Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter
verdreckten sich die Kleider in der nach dem Wolkenbruch der vergangenen Nacht morastigen Erde.
Und ich hab nichts zum Wechseln … , dachte Adhara verzweifelt.
Amina schoss auf ein paar Vögel, und als sie sie verfehlte, warf sie Adhara vor, sich zu laut bewegt zu haben.
Dann sollte die Gesellschafterin ihr als Ziel dienen.
»Stell dich nicht so an! Die Pfeile sind doch stumpf«, drängte das Mädchen, als sie mit dem Kopf schüttelte. Schließlich gab Adhara nach, war dann aber zu flink, als dass Amina sie hätte treffen könnte, womit sie allerdings nur erreichte, dass die kleine Jägerin sie vor einem Baum Aufstellung nehmen ließ und ihr stillzuhalten befahl, während sie ihre Pfeile abschoss. Zwar waren diese tatsächlich stumpf, taten aber durch die Wucht des Aufpralls dennoch weh. Adhara versuchte, nicht zu jammern. Blieb ihr etwas anderes übrig, als sich für die Launen der kleinen Prinzessin zur Verfügung zu stellen? Zudem hatte ja Prinz Neor nichts anderes von ihr verlangt, als seiner Tochter Gesellschaft zu leisten.
Das war ihre Aufgabe. Und das würde sie auch tun: Sie würde eine willfährige Gefährtin sein, die klaglos alles über sich ergehen ließ.
Dieses Spiels überdrüssig, kam Amina nun auf die fantastische Idee, zu den Schwertern zu greifen.
»Jetzt wird gekämpft!«, rief sie und klatschte begeistert in die Hände.
»Warte … schau mal, diese Schwerter sind richtig scharf. Das ist zu gefährlich, damit könnten wir uns ernsthaft verletzten.«
Amina zuckte mit den Achseln. »Ach was, wir müssen eben ein wenig aufpassen«, rief sie und rannte los, um die Schwerter zu holen.
Als Adhara beobachtete, wie eine hoch aufgeschossene Gestalt ihren Lauf bremste, entfuhr ihr ein Seufzer der Erleichterung.
»Hier steckst du also.« Das konnte nur der Hauslehrer sein, ein großer, spindeldürrer Mann mit weißem Haar und strenger Miene. »Ich dachte, deine Eltern haben dir deutlich gesagt, wie das mit deinen Pflichten aussieht.«
Nur einen kurzen Augenblick war Amina sprachlos. »Das ist nur Adharas Schuld. Sie hat gesagt, ich soll nicht zum Unterricht gehen«, log sie dann.
Fassungslos starrte Adhara sie an, doch Amina beachtete sie nicht.
Der Hauslehrer hingegen bedachte sie mit einem eisigen Blick. »Na, das werden wir noch feststellen. Zunächst einmal geht ihr beiden euch waschen, und dann fangen wir mit dem Unterricht an, so wie jeden Tag.«
»Aber das ist alles nur ihre Schuld«, bekräftigte Amina noch einmal. »Ich konnte gar nichts dagegen tun!«
Doch der Lehrer ließ sich auf keine Diskussionen ein und schickte beide noch einmal schleunigst in den Palast zurück.
Amina verschwand hinter einer der zahlreichen Tür, während Adhara ratlos im Flur zurückblieb, mit einer Dienstmagd ungefähr ihres Alters an der Seite.
»Du kannst dich bei uns unten im Bad waschen«, meinte diese mit einem Blick auf Adharas Kleider.
Adhara betrachtete ihre schlammbesudelte Hose und ihr zerrissenes Hemd und hatte nur noch die Kraft, schwach zu nicken.
Was die Dienstmagd als Bad bezeichnet hatte, war ein großer Raum mit einigen Ziehbrunnen, aus denen man mit Hilfe von Rolle und Seil Wasser schöpfte. Eine Reihe von Gullis am Boden diente dem Rückfluss. Warmes Wasser gab es dort unten nicht. So wusch sie sich also, indem sie sich einige Eimer eiskaltes Wasser über den Körper kippte, und suchte sich dann, trotz des warmen Wetters schaudernd, ein paar trockene Sachen aus einem Haufen Kleider aus, den die Magd ihr gezeigt hatte. Wieder, wie schon in Salazar, war ihr alles viel zu groß. Aber es ließ sich nicht ändern.
Ratlos betrachtete sie ihre alten Kleider. Eigentlich hing sie an ihnen, waren sie ihr doch zu einer Art zweiter Haut geworden, und es war ihr wichtig, sie irgendwie sauber zu bekommen.
Mit verlegener Miene und den Sachen in der Hand betrat sie den Nebenraum. Er war voller Frauen, die über steinerne Waschtröge gebeugt ihrer Arbeit nachgingen. In der Luft ein beißender Seifengeruch.
Adhara trat auf jene zu, die ihr die jüngste zu sein schien, und räusperte sich ein paarmal, um auf sich aufmerksam zu machen. Doch der Lärm war so groß, dass sie sie schließlich an der Schulter rütteln musste.
»Was ist denn?«
»Kannst du mir sagen, wo ich die waschen kann?«, fragte sie, auf das Bündel in ihrer Hand deutend.
Mit flinken, kundigen Gesten schaute die Magd die Sachen durch. »Wie hast du denn das hinbekommen?«
Das ist bei meinen Bemühungen als Gesellschafterin der
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