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Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter

Titel: Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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Adhara das Gesicht zu. »Ich denke, wir können eintreten. Sei so gut und öffne die Tür.«
    Sie trat neben ihn, legte die Hand auf die goldene Klinke und drückte sie nieder.
    Vor ihnen öffnete sich ein großes, auffallend helles Zimmer mit einer cremefarben Wandbekleidung, einer mit Blumenmustern bemalten Decke und riesengroßen Fenstern.
    Ein schönes Zimmer – in dem jedoch eine unglaubliche Unordnung herrschte. Das Bett, mit einem Baldachin aus hellem Holz darüber, war zerwühlt, die Satindecken lagen halb am Boden, darum herum Spielsachen, Bücher und Kleider kunterbunt verstreut.
    Mitten in diesem Tohuwabohu stand Amina in einem kurzen Nachthemd, das ihre knöchernen Beine sehen ließ. Daneben eine Kammerzofe, sichtlich gereizt, und in einer Ecke Fea, die die Fäuste ballte.
    Alle drei drehten sich zur Tür um.
    Und sofort flog Amina in Neors Schoß. »Sag du ihr, dass ich nicht zu der Anprobe will«, überfiel sie ihn.
    Neor legte ihr einen Arm um die schmalen Schultern und blickte seine Frau fragend an.
    Die verdrehte die Augen zum Himmel. »Ach, es ist doch immer das Gleiche. Deine Tochter zeigt mal wieder, was ihr so viel Spaß macht: trotzig zu sein!«, stöhnte sie verärgert.
Und fügte dann an Amina gewandt hinzu: »Du sagst doch immer, man soll dich nicht wie ein kleines Mädchen behandeln. Aber so benimmst du dich, wie ein Kind. Große Mädchen sind schon vernünftiger, die wissen, dass es Regeln gibt, Pflichten …«
    »Aber ich hasse diesen Schneider. Ständig piekst er mich mit seinen Nadeln, und dann wird er einfach nicht fertig. Und ich soll die ganze Zeit still stehen wie eine Puppe. Wozu brauche ich überhaupt ein neues Kleid? Kleider habe ich in Hülle und Fülle!«
    Fea machte Anstalten, etwas zu erwidern, doch Neor kam ihr zuvor, indem er Amina fest in die Augen blickte: »Du weißt selbst, dass es so nicht geht …« Die Gesichtszüge des Mädchens verhärteten sich auf der Stelle. »Deine Mutter hat Recht, es gibt Pflichten, denen muss man nachkommen, und dazu zählt auch, für eine Zeremonie passend angezogen zu sein.«
    »Das ist eine sinnlose Pflicht.«
    »Vielleicht, aber es kostet dich nicht viel, dich daran zu halten. Nicht mehr als eine Stunde. Das verspreche ich dir.«
    Amina stieß die Luft aus. »Du sagst doch selbst immer, dass es nicht aufs Aussehen ankommt. Warum kann ich mich also nicht so anziehen, wie es mir gefällt?«
    »Wenn es nicht aufs Aussehen ankommt, warum sträubst du dich dann so, nur wegen eines Kleides?«
    Das Mädchen wusste nicht mehr, was es erwidern sollte, und Neor war darauf bedacht, dieses Schweigen rasch zu nutzen.
    »Pass auf, wir machen es so: Ich sage dem Schneider, dass er nicht länger als, sagen wir, eine halbe Stunde brauchen soll, und du hältst still und lässt ihn so lange Maß nehmen. Abgemacht?« Lächelnd streckte er seiner Tochter die Hand entgegen.
    Amina überlegte noch einen Moment, ergriff dann die Hand des Vaters und drückte sie.

    »Und jetzt zieh dich rasch an, wir haben noch etwas zu besprechen.« Der Prinz drehte sich zu seiner Frau und der Kammerzofe um. »Allein.«
    Das Anziehen verlief nicht ganz reibungslos. Draußen vor der Tür stehend, erreichten Adhara Gesprächsfetzen eines erneuten Gezänks wegen des Kleides, das Amina nun tragen sollte. Dann endlich verließen Fea und die Zofe mit finsteren Mienen das Zimmer, und der Prinz und sie selbst traten wieder ein.
    In einer wirklich ungewöhnlichen Aufmachung saß Amina auf ihrem Bett. Sie trug eine lange, mit Spitzen und Stickereien reich verzierte Bluse mit einer Weste darüber, doch anstelle des Rockes eine lange Hose. Neor unterdrückte ein Lächeln und trat näher.
    Adhara folgte ihm zögernd, und während sie auf Amina zuging, sank ihr Mut: Wie sollte sie mit Amina umgehen? Sollte sie sich deren Trotzkopf fügen? Ihr gut zureden? Oder Fea darin unterstützen, dass sie sich wie eine junge Dame kleidete und ihren Pflichten als Prinzessin nachkam? Sie betrachtete das kleine Mädchen dort auf dem Bett, ihren nervösen, zappeligen Körper, die unruhig flackernden Augen – und hatte fast Angst vor ihr.
    Amina ihrerseits starrte sie voller Misstrauen an.
    »Was willst du denn mit mir besprechen?«, fragte sie, während sie ihrem Vater den Blick zuwandte.
    »Ich möchte dir jemanden vorstellen. Das ist Adhara.«
    Amina musterte sie noch einmal einige Augenblicke und sah dann wieder zum Vater. »Ja, und?«
    »Ich habe mir gedacht, dass du ihr vielleicht helfen

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