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Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter

Titel: Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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sie in Salazar nicht bei ihm bemerkt hatte. Sie wusste nicht, ob es sich bei allen Menschen so verhielt und ob sie selbst auch auf andere so wirkte, aber es kam ihr so vor, als zeige Amhal immer wieder ein anderes Gesicht. Man hätte glauben können, seine Seele bestehe aus mehreren Schichten, und er suche ständig nach der passenden Maske, mit der er sich der Welt präsen – tieren konnte.
    »Amhal, Schüler von Drachenritter Mira«, stellte er sich vor. »Ich muss dringend mit dem General sprechen.«
    Der wachhabende Soldat musterte ihn einen Augenblick und wandte sich dann wieder seinem Papierkram zu. »Du
wirst erwartet«, erklärte er kurz angebunden. »Yerav ist dort drüben.«
    Amhal ging weiter, und Adhara machte Anstalten, ihm zu folgen.
    Die Wache bremste sie mit einem strengen Blick. »Wer ist das?«
    Amhal drehte sich um. »Adhara, mein Knappe.«
    »Knappen haben keinen Zutritt.«
    »Es geht aber auch um ein Thema, das ihre Anwesenheit verlangt.«
    Der Soldat blickte an dem Mädchen herunter. »Aber ohne Waffen«, knurrte er schließlich.
    Adhara führte die Hand zum Dolch und spürte, dass es ihr nicht behagte, sich von ihm zu trennen. Es dauerte etwas, bis sie sich entschließen konnte, den Gürtel abzunehmen und ihn der Wache zu reichen. »Pass gut auf ihn auf. Der hat einen großen Wert für mich«, sagte sie.
    Der Soldat blickte sie geringschätzig an. »Wofür hältst du mich? Für einen Dieb?«
    Endlich traten sie ein.

8
    Antworten
    D er Saal war geräumig und wurde zu einer Seite ganz von einer Glasfront mit Blick auf den Wasserfall beherrscht. Dennoch stand in ihm nur ein marmorner Schreibtisch. An dem saß ein beleibter Mann mit glänzendem Schädel, auf dem kein einziges Härchen spross, und schrieb etwas mit einem langen Gänsekiel nieder. Amhal schlug erneut die Hacken zusammen und ließ ein schüchternes »Herr General?« vernehmen. Jetzt hob der Mann gedankenverloren den Blick und sah die beiden ohne großes Interesse an.
    Amhal nannte Namen und Dienstrang, dann stellte er Adhara als seinen Knappen vor.
    Yerav legte die Feder nieder und rieb sich mit dem Zeigefinger die Nasenwurzel.
    »Tritt nur vor.«
    Der junge Ritter gehorchte, und Adhara tat es ihm nach.
    »Herr General, mein Meister, Drachenritter Mira, schickt mich. Ihr sollt wichtige Dokumente für ihn haben. Er hat mich beauftragt, sie abzuholen und ihm nach Neu-Enawar zu bringen.«
    Der Mann sammelte sich einen Moment und schien sich dann zu erinnern. »Ach ja … sehr gut. Ich leite alles in die Wege. Man wird sie dir morgen aushändigen.«
    Amhal neigte ein wenig den Kopf und fuhr dann fort: »Da wäre noch etwas.«

    Sein Bericht über das, was sie in dem Dorf gesehen hatten, war bündig und klar. Adhara fiel auf, dass der General, während Amhal erzählte, mit jedem Wort nervöser wurde.
    »Was fällt dir nur ein, hier persönlich zu erscheinen? Warum hast du uns nicht vorher unterrichtet? Ich hätte einen Heilpriester aussenden können, um alles Notwendige für eine Quarantäne zu veranlassen!«, rief er, während er aufsprang und einen Schritt zurückwich.
    Amhal ließ sich nicht aus der Fassung bringen. »Ich habe Anlass zu glauben, dass ich immun bin.«
    Er berichtete, was er von den Männern am Dorfausgang gehört hatte und dass deshalb für sie beide vermutlich keine Ansteckungsgefahr bestand. Yerav schien dies jedoch nicht beruhigen zu können. Er nahm wieder Platz und blickte die beiden noch einmal misstrauisch an, griff dann zu einem Glöckchen auf seinem Tisch und läutete. Kurz darauf trat ein Soldat ein.
    »Schick einen Heilpriester in die Zellen hinunter. Sofort!«
    Der Mann schlug die Hacken zusammen und war schon wieder draußen.
    »Los, runter in die Zellen mit euch. Aber auf der Stelle«, forderte der General seine Besucher ungeduldig auf.
    Amhal verneigte sich, versicherte aber noch einmal, bevor er sich zum Gehen wandte: »Glaubt mir, ich hätte Euch niemals einer Gefahr ausgesetzt. Wäre ich nicht vollkommen sicher, die Lage richtig einzuschätzen, wäre ich nicht gekommen.«
    Yerav nickte hastig, schien aber nicht sehr überzeugt.
     
    Eine geraume Zeit mussten sie in der Zelle warten. Amhal schwieg, während Adhara nervös mit den Fingern spielte. Sie saßen in einem Kabuff mit einer niedrigen Decke, schimmelüberzogenen Mauern und einer ganz aus Gittern bestehenden Wand. Eine Wache draußen hielt weiten Abstand und blickte sie hin und wieder ängstlich an.

    »Ich hab mir schon gedacht, dass sie so

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