich besorge dir einen Geleitschutz, dann kannst du morgen bei Tagesanbruch nach Makrat zurückkehren. Die Stadt steht zwar unter Quarantäne, aber wenn du beweisen kannst, dass du Nymphenblut besitzt, lassen sie dich vielleicht passieren.«
»Ich bleibe hier«, antwortete sie entschlossen.
San lächelte verständnisvoll. »Das hier ist nun wirklich kein Platz für Frauen.«
»Aber Amhal ist hier, und deshalb bin ich hier richtig.«
»Wenn du hierbleibst, kann ich für deine Sicherheit nicht garantieren.«
»Ich habe nie irgendwelche Garantien verlangt.«
Da wich das Lächeln aus Sans Miene, und Adhara glaubte plötzlich, sein wahres Gesicht zu erkennen, das Gesicht eines Mannes, der kein Erbarmen kannte.
»Amhal und ich sind nicht zum Spaß hier, verstehst du? Wir wurden nach Damilar abkommandiert, um bestimmte Aufgaben zu erledigen. Auf deinem Weg hierher wirst du wohl gesehen haben, welche Zustände in diesem Gebiet herrschen. Wir haben hier alle Hände voll zu tun, und Amhal hat keine Zeit, sich um dich zu kümmern.«
»Auch das verlange ich nicht. Ich werde niemandem zur Last fallen. Denn ich weiß mich meiner Haut schon zu wehren.«
»Das habe ich gesehen«, erwiderte San höhnisch. »Nein, hier kannst du nicht bleiben. Auf keinen Fall!«
»San!«, bremste ihn Amhal, indem er ihm einen vielsagenden Blick zuwarf.
Sein Meister schien zu verstehen und erklärte nun ruhiger: »Begreif doch, Amhal, es geht mir doch um dich … Du wolltest alles hinter dir lassen, sagtest du, als du vorschlugst, von Makrat fortzugehen. Meinst du wirklich, das hilft dir dabei?«
Amhal seufzte. »Nein, aber sie wird nicht gehen. Ich habe schon alles versucht, und auch du wirst sie nicht überzeugen können.«
Adhara fiel auf, dass er San jetzt duzte.
Der Drachenritter stand auf. »Dann tu, was du nicht lassen kannst.« Und damit wandte er sich dem Ausgang zu.
Adhara blickte Amhal dankbar an, der ihren Blick aber nicht erwiderte. Er stand ebenfalls auf.
»Ich schaue mal, ob ich ein Zelt für dich finde.«
»Danke.«
»Dank mir lieber nicht«, antwortete er, ohne sich zu ihr umzudrehen. »Mir wäre es viel lieber, du wärest geblieben, wo du warst, und hättest mich vergessen.«
Am dritten Tag gab es keinen Zweifel mehr: Es war die Seuche. Nicht wegen einer vorübergehenden Erkrankung oder des Roten Fiebers lag Learco röchelnd danieder. Nein. Es war die Seuche. In kurzer Zeit überzog sich sein ganzer Körper mit schwarzen Flecken.
Eine Heerschar von Heilpriestern traf im Palast ein. Auch Theana eilte herbei, um sich um den König zu kümmern. Kurz darauf zeigten sich bei drei Kammerdienern ebenfalls die ersten Anzeichen der Krankheit. In höchster Not versuchte man zu retten, was zu retten war: Ein gesamter Flügel des Palastes wurde abgesperrt, die königlichen Gemächer wurden in einen abgelegenen Teil verlegt und bewaffnete Soldaten zwischen dem infizierten und dem noch nicht befallenen Trakt postiert mit dem Befehl, niemanden, unter keinen Umständen, hindurchzulassen. Dubhe sperrte sich mit ihrem Gemahl ein. Und Neor blieb allein zurück.
Er hatte es immer kommen sehen. Ihre Maßnahmen waren nicht mehr als der Versuch, einen Sturm mit bloßen Händen aufzuhalten. Aber ein Orkan von solcher Stärke ließ sich nicht bremsen, und bald schon würde er sie erreichen und alle hinwegfegen.
Im Halbschatten seines Empfangszimmers sitzend, ließ er sich über die neuesten Entwicklungen unterrichten.
»Seine Majestät hat heute Morgen das Bewusstsein verloren. Seitdem scheint er nicht mehr zu sich gekommen zu sein.«
Neor zeigte keine Regung. »Fahr fort!«, sagte er kühl.
»Weitere drei Fälle sind aufgetreten, und die beiden Heilpriester, denen es schon gestern schlecht ging, mussten heute die Arbeit niederlegen. Die Hohepriesterin opfert sich vollkommen auf, aber was sie auch versucht, es scheint keinerlei Wirkung zu zeigen.«
»Was ist mit der Königin?«, fragte er mit betont sachlicher Stimme.
»Ihr geht es noch gut.«
Neor schloss nur ein klein wenig die Augen. »Du kannst gehen«, sagte er, und der Mann verließ den Raum und schloss leise die Tür hinter sich.
Es war kalt in dem Zimmer, eine
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