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Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter

Titel: Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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allen Teilen der Aufgetauchten Welt beauftragt, und jeder hat dem Gesamtbild Elemente hinzugefügt, die für sein Herkunftsland typisch sind. Aber natürlich, du hast Recht, letztendlich ist dabei ein rechter Mischmasch herausgekommen«, räumte Amhal lächelnd ein.
    Adhara wusste nicht, was sie sagen sollte. Verglichen mit dem eleganten Laodamea, wirkte das pompöse Neu-Enawar irgendwie kalt, und selbst das Stadtbild des antiken Salazar mit seinem wuchtigen Turm hatte ihr besser gefallen. Dennoch: Dies hier war die Hauptstadt der Aufgetauchten Welt, der Sitz aller wichtigen Institutionen, die ihre Geschicke lenkten.
    »Es ist eben eine neue Stadt ohne Geschichte«, bemerkte Amhal, die Gedanken seiner Begleiterin erratend. »Sie ist nicht organisch gewachsen aus dem Bedürfnis der Bewohner, sich hier anzusiedeln und zu einer Gemeinschaft zusammenzuschließen, sondern wurde errichtet, um eine Vergangenheit auszulöschen, sozusagen als Sinnbild einer neuen Ordnung. Man hat den Leuten Anreize geboten, damit sie hierherziehen. Und so ist eine künstliche Stadt entstanden, ohne Tradition, ohne Gedächtnis.«
    Amhal verstummte. Schlagartig war ihm klargeworden, was er da gesagt hatte, aber es war zu spät, um es zurückzunehmen.
    Eine Stadt wie ich, ohne Gedächtnis, meine Stadt , dachte Adhara betrübt.
    Jamila schwebte nieder, während die Gebäude immer noch rasch unter ihren ausgebreiteten Schwingen entlangzogen. Dann landeten sie auf einem kleinen Platz aus gestampfter Erde vor einem der großen Bauwerke, die sie von oben betrachtet hatten. Staubwolken stoben auf, und Adhara sah auch darin feinste Splitter Schwarzen Kristalls glitzern.
    Vielleicht ist es weniger eine Stadt ohne Vergangenheit, als vielmehr ein Ort, dem es nicht gelingen will, seine Trümmer loszuwerden .

    Ein Bediensteter trat heran, um sich um Jamila zu kümmern, während Amhal ungeduldig aus dem Sattel sprang. Adhara beobachtete, wie er sich nervös umschaute und offenbar jemanden suchte auf dem Platz, der von Arkaden begrenzt wurde.
    Sie waren beim Heerespalast gelandet, einem trutzigen Bauwerk, mehr breit als hoch, dessen klobiges Aussehen kaum aufgelockert wurde durch eine Reihe von Ornamenten, den Mäandern längs des Flachdachs oder den Statuen unter dem Säulenvorbau. Auf dem Platz standen weitere Drachen. Adhara betrachtete sie, während sie zerstreut dem hektisch wirkenden Amhal folgte. Grüne und rote Drachen sah sie, sogar blaue, die auffallend klein waren mit fast durchscheinenden Flügeln und sehr langgezogenen Leibern, aber kein Tier war wie Jamila, keines besaß schwarze Flügel.
    »Hältst du wieder Ausschau nach den mütterlichen Rockschößen? Mittlerweile müsstest du doch gelernt haben, allein zurechtzukommen. Dafür habe ich dich schließlich in die Welt hinausgeschickt.«
    Die Stimme klang rau, und Amhal fuhr herum in die Richtung, aus der sie gekommen war. »Meister!«, rief er und stürmte ihm entgegen.
    Im Halbschatten des Säulenvorbaus erkannte Adhara verschwommen eine Gestalt, die, ihrem matten Funkeln nach zu urteilen, eine metallene Rüstung zu tragen schien.
    Nun tauchte Amhal in den Halbschatten ein, und mehr als sie sah, erahnte Adhara, wie ihr Freund jemanden umarmte, der ihn seinerseits mit kräftigem Schulterklopfen begrüßte.
    Nervös an ihren Haaren spielend, trat sie näher. Es geschah zum ersten Mal, dass sich eine dritte Person zwischen sie beide schob, und das berührte sie unangenehm, ja, es ärgerte sie.
    Nach und nach gewöhnten sich ihre Augen an die Schatten und erkannten einen stattlichen Mann, der sie offenbar ansah. Je näher sie kam, desto deutlicher zeichnete sich die
Rüstung ab, blank poliert, aber ohne übertriebenen Schmuck. Auf der Brust prangte eine Art Wappen: ein Kreis, der weitere, kleinere Kreise umschloss, die selbst wiederum je einen Edelstein von verschiedenen Farben einfassten. Aus dieser Rüstung ragte ein Stiernacken hervor, auf dem ein großer kahler Kopf saß. Es war ein Hüne von einem Mann, der gewiss gewaltige Kräfte besaß. Im Gegensatz zu seinem rasierten Schädel war sein halbes Gesicht von einem langen, fließenden Bart und einem blonden Schnurrbart verdeckt, und seine kleinen, himmelblauen Augen verschwanden fast unter den buschigen, streng wirkenden Augenbrauen.
    Amhal war Adhara zwar immer schlank, aber doch alles in allem kräftig gebaut vorgekommen. Neben diesem Athleten wirkte er nun aber geradezu zierlich und zerbrechlich.
    »Das ist Adhara«, sagte er jetzt auf sie

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