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Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter

Titel: Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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Untaten fähig. Geh nicht mit ihm! Lass ihn ziehen auf seinem Lindwurm und bleibe hier bei uns! Es wird dir nichts geschehen. Mein Ehrenwort, ich sorge dafür, dass dir nichts geschieht! Aber folge ihm nicht!«
    Amhal schluckte. »Schweig!«
    »Er hat mir gestanden, wie er es getan hat, wie er Mira umgebracht hat. Und nicht der Hauch von Reue sprach dabei aus seinen Worten, aus seinen Augen.«
    »Schweig!«, schrie Amhal, und seine Hand bewegte sich, fast von selbst, so als gehöre sie ihm nicht. Sie stach zu, versenkte die Klinge in Neors Kehle und riss sie wieder heraus, und das Blut sprudelte aus der Wunde hervor, warm und sanft. Nur ein einziges schwaches Zucken durchlief Neors Körper. Dann lag er leblos ins Amhals Armen. Und während das Blut unter dem Entsetzensgeschrei der Untertanen und Aminas verzweifeltem Heulen zu Boden rann, stand Amhal nur da und lächelte selig. Er hatte seine Wahl getroffen. Es war geschafft.

    Er ließ den Körper zu Boden gleiten, bedachte die ihn entsetzt, aus irren Augen anstarrende Menge nur mit einem kurzen Blick und sprach dann eine Zauberformel. Sogleich bildete sich auf seiner Handfläche eine silberne Kugel, die größer und größer wurde. Die ersten Soldaten schienen sich von dem Schock erholt zu haben und rückten, die Waffen vorgereckt, auf ihn zu. Doch er hatte keine Angst. Immer noch lächelte er, wartete, dass die Energie in seinen Händen zusammenfloss zu einer gewaltigen Kraft, die alles verzehren würde in einem reinigenden Feuer.
    Doch da erblickte er sie. Inmitten der Soldaten, die Augen geweitet von Furcht und Mitleid, in Tränen aufgelöst. Adhara.
    Und etwas tief in seinem Herzen rührte sich. Er zögerte, und die Kugel in seinen Händen schrumpfte. Doch dann schleuderte er sie fort.
    Ein grelles Licht erfasste alles um ihn herum, und für die Soldaten, die ihm am nächsten standen, gab es kein Entrinnen. Schon fingen sie Feuer und verbrannten elendig.
    Amhal schwang sich hinter San auf den Lindwurm. »Los! Auf geht’s!«, sagte er ruhig.
    »Warum hast du gezögert?«, fragte sein Meister.
    »Los!«, wiederholte Amhal nur.
     
    Adhara sah dieses grelle Licht, und noch einmal schrie sie Amhals Namen in dem verzweifelten Versuch, ihn zu sich zu bringen. Dann völlige Blindheit. Als ihre Augen wieder etwas erkennen konnten, erblickte sie die verkohlten Leichen von sechs, sieben Soldaten. Andere lagen benommen am Boden, verletzt oder mit den Händen vor Augen. Und inmitten dieses Grauens Neors Körper, fast unversehrt. Die Augen geschlossen, so als schlafe er, und mit einem langen Schnitt über dem Kehlkopf, aus dem immer noch träge Blut hervorquoll.
    Amina warf sich über den leblosen Leib, packte ihn und versuchte, ihn wachzurütteln.

    Adhara musste an ihre erste Begegnung mit Neor denken, seine liebenswürdige Art, seine Feinfühligkeit, seine Klugheit. Und ihre Augen füllten sich mit Tränen.
    Da hörte sie über sich gemächliche, regelmäßige Schläge. Sie schrak auf. Der Lindwurm hatte seine mächtigen Schwingen ausgebreitet und flog davon. Da sprang sie auf und rannte los.
    Nein, es war noch nicht alles aus.

34
    Die Wahrheit
    N icht weit vom Stadtzentrum Neu-Enawars entfernt ließ San den Lindwurm schon wieder hinuntergehen. Das Tier kauerte sich flach auf den Boden, und sie konnten absteigen.
    Amhal blickte San verwundert an. »Bist du wahnsinnig geworden?«, fragte er respektlos. Alle seine Gefühle waren erkaltet. Wie taub war er. Nichts bewegte ihn, wenn er daran zurückdachte, was gerade geschehen war. Nur eine leichte Unzufriedenheit saß ihm in der Brust. Seine Wut war noch nicht besänftigt, sein Verlangen zu töten noch nicht gestillt.
    »Hier sind wir sicher«, erwiderte San gelassen. »Außerdem finden wir hier das, was wir brauchen. Falls du es nicht bemerkt haben solltest, ich bin verletzt«, fügte er hinzu, wobei er ihm die klaffende Wunde über der Hüfte zeigte. Amhal stellte keine weiteren Fragen mehr.
    Sie standen vor einer Holztür, mit einem Symbol im Sturz darüber, das Amhal nicht kannte. Es roch verbrannt. Sie stießen die Tür auf und traten ein: Zerstörung überall, die Wände waren geschwärzt von einem Feuer, auf dem Boden lagen zerborstene Medizingefäße, Glasscherben und verkohlte Leichen.
    »Ist das dein Werk?«, fragte Amhal.
    San kicherte. »Meine erste Tat, als ich in Neu-Enawar eintraf. Auch wenn es mir nicht befohlen war – es war sinnvoll. Zudem war mir danach. Ich bin sicher, du verstehst das.«

    Ja, Amhal

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