Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter
liefern können, und damit war alles anders geworden.
»Du warst mir wirklich eine große Hilfe«, versicherte er ihr, als die Gefahr überstanden war.
»Ich hätte selbst nicht gedacht, dass meine Idee so gute Früchte tragen würde«, gestand sie ihm.
Seit dieser Zeit war die Organisation beständig gewachsen. Neue Stützpunkte in anderen Gegenden der Aufgetauchten Welt wurden gegründet, und so hatte sich der Geheimdienst zu einem unverzichtbaren Werkzeug in den Händen des Königs und des Gemeinsamen Rates entwickelt.
Zuweilen nahm Dubhe auch selbst an einer Mission teil. Dann verwandelte sich die Königin wieder in die zuverlässige
Kampfmaschine, die sie einmal gewesen war, nun jedoch nicht mehr für verwerfliche, sondern für edle Ziele.
Niemand bei Hof wusste von ihrem Doppelleben. Und auch von ihren Geheimagenten – die sich nur höchst selten im Palast blicken ließen und sich ungreifbar wie Gespenster verhielten – wusste kaum jemand in der gesamten Aufgetauchten Welt. Nur Learco und sein Sohn Neor waren eingeweiht.
Nun betrat Dubhe ihre Kommandozentrale, nichts Besonders, nur ein etwas größerer Saal mit einer niedrigen Gewölbedecke und in der Mitte einem großen Mahagonitisch mit zahlreichen Stühlen rundherum. Auf einem von diesen nahm sie Platz, und Josar, einer ihrer Agenten, tat es ihr nach.
»Was gibt es also?«, fragte sie kurz angebunden.
»Ich komme soeben aus dem Land des Wassers«, begann Josar seinen Bericht. »Dort tun sich Dinge, die uns nicht gefallen können.« Er hielt einen Moment inne und fuhr dann fort. »Khan und ich waren wie so häufig im Norden des Landes unterwegs. Eurem Befehl gemäß beobachteten wir, ob es dort in den Dörfern vielleicht Anzeichen für neue Spannungen zwischen den beiden Rassen geben könnte.«
Dubhe nickte nur.
»Nun …« Josar schluckte. Offenbar fiel es ihm schwer, das Gesehene in Worte zu fassen. »Wir kamen also in ein Dorf … es war … seltsam …«
»Gab es wieder Streit zwischen Nymphen und Menschen?«, fragte Dubhe ungeduldig. Sie verstand nicht, was so Schlimmes passiert war. Die Erregung ins Josars Miene ließ nichts Gutes ahnen, aber er schaffte es nicht, die Sache auf den Punkt zu bringen.
»Nein, meine Königin … Oder vielleicht doch, keine Ahnung. Jedenfalls waren sie alle tot.«
Dubhe erschauderte.
»Es war ein Dorf mit nur ein paar Dutzend Bewohnern,
Menschen. Ein unbedeutender Ort, der vor allem vom Fischfang lebte. Wir hatten uns dorthin aufgemacht, weil man uns gesagt hatte, seit einigen Wochen schon habe niemand mehr irgendetwas von dort gehört. Und als wir dort eintrafen … nun … ich habe jedenfalls sofort bemerkt, dass etwas nicht stimmte.«
»Wie sind sie gestorben?«
»An einer Krankheit, Herrin.«
Die Schauer steigerten sich zu einem eisigen Griff, der ihre Schläfen zusammenpresste. »Vielleicht das Rote Fieber. Du weißt selbst, hin und wieder flammt es noch einmal auf.«
»Aber es rafft nicht ein ganzes Dorf dahin.«
»Erzähl mir alles, was du weißt«, forderte sie ihn mit betont gleichmütiger Stimme auf. Im Lauf der Jahre hatte sie gelernt, sich einige Dinge zunutze zu machen, die ihr Meister sie einst gelehrt hatte, als sie ihm noch nacheifern und eine Auftragsmörderin werden wollte: kühlen Kopf bewahren, nichts an sich heranlassen, mit messerscharfem Verstand entscheiden und handeln, ohne sich von Gefühlen ablenken zu lassen.
»Khan war allein in den Ort gegangen, ich hatte draußen auf ihn gewartet. Als er wiederkam, machte er einen sehr verstörten Eindruck und erzählte mir, dass in allen Häusern Leichen lägen. Und es stinke widerlich nach Verwesung, ein Zeichen, dass die Leute schon länger tot seien. Männer, Frauen, Kinder. In Betten, einige auch auf dem Erdboden. Alle aber seien sie mit schwarzen Flecken übersät gewesen.«
Dubhe lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. Das Rote Fieber zeigte sich nicht mit schwarzen Flecken auf dem Körper. »Und Blutergüsse? Vielleicht sind sie ja geschlagen worden.«
Josar schüttelte den Kopf. »Nein, meine Königin. Das waren wirklich schwarze Flecken, pechschwarz, gar nichts Bläuliches. Und dann das Blut. Blut war ihnen aus der Nase
geströmt, aus dem Mund, den Ohren … Sogar die Fingernägel waren blutunterlaufen.«
»Und das waren wirklich alles menschliche Leichen. Keine einzige Nymphe darunter?«
»Nein, Herrin. Ausschließlich Menschen.«
Dubhe seufzte und blickte dann ihr Gegenüber aufmerksam an. »Was ist mit Khan?«
»Den habe
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