Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter
erfüllt waren. Amhal fühlte sich unbehaglich. Was sollte er mit dem Vorgesetzten reden, der noch dazu ein so großer Held war?
»Erzähl mir doch ein wenig von dir«, durchbrach San aber
das Schweigen. »Was sind deine Aufgaben in der Akademie?«
Amhal erzählte von seinen ersten Reisen, die er in Miras Auftrag übernommen hatte, von seinen Pflichten als Angehöriger der Palastwache.
»Und wie lange bist du nun schon in der Ausbildung?«
»Seit zwei Jahren.«
»Eine recht lange Zeit …«
»Aber angemessen. Noch fühle ich mich nicht bereit zum Drachenritter.«
»Ach ja? Nun, weißt du, es kommt eigentlich weniger darauf an, wie du dich fühlst, als vielmehr auf den tatsächlichen Stand deiner Vorbereitung. Ich will damit sagen, wir sind selten gerechte Richter unserer selbst. Zudem sind zwei Jahre doch wirklich eine sehr lange Zeit. Wenn es in deiner Lehrzeit keine Zwischenfälle gab, müsstest du schon längst Ritter sein.«
Amhal versetzte es einen Stich. »Vielleicht bin ich einfach nicht gut genug …«, murmelte er.
San brach in tönendes Gelächter aus. »Jetzt lass doch mal deine Unsicherheit. Warum so bescheiden? Kühnheit ist eine Gabe, die einem Drachenritter gut zu Gesicht steht. Nein, was ich sagen will … Weist deine Ausbildung vielleicht Lücken auf, irgendwelche Mängel?«
»Wieso? Mira ist ein hervorragender Meister«, erwiderte Amhal rasch.
»Ich weiß, ich weiß«, beeilte sich San, ihm beizupflichten. »Aber manchmal reicht ein einziger Lehrer vielleicht nicht aus … Da ist es besser, von mehreren zu lernen …«
Mittlerweile waren sie vor dem Akademiegebäude angelangt, wo San auf Anhieb erkannt und ehrenvoll begrüßt wurde. Einer der Wachsoldaten erbot sich, ihn zu seiner Unterkunft zu bringen.
»Danke, nicht nötig«, antwortete er. »Ich habe ja Amhal«, und damit schlug er seinem jungen Begleiter kräftig auf die Schultern.
Sie gingen weiter und bogen in die verlassenen Flure der Akademie ein.
»Hättest du Lust, hin und wieder mit mir zu trainieren?«, fragte San jäh in ihr Schweigen hinein.
»Natürlich!« Die Antwort kam so spontan und voller Begeisterung, dass Amhal selbst errötete.
San lächelte. »Damit wir uns recht verstehen: Ich will dich deinem Meister nicht abspenstig machen. Nur so zum Vergnügen …« »Ja, gern …«
»Ja, gern...«
Vor einer Tür blieben sie stehen.
»Wir sind da.«
»Nun denn, wir werden uns sicher bald wieder über den Weg laufen.«
Amhal reichte ihm Hand, wandte sich ab und ging zurück durch den Flur, den sie gekommen waren. An dessen Ende angekommen, drehte er sich noch einmal kurz um und sah San an dem Türschloss herumhantieren, um aufzusperren. In diesem Moment geschah es: Die Erleuchtung überkam ihn, und er schalt sich selbst einen Dummkopf, weil er nicht schon früher darauf gekommen war.
Der gesichtslose Mann in seinen Träumen: Haargenau wie San war er gekleidet und trug sogar dasselbe Schwert an der Seite.
Amhal erstarrte, wie vom Blitz getroffen, während San hinter der Tür verschwand.
Die Faszination, die der Held auf ihn ausübte, die Bewunderung, die er für ihn empfand – das waren genau die Gefühle, die ihn auch in den Träumen bewegt hatten.
Waren sie so etwas wie eine Vorwarnung gewesen?
»Ach, hier steckst du.«
Amhal fuhr herum. Mira.
»Was stehst du denn hier so verdattert herum?«
»Äh, wieso …? Ich war auf dem Weg in meine Kammer.«
»Dann bis morgen früh, gleich nach dem Frühstück in der Arena, verstanden?«
Amhal nickte. Und gedankenverloren machte er sich auf den Weg in seine Unterkunft. Nein, das war doch nur ein Traum. Und ein Zufall. Nichts anderes steckte dahinter, was zu entschlüsseln gewesen wäre.
Doch auch in dieser Nacht wälzte er sich wieder in einem unruhigen Schlaf.
18
Beziehungen
N ach und nach legte sich die Aufregung, die Sans Rückkehr begleitet hatte. Alle wandten sich wieder ihren üblichen Beschäftigungen zu, und das Leben nahm wieder seilichen Beschäftigungen zu, und das Leben nahm wieder seinen gewohnten Lauf.
Auch Adhara war mit ihren täglichen Aufgaben so eingespannt wie immer. Neu war nur, dass Amhal sie abends häufig besuchte. Nach dem Abendessen versuchte er stets, sich irgendwie freizumachen, um mit ihr ein wenig im Park spazieren zu gehen und sich erzählen zu lassen, wie ihr Tag verlaufen war. Es waren Augenblicke, denen Adhara immer sehnsüchtig entgegensah.
Mit ihrer Arbeit als Gesellschafterin war sie alles in allem sehr zufrieden. Auch
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