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Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter

Titel: Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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anschauen. »Nun gut, da mein Samen bereits in der Furche liegt und ich schon weiß, wie alles enden wird, will ich dir den Gefallen tun und dir die ach so kostbare Wahrheit gestehen, hinter der du so her bist. Ja, ich war es, der Mira
töten ließ. Und du hast Recht, er war mir im Weg, aber anders als du glaubst. Als ich bemerkte, dass mich deine Mutter beschatten ließ, kam ich auf die Idee, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Dass Mira sterben musste, hatte ich bereits beschlossen. Zu seiner Ermordung aber einen eurer eigenen Männer zu benutzen, nun … das entbehrte doch nicht einer gewissen Eleganz. Das wirst du mir zugestehen müssen. Zudem kam mir die Situation auch noch aus einem anderen Grund gelegen. So bediente ich mich eben eines speziellen Zaubers und tat, was zu tun war. Und es stimmt auch, dass ich der Seuche die Tore des Palastes geöffnet habe. Ein Fläschchen infizierten Blutes, das ich mir einige Zeit zuvor beschafft hatte und das ich im Schlafgemach deines Vaters, mit einer Prise Magie, verdampfen ließ: Mehr war nicht nötig. Gut, wenn du so willst, habe ich deinen Vater getötet.«
    Neors Hände krampften sich um die Armlehnen seines Stuhls, während sich die Welt um ihn herum dunkelrot färbte. Zum ersten Mal in seinem Leben überkam ihn ein grenzenloser, wirklich alles verschlingender Zorn. Er hasste diesen Mann, wie man tiefer nicht hassen konnte, und wünschte sich dessen Tod – mit jeder Faser seines Körpers.
    »Wie konntest du nur …?«, murmelte er bebend. »Wie konntest du nur …?«, wiederholte er, während seine Stimme lauter und lauter wurde. »Wie einen verlorenen Sohn hat er dich aufgenommen, hat dich mit Ehrungen überhäuft, dir seine Zuneigung bewiesen, hat sich um dich gesorgt und sich deinetwegen schuldig gefühlt sein Leben lang!«, brüllte Neor aus voller Kehle.
    San ließ sich nicht aus der Fassung bringen.
    »Aber du wirst sterben …«, fuhr Neor drohend fort. »Das ganze Königreich wird von deinen Schandtaten erfahren, und du wirst sie büßen. Wie ein Hund wirst du verrecken, wie ein Verräter, wie du es nicht anders verdient hast!«
    San antwortete mit einem Grinsen.

    »Lach nur, denn das Lachen wird dir schon bald vergehen. Dieses hyänische Grinsen ist es, das dich aufs Schafott bringt.«
    San schüttelte den Kopf. »Offenbar hast du es immer noch nicht begriffen. Ich habe das Samenkorn in die Furche gelegt, und dort keimt es bereits. Und während du, mit deiner sinnlosen Wahrheit ausgestattet, bald tot sein wirst, werde ich diese Zelle verlassen und mein Werk zu Ende führen.«
    »Das wird sich erst noch zeigen«, zischte Neor.
    In diesem Moment ertönte ein mächtiger Schlag. Neor fuhr herum. San hinter ihm lächelte triumphierend.
     
    Amhal flog ohne Pause und rastete nur, wenn Jamila mit ihren Kräften völlig am Ende war. Dann gönnte er sich selbst auch ein wenig Schlaf in der Abgeschiedenheit kleiner verlassener Lichtungen, wo der Drache wieder zu Kräften kommen konnte. Unablässig dachte er an San, an dessen Worte, an die rüde Art, wie man ihn gefangen genommen und fortgeschleift hatte. Und fast zwanghaft wiederholte er sich immer wieder, dass er unschuldig war, dass er es nicht getan haben konnte.
    Zehn Tage brauchte er bis zum Ziel, zwei weniger, als er vorhergesehen hatte. In einem Wald gleich vor den Toren Neu-Enawars landete er und ließ dort den Drachen zurück. »Ich bin bald wieder da«, verabschiedete er sich und tätschelte dem Tier das Maul. Währenddessen ertappte er sich bei dem Gedanken, dass er damit, vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben, Jamila belog.
    Er schlang den Umhang um seinen Leib und dachte, dass er so, ganz in Schwarz, genau wie sein Meister San aussah.
    Er passierte das Stadttor, wo man ihn nur dank seiner Soldatenuniform einließ, denn die Quarantäne hatte nun auch Neu-Enawar erreicht. Er kam in einer schäbigen Herberge unter.

    Zwar brannte er darauf, zur Tat zu schreiten, hatte sich aber vorgenommen, noch ein wenig zu warten. So unvernünftig sein Vorhaben auch sein mochte, es musste ordentlich geplant werden, sonst wäre sein Tod sinnlos gewesen.
    Nur einige wenige Male war er unten in den Verliesen des Heerespalastes gewesen und erinnerte sich kaum noch, wie der Trakt aufgebaut war. Es war jedoch unumgänglich, genau zu wissen, wie die Zellen lagen und die Wachposten auf dem Weg dorthin aufgestellt waren. Gewiss konnte er sich auf seine Geschicklichkeit und seine Kräfte verlassen, doch Tatsache blieb:

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