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Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter

Titel: Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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war, ließen sie ihre Schwerter sinken.
    Schwer atmend stand Amhal da, fühlte sich aber stark und mächtig.
    »Es soll brennen!«, rief San. »Dieses Dorf soll bis auf die Grundmauern niederbrennen.«
    Durch das Tor verließen sie den Ort des Schreckens und blieben in einiger Entfernung stehen. Ein Wort aus Sans Mund reichte, und ein Feuerball formte sich unter seinen Händen. Den schleuderte er gegen das Dorf, das sofort lichterloh wie trockenes Stroh in Flammen aufging. Amhal schloss die Augen und genoss die Wärme. Seine Muskeln schmerzten, und eine Mattigkeit befiel nun mehr und mehr
seine Glieder, und doch fühlte er sich so wohl wie noch nie zuvor.
     
    Erst auf dem Rückweg überkamen ihn die Schuldgefühle. Zunächst war es wie ein dumpfer Schmerz unter dem Zwerchfell, der nach und nach aber seinen gesamten Brustkorb erfasste. Plötzlich blieb ihm die Luft weg, und er musste sich an einen Baum lehnen.
    »Was ist los mit dir?«, fragte San.
    Mit verlorenem Blick starrte Amhal ihn an, klammerte sich dann an der Brust seines Meisters fest, weil er das Gefühl hatte, den Boden unter den Füßen zu verlieren. »Was haben wir getan?«, flüsterte er.
    San ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Du hast den Dunklen Blitz heraufbeschworen, ohne dass ich dir helfen musste. Und wir haben ein verseuchtes Dorf dem Erdboden gleichgemacht, um den Krankheitsherd auszulöschen.«
    »Was haben wir nur getan?«, stöhnte Amhal weiter. »Das waren Unschuldige …«
    »Unschuldige?« San zog eine Augenbraue hoch. »Sie haben eine Nymphe hingeschlachtet, um ihr eigenes Leben zu retten, haben das Haus eines Freundes in Brand gesteckt, um sich selbst zu schützen. Dich hätten sie fast gelyncht. Und hätten wir sie am Leben gelassen, hätten sie die Seuche weiter verbreitet und für noch mehr Tote gesorgt.«
    Doch Amhal war nicht zu beruhigen. Der Gedanke war ihm unerträglich, er fühlte sich am Boden zerstört und wünschte sich nur, ein Gott oder das Schicksal möge so gnädig sein, ihn auf der Stelle zu töten.
    »Ein ganzes Dorf …«, stöhnte er immer wieder.
    Da umfasste San seine Schultern. »Ich weiß, wie du dich gefühlt hast, Amhal. Ich habe sie gesehen in deinen Augen, diese Glückseligkeit, die du so lange nicht mehr verspürt hattest. Das Gefühl, das Richtige zu tun, das, wozu du geboren bist.«

    Der Jüngling blickte ihn an. »Wer bist du?«
    San lächelte. »Ich bin wie du.«
    Da spürte Amhal, wie ihn eine tröstliche Ruhe überkam und ihn mehr und mehr mit einem süßen Wohlgefühl erfüllte. Er sank an Sans Brust und weinte alle Tränen, die er in sich hatte. Bald wusste er nicht mehr, weswegen er weinte. Aus Schuldgefühlen, aus Angst oder Freude. Er spürte nur noch, dass er einen weiteren großen Schritt getan und eine Grenze überschritten hatte in eine Welt, aus der es kein Zurück mehr gab.
    Als er sich beruhigt hatte, setzten sie ihren Weg fort. Die Gewissensbisse waren noch nicht ganz verschwunden, aber jetzt hatte er sie im Griff. Und auch der Abscheu vor sich selbst war noch da, das Entsetzen über das, was sie getan hatten, all die Reste seines früheren Wesens. Aber sie zählten kaum noch etwas.
    Sie hatten das Lager fast schon erreicht, da drehte sich San zu ihm um und sagte. »Als wir dort eintrafen, brannte das Dorf bereits. Wir haben noch versucht, die Flammen zu löschen, aber es war zu spät. Verstanden?«
    Amhal blickte ihn an und nickte, ohne mit der Wimper zu zucken.
    San lächelte.

29
    Die Gefangennahme
    W as ist geschehen?«, fragte Adhara ihn am Abend.
    Amhal hatte geglaubt, dass man ihm nichts anmerken würde. Keiner im Lager hatte ihm irgendwelche Fragen gestellt, niemandem schien etwas aufgefallen zu sein. Das Blut auf seiner Klinge hatte er sorgfältig weggewaschen. Doch Adhara erkannte es in seinen Augen.
    Sie legte ihm eine Hand auf den Arm. »Was ist geschehen?«, wiederholte sie.
    Unter ihrem Blick fühlte er sich nackt und verloren. Und ganz deutlich wurde ihm bewusst, dass Adhara hinter dieser Grenze, die er heute überschritten hatte, zurückblieb. Als er sich dem Blutrausch überließ, hatte er sie für immer verloren. Und er würde es auch nicht fertigbringen, ihr zu gestehen, was sie getan hatten.
    »Nichts«, antwortete er deshalb. »Der übliche Einsatz ohne besondere Vorkommnisse.«
    »Du bist so seltsam, Amhal … mehr noch als sonst.«
    »Was zum Teufel erwartest du eigentlich von mir? Merkst du denn nicht, wo wir uns hier befinden? Du siehst sie doch selbst auch

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