Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter
könntest.«
In allen Einzelheiten erklärte er ihr die Situation, erzählte ihr, dass sich dieses arme Mädchen, Adhara, an nichts aus ihrem früheren Leben erinnern konnte, und schilderte ihr, was sie im vergangenen Monat durchzumachen hatte. »Da mir die Freunde und Freundinnen Miras sehr am Herzen liegen,
wäre es schön, wenn du dich mit ihr anfreunden und ihr alles beibringen würdest, was man so wissen muss.«
Adhara staunte nicht schlecht, wie geschickt der Prinz eine schwierige Situation zu seinem Vorteil gewendet hatte. Denn Amina schaute ihn nun schon aus strahlenden Augen an.
»Sie ist ganz allein in einem fremden Land, und bis sich die Hohepriesterin Zeit für sie nehmen kann, solltest du dich ein wenig um sie kümmern, damit sie sich nicht so allein fühlt. Meinst du, du schaffst das?«
Der Kleinen stand die Antwort ins Gesicht geschrieben, und Adhara überlegte, wie allein sie sich doch fühlen musste, wenn sie sich einer vollkommen Fremden so vorbehaltlos zuzuwenden bereit war, nur um ihre Einsamkeit zu durchbrechen.
Dennoch zierte sie sich zunächst ein wenig. »Ich weiß nicht … Mama lässt mir ja keine Ruhe mit dem Unterricht in Geschichte und höfischer Etikette, und dann noch die Reitstunden … Wann soll ich denn Zeit für sie haben?«
»Ach, du Arme … Du hast doch alle Zeit der Welt …«
»Vielleicht könntet du mir einige Unterrichtsstunden erlassen …«
»Jetzt überspann den Bogen nicht. Ich möchte auch, dass du deine Pflichten erfüllst. Komm, ich bitte dich doch nur, Adhara ein wenig Zeit zu widmen. Das scheint mir keine große Sache zu sein.«
Amina lächelte ihn an wie jemand, der ein großes Opfer bringt, aber auch ganz gern dazu bereit ist. »Einverstanden, ich versuch’s.«
»Wunderbar. Dann lass ich euch jetzt allein. Ich kümmere mich noch darum, dass man Adhara genauer über deinen Tagesablauf in Kenntnis setzt. Vielleicht kann sie auch an der einen oder anderen Unterrichtsstunde selbst teilnehmen.«
Damit wandte er sich zur Tür, und Adhara schaute ihm nach mit dem Blick eines Schiffbrüchigen, der ein rettendes Boot in der Ferne entschwinden sieht.
Die Tür war noch nicht ganz zu, da ging es los:
»Du erinnerst dich wirklich an überhaupt nichts? Wieso ziehst du dich denn so seltsam an? Dein Dolch ist fantastisch. Kannst du richtig kämpfen? Ich fechte auch, aber meine Mutter darf das nicht wissen. Was hast du nur für eigenartige Augen? Hat das mit einem Zauber zu tun? Oder ist es wegen einer Krankheit? Und die Haare, sind die gefärbt …«
Unwillkürlich wich Adhara zwei Schritt zurück. Sie fühlte sich überfallen.
»Ja …, mir gefällt das …, ein wenig …«, antwortete sie zunächst noch stockend und unterließ es dann ganz.
Wie ein Wirbelsturm durch ihr Zimmer fegend, plapperte Amina immer weiter, verriet Adhara, dass sie im Fechten große Fortschritte mache, dass sie das Kämpfen liebe, ihre Mutter nervtötend sei, dass sie Gedichte schreibe, sie aber niemandem zu lese gebe, ihr Bruder ein entsetzlicher Langweiler sei …
»Kommst du mit raus?«, fragte sie schließlich.
Adhara war verwirrt. »Raus? Wohin?«
Amina lachte aus vollem Herzen. »Das wirst du schon sehen. Wir verstecken uns vor dem Hauslehrer. Der ist nicht auszuhalten. Komm!«
15
Freundinnen
A mina ging zur Tür, öffnete sie vorsichtig und spähte hinaus.
»Ich halte das für keine gute Idee …«, versuchte Adhara hilflos einzuwenden.
Den Zeigefinger auf die Lippen gelegt, fuhr das Mädchen herum. »Pssst … komm einfach mit!«
Sie ergriff Adharas Handgelenk und zog sie mit sich hinaus. Dicht an der Wand entlang schlichen sie durch den Gang und gelangten bald zu einer Stelle, an der ein Wandteppich hing.
Amina blickte sich verstohlen um und hob ihn dann an. Dahinter befand sich eine kleine Holztür. Die öffnete sie und zwängte sich hinein.
Adhara blieb wie angewurzelt stehen.
Es dauerte nicht lange, da tauchte Aminas Gesicht wieder aus dem Dunkeln auf. »Was ist? Los, komm!«
Sie zog Adhara hinter sich her durch einen engen Gang, der vom Licht einiger Fackeln erhellt wurde.
»Der wird nur manchmal von der Dienerschaft benutzt und führt hinaus zum Park«, erklärte das Mädchen. »Da hab ich mein Versteck. Du wirst staunen.«
Adhara war der Verzweiflung nahe. Als der Prinz ihr die Aufgabe übertrug, sich um seine Tochter zu kümmern, hatte er ganz gewiss etwas anderes im Sinn gehabt. »Warte, ich
denke wir sollten … Dein Vater hat doch gesagt, dass du den
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