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Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter

Titel: Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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mehr verblasste der Jüngling, der sie gerettet, der sich bemüht hatte, ihrer Vergangenheit auf die Spur zu kommen – und das war richtig so. Denn dieser Jüngling war er nicht. Der wahre Amhal tötete Flüchtlinge, ließ seiner Wut freien Lauf. Er war nie ein anderer gewesen.
    Doch bei diesem Absturz wollte er Adhara nicht mit sich in die Tiefe reißen. Sie hatte etwas Besseres verdient. Und
wenn sie erst einmal sein wahres Wesen erkannt und begriffen hatte, dass seine Schlechtigkeit unabänderlich war, wäre sie frei, ihn zu vergessen und ein neues Leben anzufangen.
    Aus diesem Grund ging er ihr aus dem Weg – obwohl er sich nach ihr sehnte. Denn selbst das Verlangen nach ihr, ih rer Haut, ihren Küssen, hatte etwas Unreines, Vergiftetes.
    Nur so kann ich lieben, rasend, mit Gewalt. Doch ich will sie nicht erniedrigen, nicht beflecken .
    Zum Glück blieb ihm nicht viel Zeit, um über diese Dinge nachzudenken. Jeden Morgen machte er sich bei Tagesanbruch mit San zu den von der Seuche befallenen Ortschaften auf. Ihre Aufgabe war es, auf die Einhaltung der Quarantäne zu achten, die Kameraden abzulösen, die in der Nacht gewacht hatten, und hin und wieder auch noch weiter vorzustoßen, um die Lage in anderen Dörfern, in denen die Seuche noch nicht wütete, zu beobachten.
    Und während sie gemeinsam unterwegs waren, nutzte San die Gelegenheit, ihm wieder Neues beizubringen. Aus dem Bereich der Schwarzen Magie zumeist, aber auch Anleitungen und Gebote für echte Krieger, wie San es nannte. Das Wort »Ritter« hörte man nie aus Sans Mund, und Amhal war sich bewusst, dass er hier nicht zum Drachenritter ausgebildet wurde, sondern zu etwas anderem.
    Eines Morgens gelangten sie zu einem kleinen Ort, der noch von der Seuche verschont geblieben war. Ein Dorf von nur wenigen Seelen, dreißig, wenn es hochkam, die sich dort in ihren Häusern verschanzt hatten. Alles, was sie brauchten – Wasser, Nahrungsmittel, ließen sie sich durch die Soldaten bringen. Ein derartiges Misstrauen gegen alle Fremden war ihnen eigen, so dass sie darauf bestanden, immer von denselben Soldaten versorgt zu werden.
    San und Amhal waren bereits einmal dort gewesen. Die Leute hatten sie argwöhnisch angeschaut, die Vorräte, die sie brachten, jedoch angenommen. Welch widersinnige Situation, hatte Amhal gedacht: Da retteten sie den Leuten das
Leben und wurden auch noch wie missliebige Eindringlinge behandelt.
    Als sie sich an diesem Morgen dem Ort näherten, hörten sie Geschrei von jenseits des Tores. Sie zückten die Schwerter und rannten hinein. Wie ein Alptraum war die Szene, die sich ihnen bot: Ein Haus brannte lichterloh, und mittendrin ein Mann, der mit den Flammen kämpfte. Auf dem Dorfplatz, früher ein Ort des Handels und der Begegnung, hatte sich eine Schar von Leuten zusammengerottet, die mit Mistgabeln und Knüppeln auf jemanden einschlugen und -stachen. Ihr Opfer lag am Boden, bewegte sich aber noch, wenn auch immer langsamer, zuckte und bäumte sich auf mit seinen durchscheinenden, ätherisch wirkenden Gliedern, die im Licht der blassen Sonne, die an diesem Tag schien, ganz zart glänzten. Eine Nymphe. Ihr durchsichtiges Blut hatte sich in einer großen Lache auf dem Boden ausgebreitet, und der eine oder andere tauchte die Hände hinein und trank davon mit einem irren Lachen.
    »Elende! Das hast du jetzt von deiner Unverwundbarkeit!«, schrie einer.
    Eine Frau stieß ihren kleinen Sohn zu der Blutlache. »Trink, trink davon! Dann wirst du nicht krank.«
    Starr vor Entsetzten stand Amhal da. Er erinnerte sich noch an die scheuen Gesichter der Leute nur wenige Tage zuvor. Auch da waren sie schon voller Angst, schienen aber doch gewillt, trotz der Seuche und der Grausamkeiten, von denen sie umgeben waren, mutig ihr gewohntes Leben weiterzuführen.
    Nun jedoch sah er sich einer Meute von Irren gegenüber, die der Anblick des Blutes aufgepeitscht und die Angst um den Verstand gebracht hatte. San ging nun dazwischen und drängte sie von der in ihrem Blut liegenden Nymphe fort.
    »Trink doch selbst, und du bleibst verschont!«, rief jemand Amhal zu. Der rührte sich nicht. Eine unwirkliche Stille hatte sich über den Platz gelegt.

    »Was ist geschehen? Wieso steht das Haus in Flammen?«, fragte San.
    Ein alter Mann, die Kleider und das Gesicht beschmiert von Nymphenblut, trat vor. »Gestern haben wir diese elende Kreatur am Waldesrand gesichtet. Da sie sich außerhalb des Dorfes aufhielt, haben wir sie in Ruhe gelassen. Aber heute Morgen

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