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Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter

Titel: Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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konnte es nicht fassen. »Das habt ihr hier also getrieben.«
    Der Mann nickte mit betrübter Miene, für die Adhara nur Verachtung übrig hatte.
    »›Kreaturen‹ nannten wir diese Geschöpfte, und der Einfachheit halber gaben wir ihnen keine Namen, sondern nummerierten sie mit elfischen Zahlen. Jeder von uns war mit einer dieser Kreaturen befasst und experimentierte nach eigener Methode mir ihr, belegte sie mit Siegeln, pflanzte ihr Kenntnisse und Fähigkeiten in Magie und Kriegskunst ein … Die entscheidende Prüfung erfolgte dann mit Dessars Lanze, einem Artefakt elfischen Ursprungs, dessen Kräfte nur von einer Geweihten entfaltet werden können. Man brachte die Kreaturen also zu der Lanze und ließ sie das Artefakt mit beiden Händen fest umklammern. Wäre dabei etwas in Gang gesetzt worden, hätte das bedeutet, dass nun die Geweihte gefunden war. Doch das war nie der Fall.«
    Adhara zitterte. »Was wurde dann aus den … Kreaturen?«
    »Sie starben.«
    Sie fürchtete sich vor diesem Mann, erschauderte angesichts der Art und Weise, wie er über diese Leichen redete, die durch Experimente geschändet, dem Tod entrissen und dann wieder vernichtet wurden.
    »Das waren keine richtigen Personen, verstehst du?«, erklärte Adrass, der ihre Verstörung bemerkte. Etwas ganz Ähnliches hatte San vorhin gesagt, und Adhara spürte, wie eine unbändige Wut ihre Adern durchfloss. »Sie waren nicht
dazu geschaffen, eine Seele zu besitzen, waren nichts weiter als … Kreaturen eben.«
    Adhara ballte die Fäuste. »Ich verstehe immer noch nicht, was das mit mir zu tun haben soll«, sagte sie. Aber das war gelogen.
    Adrass lächelte. »Du bist Chandra, ›die Sechste‹ in der Elfensprache, weil du die Sechste bist, die wir geschaffen haben. Und du bist Sheireen.«
    Da fuhr Adhara auf und warf sich auf Adrass, riss den Dolch hoch und setzte ihn dem Mann an die Kehle. »Du lügst! Ich habe eine Seele: Ich liebe, ich hasse, ich lebe! Ich bin! «
    Adrass erbleichte, während er zu stammeln begann, zu erklären versuchte, was nicht erklärt werden konnte.
    Angewidert von sich selbst, ließ Adhara die Waffe sinken. Wenn du das tust, bist du auch nicht besser als San , sagte sie sich.
    Adrass rieb sich den Hals und versuchte, zu Atem zu kommen. »Ich weiß auch nicht, was du bist. Meine Glaubensbrüder haben mir eingeschärft, dass Kreaturen keine fühlenden Wesen sind. Aber ist es wirklich von Bedeutung, woher du kommst oder was du bist, ein seelenloses Experiment oder ein Geschöpf, das liebt und hasst? Du bist Sheireen, und meine Arbeit war von Erfolg gekrönt. Du bist mein Werk. Ich habe die Geweihte erschaffen!«
    Adhara starrte ihn hasserfüllt an. »Du bist wahnsinnig …«
    »Aber du erinnerst dich an mich. Das weiß ich. Also kannst du die Wahrheit nicht leugnen, kannst nicht abstreiten, was ich dir gerade erklärt habe, Chandra.«
    »Nenn mich nicht so!«
    Die Kehle schmerzte ihr. Sie konnte noch nicht einmal mehr schreien. Sie ließ sich zu Boden sinken, betrachtete ihre Hände. Wem hatten sie gehört, bevor Adrass sie zu neuem Leben erweckte? Was hatten sie getan, als sie einer anderen gehörten? Wer war sie gewesen, ein Leben zuvor?

    »Dein Gedächtnis ist leer, weil es nichts gibt, woran du dich erinnern könntest«, fuhr Adrass fort, »bis auf die kurze Zeitspanne, die wir zusammen erlebt haben, von dem Augenblick, als ich dich wiedererweckte, als ich dich schuf mit meiner Magie, bis zu dem Tag, da alles zerstört wurde.«
     
    Als San die Erweckten überfiel, wussten sie nicht, wer er war. Er kam über sie und brachte den Tod. Tötete jeden, der ihm vor das Schwert kam, und löschte auch alle Kreaturen aus. Alle. Bis auf eine: Chandra.
    »Ich brachte dich in Sicherheit, versteckte dich in einem Geheimgang und sagte, du sollest dort auf mich warten.«
    Ich werde dich holen kommen . Adhara erinnerte sich.
    »Aber das schaffte ich nicht. Zwar konnte ich mich retten, aber nur, indem ich mich tot stellte, und ich kann dir versichern, ich war wirklich mehr tot als lebendig. Irgendwann schleppte ich mich ins Freie, rief um Hilfe …« Er brach ab und nahm die Hände vors Gesicht. »Es war entsetzlich, eine endlose Reihe von Widrigkeiten, die ich dir nicht im Einzelnen erzählen muss. Es ist eine traurige Geschichte.«
    Er schaute sie mit glänzenden Augen an.
    »Ich habe dich überall gesucht. Und nichts unversucht gelassen. Währenddessen stellte ich Nachforschungen zu dem Mann an, der uns überfallen hatte. Und ich fand

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