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Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter

Titel: Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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Schwert im Leib des Mannes, bevor dieser auch nur einen Laut von sich geben konnte. Nur ein dumpfer Schlag, als er zu Boden sank, und schon verbreitete sich Blutgeruch in der Luft, duftend, lockend.
    Tief atmete Amhal ihn ein, während ihn eine unbändige Freude überkam. Und das Schönste, Wunderbarste war, dass er keinerlei Grund mehr hatte, sich zu zügeln, die Wut niederzuhalten. So ließ er es geschehen, dass sie rein und unverfälscht
durch seine Adern strömte, ihn stärkte und berauschte.
    Jetzt brauche ich sie, habe sie immer schon gebraucht. Denn so bin ich: ein Ungeheuer.
    Einen Moment lang betrachtete er prüfend die Tür, die durch einen schweren Riegel gesichert war. Da zerriss ein Schrei die Stille. Er kam von jenseits der Zellentür. Die Worte, die dort gesprochen wurden, konnte Amhal nicht verstehen, doch die Stimme erkannte er. Es war die von Neor. Neor musste in der Zelle sein. Der rätselhafte Neor, der Krüppel, der seit Jahren schon die Geschicke des Landes anstelle seines Vaters lenkte. Der Mann, dem San vorwarf, ihn hereingelegt zu haben. Amhals Hände zitterten. Der Augenblick der Wahrheit war gekommen.
    Aber ich kenne die Wahrheit ja bereits , verbesserte er sich starrköpfig.
    Dann sprach er die Zauberformel. Richtete den Zauber gegen den Riegel, und ein Donner erschütterte das Kerkergewölbe. Doch die Tür blieb heil.
    Verdammt!
    So versuchte er es noch einmal und legte dabei noch mehr Kraft in den Zauber. Das Holz stöhnte, das Metall verbog sich, und die Tür ging auf.
    Da waren sie: San und Neor. Neor saß wie immer in seinem Stuhl und starrte ihn fassungslos an. Auch San mit geschwollenem Gesicht blickte zu ihm, während das typische Wolfslächeln seine Lippen umspielte.
    »Ich wusste, dass du kommen würdest«, sagte er.
    Es war, als gehorche Amhal einem Befehl. Er stieß Neors Stuhl zur Seite, so dass der König zu Boden stürzte, und stürmte zu San. Mit einem mächtigen Hieb durchschlug er die Ketten und befreite ihn.
    »Bist du verletzt?«
    »Weißt du, wie wir hier rauskommen …?«, gab San nur zur Antwort.

    Amhal sah ihn verwirrt an.
    »Wir nehmen Neor mit. Der ist unser Passierschein nach draußen.«
    Amhal drehte sich zu dem König um, der hilflos am Boden kroch, packte ihn unter den Achseln und hob ihn hoch: Sein schmächtiger Körper war leicht, doch seine lahmen Beine waren hinderlich.
    »Lad ihn dir auf die Arme«, forderte San ihn auf.
    »Er hat dich belogen, Amhal, er ist der Täter«, murmelte Neor, wobei er sich mit seinen wenigen Kräften zu wehren versuchte. »Er selbst hat es mir eben gestanden.«
    »Schweig«, zischte Amhal mit hasserfüllter Stimme. Dann blickte er fragend zu San.
    »Ich brauche noch mein Schwert«, sagte der, »und dann verschwinden wir von hier.«

32
    Der Beginn
    A n einem vom fahlen Licht des Tagesanbruchs erhellten Morgen landete Dubhe in Derea im Westlichen Wald. Auf der großen Lichtung vor dem Lager wartete Theana bereits auf sie. Das Gesicht der Hohepriesterin wirkte blass, als sie, sich die kalten Hände reibend, zu ihr aufsah.
    Dubhe stieg von dem Drachen, der dem einzigen in Makrat verbliebenen Ritter gehörte, der dazu zu bewegen gewesen war, sie zu diesem Treffen zu fliegen.
    »Du hättest dich doch nicht herbemühen müssen«, empfing Theana sie und blickte die alte Gefährtin besorgt an.
    Die Königinmutter lächelte bitter. »Was hält mich denn in Makrat? Ein verwaister Hof? Ein ausgestorbener Palast? Sie sind doch alle fort. Wer nicht geflohen ist, ist tot.«
    »Du bist auch noch nicht ganz wiederhergestellt, das weißt du!«
    Dubhe fuhr sich über das Gesicht. »Gewiss, aber ich hatte gewichtige Gründe, hierher zu reisen.«
     
    Aufgebrochen war sie einige Tage nach den Beisetzungsfeierlichkeiten für ihren Gemahl, eine schlichte Zeremonie, an der nur wenige Menschen teilgenommen hatten.
    So scheidet er, der größte König, den das Land der Sonne je besessen hat, hatte sie, mit einem Blick auf die Trauergäste, gedacht: ein Dutzend überlebender Diener mit gespensterbleichen
Gesichtern. Sonst niemand außer ihr selbst. So hatten sie auf dem Platz beisammengestanden, während heftige herbstliche Regenschauer niedergingen, weshalb es auch eine Weile dauerte, bis der Scheiterhaufen Feuer fing. Und sie war geblieben, völlig durchnässt, bis von dem Mann, den sie fast ihr gesamtes Leben geliebt hatte, nichts als Asche übrig war.
    Während er todkrank daniederlag, war sie keinen Moment von seiner Seite gewichen, hatte seinen

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