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Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter

Titel: Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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es nicht, seinem Blick standzuhalten. Er spürte, wie ihm das Geständnis die Kehle zuschnürte, wie ein dicker Kloß, den es hinausdrängte.
    »Du hast die Hände voller Blasen, und dann diese Schnittwunde am Arm …«
    »Ich habe drei Männer getötet!« Er schrie es Mira ins Gesicht, so als sei sein Mund nicht länger imstande gewesen, diese entsetzlich wahren Worte zurückzuhalten.
    Danach fiel es ihm leichter zu erzählen, was vorgefallen war, ja, es drängte ihn geradezu, nichts zu verheimlichen
von dieser unbändigen Wut, dieser Mordlust, die ihn wieder einmal überwältigt hatte. Und während er erzählte, fühlte er sich nicht nur verzagt – so wie immer -, sondern auch eigenartig erleichtert, so als befreie er sich von seinen Sünden und suche nach einer – vielleicht unmöglichen – Vergebung.
    Mira ließ ihn seinem Herzen Luft machen und legte ihm dann eine Hand auf die Schulter. »Aber du kämpfst auch, Amhal. Und Kampf ist die Grundlage des Lebens, für das wir uns entschieden haben. Du stehst im Kampf, das musst du dir immer sagen, wenn du verzweifelst. Immerhin kämpfst du dagegen an. Zu stürzen gehört zur Schlacht, und du musst lernen, dir selbst zu verzeihen.«
    »Ich weiß nicht, Meister … Ich habe das Gefühl, es steckt noch mehr dahinter … Ja, als stecke etwas in mir … etwas völlig Verkehrtes …« Die Stimme versagte ihm.
    Mira drückte ihn noch fester an sich, und so lag nun Amhals Wange auf dem ledernen Wams seines Meisters, dort wo dessen Herz gleichmäßig schlug, laut und kraftvoll.
    Der junge Ritter schloss die Augen, und seine Gedanken wanderten zu seinem Vater. War der es, der ihm diese Saat der Gewalt ins Herz gepflanzt hatte? Dieser verabscheuungswürdige Kerl, der seine schwangere Geliebte hatte sitzen lassen und ihn, seinen Sohn, niemals sehen wollte, dieser verantwortungslose Draufgänger, der ihn allein seinem Schicksal als Ausgestoßener überließ – dieser Schuft fehlt ihm entsetzlich. Und als Mira ihn so fest an sich drückte, dass alle Worte überflüssig waren, da wünschte er sich verzweifelt, dieser könne sein Vater sein und jene quälende Leere ausfüllen, die sein Leben geprägt hatte.
    Der Schmerz fühlte sich nun süßer an, und ganz langsam lockerte Amhal den Griff, während er lautlos dicke Tränen vergoss, die seine Wangen und Miras ledernes Wams benetzten.
    So verharrten sie lange, saßen nur da unter einem ungerührt strahlenden Mond.

11
    Die Begegnung
    A ls der Mann in Schwarz aufwachte, beschien draußen die Sonne einen herrlichen Tag. Ihre Strahlen fluteten durch das Fenster der Herberge, in der er abgestiegen war. durch das Fenster der Herberge, in der er abgestiegen war.
    Das schöne Wetter verdarb ihm die Laune. Er hasste den Sommer mit seiner Hitze und sehnte sich nach den Wintertagen mit ihrem eintönig grauen Himmel, wenn sich kein Lüftchen regte und die Kälte in die Glieder fuhr und bis zu den Knochen durchdrang. Der Winter hatte ihm, fern von der Aufgetauchten Welt, am meisten gefehlt. Orva war ein Ort immerwährenden unerträglichen Frühlings. Und nun, da er endlich in Gefilde zurückgekehrt war, wo die Winter hart und streng waren, musste es ausgerechnet Sommer sein.
    Mit der Welt hadernd, erhob er sich und zog sich rasch an. Er hatte sich bereits zur Tür gewandt, um das Zimmer zu verlassen, als ihm das rötliche Glitzern des Fläschchens auf dem Nachttisch ins Auge fiel. Fast hätte er das Geschenk vergessen, das ihm der Freund einige Abende zuvor überreicht hatte.
    Die schlechte Laune steigerte sich zu dumpfer Wut. Dabei hätte er sich selbst niemals eingestanden, dass dieses Fläschchen der Grund für sein Unbehagen war; hätte nicht zugeben wollen, dass es ihm trotz allem – trotz der vielen Jahre, die seither vergangen waren, trotz des Weges, den er eingeschlagen hatte, und trotz des Wissens, wofür dieser
Mann stand – ja, dass es ihm trotz allem wehtat, ihn zu töten.
    Eilig griff er zu dem Fläschchen, hastete die Treppe hinunter, knallte, was er schuldig war, auf den Wirtstresen und verließ, ohne auch nur einmal den Mund aufzumachen, das Haus.
     
    Sie trafen sich in einer kleinen Schenke, dem geeignetsten Platz, um nicht aufzufallen in einer Menge, und der Mann in Schwarz brauchte die Anonymität so dringend wie die Luft zum Atmen. Es war Mittag, und er hatte einige Zeit darauf verwendet, einen Ort ausfindig zu machen, an dem es von Leuten wimmelte und niemand auf sein stets verhülltes Gesicht achtete.
    Die vergangenen

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