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Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter

Titel: Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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hierher. Mit anderen Worten, du bist ihr ganz ähnlich.«
    »Nein, Herr …«
    »Ich erwarte gar nichts Besonderes von dir. Du sollst ihr einfach Gesellschaft leisten. Das heißt, du sollst ihre Gesellschafterin sein …«
    Adhara legte das Messer wieder auf den Tisch. »Ich weiß noch nicht mal, was eine Gesellschafterin ist!«
    Neor lächelte. »Umso besser.«
    Adhara schaute ihn an, als habe er den Verstand verloren.
Er war wirklich der seltsamste Mensch, dem sie seit ihrem Erwachen auf der Wiese begegnet war. Alle anderen, selbst Amhal, ließen sich irgendwie einordnen, bestimmen, doch der Prinz …
    »Bei ihr sein, mit ihr spielen, reden, auch von ihr lernen … Mehr erwarte ich nicht von dir«, fügte der Prinz, wieder ernst werdend, hinzu.
    Das hörte sich wirklich nicht schwierig an. Aber … »Ich bin keine Prinzessin. Soviel ich weiß, wenigstens …«
    »Eben deswegen.«
    »Ich kleide mich wie ein Mann.«
    »Das wird ihr gefallen.«
    Adhara war immer noch nicht überzeugt. »Aber Ihr kennt mich doch überhaupt nicht. Gestern habt Ihr mich zum ersten Mal gesehen und heute ladet Ihr mich schon zum Frühstück ein und vertraut mir Eure Tochter an.«
    »Wer am Fenster des Lebens steht, lernt zu beobachten«, erklärte der Prinz mit einem wissenden Lächeln. »Und ich beobachte jeden Tag, alles und jeden, und ziehe meine Schlüsse daraus. Die schüchterne Art, wie du auf mich zugetreten bist, die kindliche Neugier, mit der du mich betrachtest, ja schon allein, wie du das Messer in die Hand genommen und den Käse geschnitten hast, all das sagt mir, dass du die Richtige für mein Anliegen bist. Wahrscheinlich weiß ich jetzt sehr viel mehr über dich als du selbst.«
    Adhara schaute ihn immer entgeisterter an.
    »Ich erkenne deine Angst vor einer neuen, unbekannten Welt, deine Schwierigkeit, mich einzuschätzen, zu begreifen, was ich von dir möchte, deine Liebe zu Amhal und deine Eifersucht auf Mira …«
    Adhara verging Hören und Sehen.
    »Gerade weil mein Körper hier nur ruht«, fuhr Neor fort, wobei er mit den Handflächen auf die Armlehnen seines Sessels schlug, »ist mein Verstand unablässig bei der Arbeit, beobachtet, erforscht …«

    Adhara rührte sich nicht, während der Prinz jetzt in aller Ruhe weiteraß.
    Er bediente sich mit Brot und Käse und wandte sich schließlich wieder ihr zu. »Es war nicht meine Absicht, dich in Verlegenheit zu bringen, sondern dich von etwas zu überzeugen.«
    Adhara blickte hinaus auf den sonnenüberfluteten Park, dann wieder auf die schön gedeckte Tafel und diesen Mann, der ihr ein Vertrauen schenkte, das sie nicht verdient zu haben glaubte. »Ich denke, ich bin dafür nicht geeignet.«
    »Versuch es einfach! Dann entscheide ich, ob du geeignet bist oder nicht.«
    Sie verspürte den fast unwiderstehlichen Drang davonzulaufen.
    »Du hast Angst. Und das ist verständlich. Angst, dich anderen zu stellen, sie näher kennenzulernen, dich zu zeigen, wie du bist. Aber glaub mir, es ist kein Makel, schwach zu sein, wobei du längst nicht so schwach bist, wie du im Augenblick glaubst.«
    Sie starrte auf den Obstkorb. Im Grund hatte sie keine andere Wahl. Und zumindest würde sie, wenn sie die Aufgabe annahm, Amhal wahrscheinlich so oft sehen können, wie sie wollte. »Gut, ich will’s versuchen.«
    »Wunderbar. Und nun iss. Sobald du fertig bist, mache ich euch miteinander bekannt.«
    Adhara sah zu, wie er zu seiner Milchschüssel griff, und erst nach einer Weile fand sie den Mut, selbst fertig zu frühstücken.
     
    Nur einen Schritt hinter seinem Rollstuhl folgte sie Neor, der sich geschwind, nur von der Kraft seiner dünnen Arme angetrieben, vorwärtsbewegte.
    Vielleicht sollte ich ihm helfen, ihn schieben, schoss es ihr durch den Kopf. Aber obwohl sie ihn so gut wie nicht kannte, wusste sie sofort, dass ihm das nicht recht gewesen wäre.

    Sie durchquerten eine Reihe mit Goldstuck, Spiegeln und Wandmalereien verzierte Säle. Fast auf Anhieb verlor Adhara die Orientierung, weil sie sich verzaubern ließ von den rot schimmernden Brokatstoffen an den Wänden, der Pracht von Samt und Seide. Dann ging es durch einen langen Flur, der von mächtigen Leuchtern erhellt wurde, bis sie schließlich vor einer weißen Tür standen. Neor rollte zum Türpfosten und zog an einer Schnur, woraufhin ein Glöckchen bimmelte. Doch man schien es nicht zu hören, denn die erregten, sich überlagernden Stimmen, die von innen zu ihnen drangen, verstummten nicht.
    Lächelnd wandte der Prinz

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