Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter
hinter dem sich aber wahnsinnige Abgründe verbargen, an Macht, an Verderbnis. Amhal, sein Bruder im Geist, das Ziel seiner Suche, Marvash. Auf Anhieb sagte ihm sein Herz, dass er es war, er fühlte es, und eine eigentümliche Ruhe überkam ihn.
»Ich weiß nicht genau, was er gerade tut und wo er sich aufhält. Aber üblicherweise sind die Drachenritter mit ihren Schülern entweder im Land der Sonne stationiert oder hier.«
»Er ist ein Bastard, nicht wahr? Ein Bastard mit Nymphenblut«, zischte Mayar, während sich sein Gesicht zu einem breiten, brutalen Lächeln verzog.
Der Junge wusste dieses Grinsen nicht zu deuten. »Ja …
ja …«, bestätigte er aber, »in der Akademie haben ihn deswegen auch alle aufgezogen …«
Mayar brach in ein gedämpftes triumphierendes Lachen aus. Der Jüngling, der da vor ihm stand, wurde in seinen Augen immer kleiner. Er schlug ihm auf die Schulter. »Brav, mein Junge, du sollst deine Belohnung haben.«
Damit griff er in seine Tasche, holte einige Münzen hervor und drückte sie ihm in die Hand.
»Du hast mich nie gesehen, geschweige denn mit mir gesprochen.«
Der Junge schluckte, schien aber doch mit allen Wassern gewaschen, denn er fand den Mut zu erwidern: »Das kostet aber einen Zuschlag.«
Mit einer blitzschnellen Bewegung setzte Mayar ihm den Dolch an die Kehle, so fest, dass die Klinge sein Fleisch ein wenig ritzte. Unter seiner Hand spürte er das heftige Pochen der Halsschlagader. »Überspann den Bogen nicht. Ich kann dich hier auf der Stelle töten, dann habe ich sicher Ruhe.«
Von panischer Furcht ergriffen, keuchte der Junge: »Einverstanden … Von mir erfährt niemand was! Ich kenne dich gar nicht!«
Wer weiß, vielleicht kennst du mich doch … , überlegte Mayar amüsiert. Er spürte, wie ihm der Furor durch die Adern flutete und ihn ein brennendes Verlangen zu töten überkam. Doch eine dort in der Gasse vor sich hin modernde Leiche hätte ihm Scherereien einbringen können. Und zudem hatte er sich in jüngster Zeit schon genug ausgetobt. Er ließ den Jungen los, der hustend auf die Knie sank.
»Verschwinde und vergiss mich!«, rief er ihm noch zu und tauchte dann in der Dunkelheit unter.
Zwei Tage. Länger brauchte er nicht, um ihn aufzuspüren. Es reichte, einen der Stallburschen zum Reden zu bringen. Wenige Münzen, und der erzählte ihm, ja, der Drache mit den schwarzen Flügeln sei bei ihnen untergebracht. Amhal hielt
sich also in Neu-Enawar auf. Der Mann in Schwarz bebte in freudiger Erwartung.
»Doch in ein paar Tagen wird er sicher wieder aufbrechen«, erzählte der Stallbursche weiter, »denn Seine Majestät, König Learco, wird dann nach Makrat zurückkehren, und Mira, sein Meister, zählt zur Leibgarde des Herrschers.«
Ein paar Tage. Ein paar Tage blieben ihm, um mit ihm Verbindung aufzunehmen und mit ihm fortzugehen. Aber wäre das klug? Wer sagte ihm, dass er ihm folgen würde?
Der Junge will Drachenritter werden, ein deutliches Zeichen, dass er gegen seine wahre Natur ankämpft.
Er beschloss, zunächst die Lage zu erkunden. Dabei war er eigentlich kein Mann, der große Pläne und verwickelte Ränke schmiedete. Er war ein Mann der Tat, und deshalb musste er sich beherrschen, um nicht in das Gebäude einzubrechen, wo der Junge wohnte, und ihn zu entführen. Doch die Schlacht, die nun zu schlagen war, würde ein langes Ringen werden, von dessen Ausgang eben das abhing, wonach es ihn am stärksten verlangte, das Ziel, für das er bereits viele Jahre seines Lebens geopfert hatte.
Er begann nachzuforschen, um mehr zu erfahren über diesen Amhal, seine Vergangenheit, sein heutiges Leben. Dafür wandte er sich sogar erneut an den dreisten Jüngling, der ihn auf die richtige Spur gebracht hatte. Es war nicht leicht, ihn aufzustöbern. Als der Junge ihn erblickte, nahm er die Beine in die Hand, und so musste er ihm nachrennen und konnte ihn erst in irgendeiner Gasse am Kragen packen.
»Ich hab niemandem was gesagt«, keuchte er.
»Beruhig dich, von dir will ich ja gar nichts, du Dummkopf. Es geht mir um deinen Kameraden, den Bastard. Ich muss mehr über ihn wissen.«
Zum Schluss tötete er ihn. Nachdem er ihm zuvor mehrmals versichert hatte, dass er ihm nichts tun würde, und ihm einige Goldmünzen in die Hand gedrückt hatte.
»Danke, dass du dir Zeit für mich genommen hast.«
Er schnitt ihm die Kehle durch. Denn der Blutdurst, das Verlangen zu töten, war eine Sucht für ihn.
So wie für Amhal.
Er wollte ihn sehen. Nun wusste
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