Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter
verstand.
Durch eine Reihe ausgebrannter Räume gelangten sie in einen Saal, in dem auf einem Regal noch einige heil gebliebene Krüge standen.
»Ich wusste doch, dass hier noch was zu finden ist«, murmelte San. Er ging die Kräuter durch, griff dann zu einem bestimmten Medizingefäß, öffnete es und zeigte es Amhal. »Kennst du das?«
Der schnupperte daran und schüttelte dann den Kopf.
»Wie ich sehe, werde ich dir noch ein wenig Heilkunst beibringen müssen. Das ist ein Kraut, das Entzündungen hemmt, sehr gut bei offenen Wunden. Heilzauber kennst du aber doch, oder?«
Amhal nickte.
»Dann hilf mir doch mal.«
Ein wenig mühsam legte er den ledernen Rock und auch das Hemd ab, das er darunter trug, und versuchte dann, sich die Wunde anzuschauen. Sie schien recht tief, aber nicht lebensgefährlich zu sein.
»Bist du so weit?«
Und sein Schüler begann.
Während sie so dasaßen zwischen den Trümmern dieses zerstörten Gebäudes und mit der Behandlung beschäftigt waren, sagte Amhal irgendwann: »Ich möchte, dass du mir alles erklärst. Ich möchte die Wahrheit wissen.«
San kicherte. »Das wollte Neor auch. Ist noch nicht lange her. Die Wahrheit.«
Amhals Augen funkelten.
Sans Lachen brach abrupt ab. »Du hast ihn getötet, weil du wusstest, dass er an der Wahrheit gar nicht interessiert war.«
Amhal antwortete nicht sofort, kümmerte sich nur weiter um die Wunde, so als denke er nach. »Ich will wissen, wer ich bin«, erklärte er dann. »Warum ich so bin, wie ich bin.« Er blickte auf. »Und was ich jetzt tun soll.«
»Du sollst alles erfahren, jetzt haben wir ja Zeit«, antwortete San seelenruhig. »Also hör zu!«
Amhals Miene zeigte keine Regung.
Da plötzlich bewegte sich etwas hinter ihnen.
Voller Verzweiflung hatte Adhara die Verfolgung aufgenommen, den Blick zum Himmel gerichtet, immer dem Lindwurm hinterher, der sich viel zu schnell entfernte. Sie war gerannt, gestrauchelt und immer wieder aufgestanden, hatte irgendeine Richtung eingeschlagen, als sie den Drachen aus den Augen verlor, und war umhergeirrt in der Hoffnung, irgendwie zu erahnen, wohin sie geflogen waren.
Sie wusste selbst nicht so recht, was sie da überhaupt tat. Klar war ihr nur, dass eigentlich alles aus war. Amhal hatte König Neor getötet. Nach solch einer entsetzlichen Tat gab es kein Zurück mehr. Erwischte man ihn, würde man ihn hinrichten, aber auch wenn er ihnen entkäme, würde nichts mehr so wie früher sein.
Doch die Sehnsucht, ihn zu retten, war immer noch nicht in ihr erloschen. Sie glaubte weiter daran, hielt krampfhaft daran fest, so als sei eben dies ihre Mission, eine Aufgabe, die ihr schon vor Jahrhunderten übertragen worden war, der einzige, wahre Grund, weshalb sie auf dieser Wiese aufgewacht war und bis zu dieser Stunde so und nicht anders gehandelt hatte.
Verzagt schleppte sie sich durch die Straßen, bog ab, mal hierhin, mal dorthin, verirrte sich und lief dennoch immer weiter, bis sie irgendwann eine Art Kloß im Hals spürte und ein unbekanntes Gefühl, das ihre Beine lähmte.
Mitten auf dem Weg blieb sie stehen, so als habe eine unsichtbare Kraft sie gepackt und halte sie fest.
Langsam drehte sie den Kopf. Da war ein schlichtes Tor mit einem ihr fremden Symbol im Sturz. Der Stein war von einem Brand geschwärzt, und die hölzerne Tür hing halb verkohlt nur noch in einer Angel.
Und ihr war, als erwache sie aus einem Traum, und plötzlich erinnerte sie sich. All die Bruchstücke ihrer Erinnerung verbanden sich mit der Wirklichkeit, und sie wusste ganz deutlich, dass sie von dorther kam, von diesem Ort mit der verbrannten Tür und dem eingeschwärzten Sturz.
Von einer Kraft angezogen, der sie nichts entgegensetzen konnte, trat sie über die Schwelle. Sie erinnerte sich, ja, sie e rinnerte sich ! Die steinerne Gewölbedecke, die engen Korridore, der muffige, schimmlige Geruch.
Hier war ich schon.
Wie in Trance bewegte sie sich durch die Räume, so als habe sie plötzlich vergessen, dass sie auf der Suche nach Amhal war. Dieser Lockruf, dem sie jetzt antwortete, war stärker als alles andere.
An manchen Stellen war das Dach eingestürzt, und der ätzende Brandgestank schnürte ihr die Kehle zu und trieb ihr die Tränen in die Augen. Ihr Gedächtnis, eben jenes, das fünf Monate lang irgendwohin verschwunden war, stellte diesen zerstörten Ort wieder her, zeigte ihn ihr, wie er einmal ausgesehen hatte, bevor das Feuer gekommen war. Und ihn.
Wer war er?
Sie erinnerte sich
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