Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter
Gefallen bitten?«, fragte Amhal plötzlich, als Adhara, ebenfalls erleichtert, bereits begonnen hatte, sich wieder anzuziehen.
»Ja, worum geht’s?«
»Es wäre gut, wenn du meine Freundin noch etwas genauer untersuchen könntest«, erklärte er und erzählte dann mit wenigen klaren Worten von Adharas Gedächtnisverlust.
Das Mädchen kam sich entblößt vor und schämte sich nun fast mehr als vorhin, als sie sich ausziehen sollte. In gewisser Weise war es erniedrigend, vor einem Fremden so schwach dazustehen.
»Es ist sehr kompliziert, zum Gedächtnis eines Wesens vorzustoßen, das sich an nichts erinnert. Ich weiß nicht, ob das überhaupt möglich ist …«, wehrte der Priester ab.
»Das ist zunächst vielleicht auch gar nicht nötig«, beruhigte ihn Amhal. »Es geht um einfachere Sachen. Sagen dir zum Beispiel ihre Haare etwas … oder ihre Augen …?«
Der junge Priester nahm Adharas Gesicht zwischen die Hände, und sie verspürte den Drang, sich dieser Berührung zu entziehen. Als er ihr in die Augen sah, schlug sie den Blick nieder.
Dann löste er sich einen Moment von ihr, um in seiner Tasche zu kramen, und holte dann eine Art Holzscheit hervor, das er mit einem Feuerstahl anzündete. Ein wohlduftender Rauch, der sie leicht betäubte, stieg auf. Nun ergriff er ihren Arm und begann, das glühende Holzscheit knapp über der Haut an ihm entlangzuführen. Erstaunt wurde Adhara gewahr, dass sie keinerlei Hitze verspürte. Ganz im Gegenteil war der Rauch sogar kühl, der ihre Haut umschwebte. Nach wenigen Augenblicken hatte sich ihr Arm schon mit fluoreszierenden Symbolen überzogen, die sofort auftauchten, wenn Rauch ihre Haut streichelte, und sich auflösten, sobald dieser kühle Hauch verschwand. Amhal stand auf, um sich das Phänomen genauer anzuschauen. Auch er schien wirklich beeindruckt.
Der Priester legte die Stirn in Falten.
»Was ist …?«, murmelte Adhara.
Er ließ ihren Arm los, löschte das Holzscheit und nahm einen tiefen Atemzug.
»Nun?«, drängte Amhal ihn.
Der Priester zeigte auf Adharas blaue Strähnen und ihre Augen. »Solche körperlichen Merkmale sind zwar selten, aber man findet sie doch immer mal wieder, besonders bei Geschöpfen, deren Blut gemischt ist. Und bei ihr scheint dies der Fall zu sein.«
»Ja, sie muss nymphische Vorfahren haben«, bestätigte Amhal.
»Das konnte ich feststellen. Allerdings …«
Adhara spürte, wie ihr Herz heftig in der Brust pochte.
»Nun, wirklich selten ist, dass hier diese beiden Merkmale gleichzeitig bei einer Person auftauchen. Zudem waren es die Halbelfen, die blaue Haare besaßen, und die sind meines Wissens ausgestorben.«
»Was hat das zu bedeuten?«, fragte Adhara. Sie verstand wenig von dem, was der Priester da erzählte, und war sich auch nicht sicher, ob sie viel mehr verstanden hätte, wenn ihr klar gewesen wären, wer diese Halbelfen waren.
»Solche außergewöhnlichen körperlichen Merkmale«, fuhr der Priester in seiner Erklärung fort, »finden sich manchmal bei Personen, die verzaubert wurden.«
»Was heißt das?«, drängte Amhal weiter.
»Nun, du weißt sicher, dass der Tyrann entsetzliche Experimente durchgeführt hat an Menschen und anderen Wesen.«
Adharas Blick wanderte zwischen dem Priester und Amhal hin und her. Wer war dieser Tyrann?
»Ja, davon habe ich gehört«, bestätigte Amhal.
»Er bediente sich ihrer Körper, um aus ihnen mit Hilfe seiner Schwarzen Magie neue Rassen entstehen zu lassen. Auf diese Weise schuf er die Fammin. Eine andere Folge der Verbotenen Zauber war, dass viele seiner Versuchsgeschöpfe nun eine Reihe von Merkmalen anderer Rassen aufwiesen. Manches Mal entstanden so wahre Ungeheuer.«
»Ich verstehe das alles nicht«, warf Adhara ein. »Wer war denn der Tyrann? Und was ist mit mir? Was stimmt mit mir nicht?«
Ihr ratloser Blick schien den Priester weicher zu stimmen. Er ließ davon ab, nur Amhal anzusprechen, und schaute sie nun auch an. »Ich denke, diese Haarfarbe, diese Augen … die hast du nicht seit deiner Geburt. Die erhieltest du von irgendjemandem, der sich dazu magischer Mittel bediente. Das konnte ich vorhin feststellen. Und zwar mit dem glühenden Holzscheit an deiner Haut.«
Adhara nickte.
»Mit diesem Instrument lassen sich magische Kräfte aufdecken und erkennen, ob jemand irgendeinem Zauber unterworfen wurde.«
Sie war sprachlos.
»Wer könnte mich denn verzaubert haben?«, fragte sie nach einer Weile mit kaum vernehmbarer Stimme – die einzige vernünftige
Weitere Kostenlose Bücher