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Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter

Titel: Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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sehen wir dann, dass Ceurus am ganzen Körper schwarze Flecken hat. Da mussten wir sein Haus in Brand stecken, und die Nymphe haben wir uns geschnappt.«
    Er beugte sich nieder, schöpfte ein wenig Blut mit den zum Kelch geformten Händen und reichte es San. »Trink, und du wirst leben!«
    San rührte sich nicht.
    »Gehörst du vielleicht zu ihr?«, rief da ein anderer kühn, während er ebenfalls vortrat. »Gehörst du zu diesen Hexen, die uns vergiften und umbringen?«
    Mit gezücktem Schwert trat San einen Schritt zurück, auf Amhal zu. »Schließ die Tore!«, flüsterte er ihm zu.
    »Was?« Amhal riss sich aus seiner Erstarrung. Ihm war das Blut in den Adern gestockt, und er konnte den Blick nicht von der toten Frau am Boden abwenden.
    »Schließ die Tore, hab ich gesagt!«, wiederholte San, jetzt lauter. »Das Dorf ist infiziert.« Dann wandte er sich an die Menge. »Ab sofort steht dieses Dorf unter Quarantäne. Niemand kommt mehr herein und niemand gelangt mehr hinaus. Die Tore werden zugesperrt. Ihr werdet wie gewohnt mit Lebensmitteln versorgt, aber es ist strengstens untersagt, die Absperrung zu übersteigen.«
    Amhal dachte, dass sich durch diese Maßnahme für die Leute eigentlich nichts veränderte. Sie lebten bereits von der Außenwelt abgeschottet, zogen höchstens einmal in den nahen Wald, um Brennholz, Beeren oder vielleicht auch den einen oder anderen Pilz zu sammeln, Wild für die Festtage zu jagen.
    »Uns kann nichts geschehen«, protestierte einer aus der
Menge. »Wir haben von dem Nymphenblut getrunken und sind gegen die Seuche gefeit. Ihr habt kein Recht, uns einzusperren!«
    »Das Nymphenblut schützt nicht«, ergriff Amhal nun zum ersten Mal das Wort.
    »Und wieso erkranken die Nymphen dann nicht?«, fragte der Alte, der San Bericht erstattet hatte, zurück.
    »Das wissen wir auch nicht«, antwortete der Jüngling mit unsicherer Stimme.
    »Und warum seid ihr beiden eigentlich nicht krank?«
    »Die Soldaten trinken jede Nacht Nymphenblut und können sich schützen!«
    »Die Armee besitzt das Heilmittel, will es aber nicht teilen!«
    Die Wut der Menge steigerte sich unaufhaltsam. Ein paar Männer hatten die beiden Fremden bereits in die Mitte genommen und stießen und bedrängten sie, doch als der erste dann mit seiner Mistgabel auf San losging, riss der Drachenritter das Schwert hoch und stach zu. Tief versank die Klinge im Leib des Mannes, der röchelnd zu Boden ging.
    Nun war die Menge nicht mehr zu halten. »Mörder!«
    Ein einziger rauer Schrei, ausgestoßen von Dutzenden von Kehlen. Ein Tumult brach aus. Und doch versuchte Amhal, sich zurückzuhalten, hatte sein Schwert noch nicht gezogen. In den Blicken der Leute, die die Nymphe gelyncht hatten, hatte er den Furor erblickt. Und er selbst war auf dem besten Weg, so wie diese zu werden. Nein, das wollte er nicht. Diese Grenze durfte er nicht überschreiten. Da traf ihn eine Klinge am Arm. Sofort schoss sein Blut hervor, sein durchscheinendes Mischlingsblut – und schlagartig verstummte die Menge.
    »Er hat Nymphenblut …«
    »Verräter! Verräter!«
    Schon waren sie über ihm und stießen ihn zu Boden. Überall Arme, die ihm die Kleider zerrissen, Münder, die ihn
zu beißen versuchten, die schrien und schrien. Und in diesem Moment spürte er, wie sie sich sammelte in seiner Brust, ihn brüllend bedrängte, sie freizulassen, damit sie ihm das Leben rette: die Wut.
    So laut er konnte, rief er einen Zauberspruch, und plötzlich war um ihn herum alles in ein grelles Licht getaucht, während gleichzeitig eine starke Hitze die Menge erfasste und sie buchstäblich auflöste. Als wieder Stille herrschte, lagen sechs verkohlte Leichen am Boden. Aber damit nicht genug. Amhal sprang auf, zog mit einer fließenden Bewegung sein Schwert und ließ seiner Wut freien Lauf.
    Von Panik ergriffen, stob die Menge auseinander, doch ihr Geschrei brachte Amhals Blut nur noch mehr in Wallung. Er rannte den Leuten nach, folgte ihnen bis in ihre Häuser und mähte ohne Erbarmen jeden Einzelnen nieder, egal wo er sich verkrochen hatte. Männer, Frauen, Kinder, Alte. Völlig egal. Er musste sie alle töten. An seiner Seite spürte er die Gegenwart Sans, der ebenso wütete. Und er fühlte sich verbunden mit ihm. Sie waren wie verschiedene Glieder, die von einem einzigen Geist gesteuert wurden und im Gleichklang tobten. In einem gotteslästerlichen Rausch, in dem die Opfer des einen auch die Opfer des anderen waren und umgekehrt. Und erst als niemand mehr am Leben

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