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Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter

Titel: Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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erkannte, dass es sich um eine magische Botschaft handelte? Und konnte sie Neor wirklich vertrauen? Er hatte ihr immer den Eindruck eines aufrichtigen Mannes gemacht, aber eigentlich kannte sie ihn nicht. Was hatte sich in den vergangenen Wochen am Hof zugetragen? Was hatte sich in ihrer Abwesenheit verändert?
    Als die Flammen das Pergamentblatt ganz verschlungen hatten, beschloss sie, nicht weiter über diese Dinge nachzudenken. Jetzt war ohnehin nichts mehr rückgängig zu machen.
    Viel schwieriger war es nun, irgendwie ins Große Land zu gelangen. Sie hatte gehört, dass ein Drachenritter am Abend dorthin aufbrechen würde, aber wie sollte sie ihn dazu bringen, sie mitzunehmen? Nicht zu vergessen, die Quarantäne. Es würde nicht leicht werden, überhaupt in die Stadt hineinzukommen … Adhara hatte das Gefühl, als platze ihr der Schädel. Aber es half nichts. Sie musste den Ritter ansprechen und dabei so überzeugend wie möglich sein.
    »Du würdest mich aufhalten. Außerdem nehme ich grundsätzlich niemanden mit«, erklärte Taq, der Drachenritter, barsch, als sie ihre Bitte vorgetragen hatte.
    »Ihr könnt mich auch irgendwo außerhalb der Stadt absetzen.«
    »Was hättest du davon? Ohne Genehmigung kommst du dort niemals hinein.«
    »Und … wenn ich Euch Geld gebe?«
    In den zurückliegenden Monaten hatte sie eine kleine Summe sparen können, weil man sie am Hof für ihre Arbeit bezahlt hatte. Sie hatte es auf ihre Reise mitgenommen und kaum etwas davon ausgegeben. Nun drückte sie dem Ritter alles in die Hand.
    »Das gehört Euch, wenn Ihr mich mitnehmt.«
    Taq schaute sie aufmerksam an. »Es scheint dir ja außerordentlich
wichtig zu sein, nach Neu-Enawar zu kommen.«
    »Ja. Ich muss jemandem das Leben retten«, erklärte sie, während ihr das Herz bis zum Hals schlug.
    Und noch am selben Abend brachen sie auf. Sie presste sich fest in den Sattel und schloss die Augen, während sie aufstiegen und sich rasch von dieser Hölle unter ihnen entfernten. In diesen Tagen in Damilar hatte sie häufig von dem Moment geträumt, da sie diesen Ort endlich verlassen würde. Aber wie anders hatte sie sich ihn doch vorgestellt.
    Jetzt sah sie zu, wie die Lichter des Lagers unten am Boden immer winziger wurden, und spürte dabei, welche Verzweiflung, welche Furcht ihr Herz bedrängte. So als habe das Leid, das sie hier miterlebt hatte, ihr Inneres für immer vergiftet.
    »Wir werden immer nur kurz rasten. Ich habe es eilig«, rief Taq ihr zu.
    Adhara nickte. »Das ist mir sehr recht. Auch ich habe keine Zeit zu verlieren.«
     
    Von der Außenwelt abgeschnitten und allein, hockte Amina in ihrem Zimmer am Hof in Neu-Enawar und welkte langsam dahin in schmerzlicher Sehnsucht nach den Großeltern und wehmütiger, aufwühlender Erinnerung an Adhara, an jene kurze glückliche Zeit ihres Lebens, die sie zusammen verbracht hatten. Die Angst vor der Seuche setzte ihr zu und fügte sich in die furchterfüllte Atmosphäre, die in diesem belagerten Palast überall spürbar war. Und in ihrer vollkommenen Gleichgültigkeit gegenüber der Welt, ihrer Antriebslosigkeit, zu der auch der Verzicht auf irgendeine Form des Ungehorsams gegenüber diesem stets von ihr verachteten höfischen Leben gehörte, beachtete sie das violette Wölkchen nicht, das einen ganzen Tag lang über ihrem Schreibtisch schwebte. Sie hielt es für eine Sinnestäuschung, die ihr
die erschöpften Augen vorspielten, und dachte sogar an ein heimtückisches Eindringen der Seuche.
    Vielleicht breitet sich die Krankheit ja auf diese Weise aus, mit solchen Wölkchen, überlegte sie, während sie mit einem Finger hineinstach.
    Und am nächsten Tag hatte sich das Wölkchen aufgelöst, war nichts mehr zu sehen von dem Dampf – und damit auch von Adharas verzweifelter Botschaft.

31
    Der Ausbruch
    A uf den Armen trug man Neor in den Kellertrakt hinunter. Es war nun schon das zweite Mal, aber er fühlte sich wieder genauso gedemütigt wie bei seinem ersten Besuch. In seinem Palast zu Hause war er sich im Grund nie wie ein Krüppel vorgekommen. Doch hier in Neu-Enawar traten alle seine körperlichen Gebrechen offen zutage. Für alle Verrichtungen, so selbstverständlich sie auch sein mochten, brauchte er Beistand.
    Unten, am letzten Treppenabsatz angekommen, hatte er es eilig, die Diener loszuwerden. »Geht, ich will allein sein«, befahl er knapp.
    »Aber, Majestät, der Ort ist nicht sicher, diese Verbrecher hier …«
    »Ihr habt gehört, was ich gesagt habe«, ließ er

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