Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter

Titel: Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
Vom Netzwerk:
Kerl und wirst ein großer Ritter werden.«
    Er legte eine Hand vor die Augen und mühte sich, die Tränen zurückzuhalten.
    Ach, Meister!
     
    Kurz nach Tagesanbruch erwachte Adhara. Die Sonnenstrahlen drangen durch das Geäst der Bäume ringsum und warfen ein zackiges Schattenmuster auf das Gras, in dem sie lag. Wieder ein Wald, wie nach dem ersten Aufwachen und wie am Abend zuvor, aber diesmal überkam sie keinerlei Wohlgefühl, nur eine eisige Beklemmung.
    Einen Arm vor die Stirn legend, versuchte sie, die Augen
gegen das Licht abzuschirmen. Sie war noch erfüllt von einer feinen Unruhe. Vielleicht hatte sie etwas geträumt. Was hatte sie im Schlaf gesehen? Sie versuchte, sich zu erinnern.
    Ein finsterer Ort. Ziegelsteine. Eine langgezogene, leise Litanei, den Klagelauten der sterbenden Frau nicht unähnlich, doch eintöniger, als würde man in Trance versetzt.
    Sie versuchte, sich genauer zu erinnern, doch nur schemenhaft verworrene Bilder tauchten vor ihrem geistigen Auge auf, und ein Unbehagen, bei dem sie nicht wusste, ob es von dem Erlebnis im Dorf oder dem Traum herrührte.
    Als sie sich suchend nach Amhal umschaute, erblickte sie nur Jamilas Kopf im Gras. Schwer hob und senkte sich ihr mächtiger Leib. Der Drache schlief noch.
    Adhara stand auf und sah, dass Amhals Sachen in einer Ecke lagen. Er hatte sie also nicht allein zurückgelassen, sondern steckte dort irgendwo.
    Sie schaute sich um und wusste unwillkürlich, ohne lange zu überlegen, wie sie ihn finden konnte: Spuren suchen. Fußabdrücke, abgerissene Blätter, geknickte Zweige …
    Auf einer winzigen Lichtung entdeckte sie ihn. Ohne Umhang und auch ohne den Brustharnisch, den er die ganze Zeit über getragen hatte. Nur sein Wams bedeckte seine schweißgebadeten Schultern. Er trainierte mit dem Schwert. Ein mächtiger Hieb senkrecht hinab, dann schräg, noch einmal in die andere Richtung, und schließlich ein flacher Schwung, parallel zum Erdboden, von rechts nach links. Und wieder von vorn, unermüdlich, in einem endlosen Kreislauf. Adhara sah zu, wie sich seine schweißnassen Armmuskeln bis zum Zerreißen anspannten. Die Wunde, die er sich am Vorabend zugefügt hatte, schien wieder aufgegangen zu sein, denn der Verband darüber war durchtränkt von seinem durchscheinenden, nur wenig gefärbten Mischlingsblut. Auch seine Hände bluteten, waren mit der dicken, hellen Flüssigkeit überzogen.
    Amhal zählte. Bei jedem Hieb rief er wütend eine Zahl.
Und ein tiefes Mitleid überkam Adhara. Sie trat einen Schritt vor. Da fuhr er herum, senkte sein Schwert und errötete heftig.
    »Was machst du denn hier?«, rief er, vielleicht unfreundlicher, als es hätte klingen sollen.
    Sie kam noch näher. »Es reicht«, sagte sie nur.
    Verlegen wandte Amhal den Blick ab. Einen kurzen Moment stand er reglos da, dann hob er noch einmal sein Schwert, steckte es aber nur zurück in die Scheide, die er auf dem Rücken trug. Ohne ein Wort trat er zu ihr.
     
    Sie setzten sich zum Essen nieder. Brot und Trockenfleisch, von dem sich Amhal nur einen kleinen Bissen nahm. Adhara bot ihm von ihrer Portion an.
    »Keine Sorge, es ist noch genügend da. Ich habe nur keinen Hunger«, lehnte er ab.
    Das Mädchen warf einen Blick auf die Wunden, die er sich bei seinen Übungen zugezogen hatte. Amhal schien es zu bemerken, denn er versuchte, seine Hände zu verstecken.
    Da stand sie auf und zog den Saum ihres Hemdes aus der Hose hervor und riss einige Stoffstreifen ab.
    »Was tust du …?«
    Sie ließ nicht mit sich reden und ergriff seine Hände, reinigte sie mit ein wenig Wasser und machte sich daran, sie zu verbinden. »Wieso nur?«, murmelte sie.
    Es folgte ein Schweigen, das beiden endlos lange vorkam.
    »Es ist doch nur recht«, sagte er dann. »Wer gefehlt hat, muss dafür büßen.«
    Den Blick auf seine Hände gerichtet, wickelte Adhara weiter Stoffstreifen um seine Wunden.
    »Nur dass …«
    Sie hob die Augen.
    »Nur dass die Buße nie ausreicht.« Amhal wandte den Blick ab. »Es ist, als würde …« Er rang mit sich, suchte mühsam nach den passenden Worten. »Als würde etwas in mir
stecken, was ganz verkehrt ist, was mich immer wieder in eine falsche Richtung treibt, genau in die Gegenrichtung zu der, in die ich eigentlich will.«
    Adhara zog die letzten Knoten fest, lehnte sich dann ein wenig zurück und setzte sich auf die Fersen. »Ich weiß nicht, was an dir verkehrt sein soll. Du hast mir das Leben gerettet, du hilfst mir, du bist mein einziger Halt. Wie könnte

Weitere Kostenlose Bücher