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Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter

Titel: Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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Amhal habe sich für das Leben entschieden. Es sei ihm gelungen, Sans Lügen zu durchschauen. Er würde ihr jetzt zur Seite stehen, und sie würden gemeinsam kämpfen, um diesem unheimlichen Ort zu entfliehen und sich dann eine neue Heimat zu suchen, wo die Worte, die sich San und dieser Fremde entgegengeschleudert hatten, keinen Sinn mehr ergaben.
    Langsam trat Amhal auf sie zu – und setzte ihr die Schwertspitze an die Kehle. Adhara erstarrte.
    »Amhal …«, murmelte sie.
    San lächelte grimmig. »Ja, töte sie«, rief er. »Sie ist deine Feindin, ist es immer gewesen. Erledige sie jetzt, sonst musst du es später tun.«
    Adhara schaute Amhal fest in die Augen, versuchte, ein stummes Flehen in ihren Blick zu legen, ihm zu verstehen
zu geben, dass noch nicht alle Hoffnung verloren war. Doch seine eiskalten grünen Augen zeigten keine Regung, und jenes Licht, das sie so häufig schon darin entdeckt und für das sie so verzweifelt gekämpft hatte, schien gänzlich erloschen.
    »Geh!«, sagte er.
    San fuhr herum. »Nein, du musst sie töten! Vertrau mir, ich werde dir alles erklären. Aber töte sie!«
    »Du bist verletzt. Wir müssen hier fort. Es war ein Fehler, hierherzukommen«, antwortete Amhal ihm.
    San bleckte die Zähne, doch auf seiner Stirn perlte der Schweiß, und seine Wunde hatte wieder zu bluten begonnen.
    »Amhal, ich beschwöre dich …«, versuchte es jetzt auch Adhara noch einmal.
    »Geh!«, wiederholte er nur. Dann entfernte er sich einige Schritte, steckte sein Schwert zurück, hakte San unter und verschwand mit ihm im Dunkeln.
    »Amhal!«, schrie Adhara und machte Anstalten, ihm nachzulaufen.
    Doch der Fremde hielt sie am Arm fest. »Lass ihn ziehen. Das ist unsere einzige Hoffnung!«
    »Nein, du verstehst das nicht …« Sie versuchte, sich dem Fremden zu entwinden, war aber zu erschöpft, und das nicht nur körperlich. Ihre Beine gaben nach, und sie fand sich, von heftigen Schluchzern geschüttelt, am Boden wieder, nahm die Hände vor die Augen und weinte hemmungslos. Da spürte sie, wie der Fremde zu ihr trat und ihr eine Hand auf die Schulter legte.
    »Es ist vorbei«, murmelte er. »Es ist vorbei.«
    Wie furchtbar Recht er hatte, dachte Adhara.
     
    »Wer bist du?«, fragte sie, als sie sich ein wenig beruhigt hatte.
    Er hob den Kopf. »Ich heiße Adrass.«

    Sie konnte sich nicht an den Namen erinnern.
    »So lange und so verzweifelt habe ich nach dir gesucht …«
    »Wieso?«
    Der Mann seufzte.
     
    Er erzählte ihr von der Schar der Erweckten. Heilige, Märtyrer, Hüter des wahren Glaubens seien sie gewesen und hätten nichts unversucht gelassen, die anderen Mitglieder der Ordensgemeinschaft des Blitzes von der Richtigkeit ihrer Glaubenssätze zu überzeugen. Doch vergebens. Als Theana ihnen die Tür wies und sie sogar verfolgen ließ, seien sie in den Untergrund gegangen, um dort ihre Arbeit fortzusetzen. Nachdem alle Versuche, Marvash zu töten, noch bevor er in die Welt trat, gescheitert waren, hätten sie dann beschlossen, Sheireen zu suchen. Die gesamte Aufgetauchte Welt durchkämmten sie nach ihr, doch auch damit hatten sie kein Glück. Da sie aber wussten, dass es dringend geboten war, dem Feind zuvorzukommen, konnten sie nicht warten, bis Marvash auf den Plan trat und dann Sheireen gegen ihn aufstand. Sie musste schon bereitstehen. Und so kamen sie auf die Idee, Sheireen zu schaffen.
    Mit Magie oder auf irgendeine andere Weise – egal. Aber es musste gelingen. Um jeden Preis.
    Sie begannen damit, junge Mädchen zu rauben, sie ihren Familien zu entreißen und für ihre Ziele zu missbrauchen. Vergeblich. Zudem starben ihnen viele unter den Händen weg durch die machtvollen Siegel, die ihnen auferlegt wurden. So verfielen sie auf den Gedanken, es mit Leichen zu versuchen, an totem Fleisch zu experimentieren, das durch verschiedene Verbotene Zauber, die die Erweckten beherrschten, mit neuem Leben erfüllt werden sollte. Totes Fleisch, das sie zu formen, umzugestalten, zu verstärken versuchten.

    »Mit vielen Leichen arbeiteten wir. Aber es war ein schwieriges Unterfangen. Ziel war es ja nicht, Tote ins Leben zurückzuholen, das heißt, ihre Seelen aus dem Jenseits zurückzurufen. Ein solches Sakrileg wollten wir nicht begehen. Es ging ausschließlich darum, einen Körper zu schaffen, der in der Lage sein würde, Marvash entgegenzutreten und ihn im Kampf zu bezwingen. Und das taten wir.«
    Adrass schwieg, und Adhara spürte, wie ihr ein langer Schauer über den Rücken lief. Sie

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