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Die Feuerkämpferin 02 - Tochter des Blutes

Titel: Die Feuerkämpferin 02 - Tochter des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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gaben hin und wieder einen Blick durch das Geäst auf einen fahlen Himmel frei. Theana schaute sich um und versuchte, sich darüber klarzuwerden, was nun geschehen sollte. Da hörte sie, wie die Baumstämme um sie herum zu ächzen begannen, als würden sie sich strecken. Anfangs dachte sie noch, sie bilde sich das bloß ein. Aber dann sah sie ganz deutlich, wie sich die Bäume in die Höhe reckten, sich bogen und verformten, um sich schließlich über ihr miteinander zu einer Kuppel zu verflechten. Darunter entstand ein geschützter Raum, der vom Licht erhellt wurde, das durch die verschlungenen Zweige einfiel.
    Theana musste nicht lange warten. Denn nun lösten sich nach und nach, lautlos und geschmeidig, immer mehr Nymphen von den Bäumen, mit denen sie verschmolzen waren, nahmen Gestalt an, neigten den Kopf und legten zum Gruß die Hände an die Brust. Achtmal erwiderte Theana den Gruß. Die neunte Nymphe aber löste sich aus dem mächtigsten Baumstamm. Vor ihr verneigte sich die Hohepriesterin, denn sie erinnerte sich gut an sie, obwohl sie sie nur einige Male gesehen hatte: Es war Kalypso, die derzeitige Königin.
    »Sei uns willkommen«, sprach diese. Sie hatte langes Haar, das bis zum Boden reichte, war ein klein wenig größer als die anderen Nymphen und besaß eine besondere, tatsächlich königliche Ausstrahlung, die sie aus dem Kreis der anderen hervorhob. »Was führt dich zu uns?«
    »Angelegenheiten von größter Bedeutung, die das Überleben unserer Welt betreffen.«

    Kalypso nahm Platz, und Theana tat es ihr gleich.
    Die Nymphe schien fast ein wenig verärgert. »Das Überleben eurer Welt, der Welt der Menschen, meinst du wohl. Denn unser Schicksal ist bereits besiegelt.« Mit einer ausladenden Handbewegung deutete sie auf den Ort, an dem sie sich befanden. »Nur das ist uns geblieben von dem prachtvollen Hof in Laodamea, von dem Königreich, das wir mit so viel Entbehrungen aufgebaut haben. Eine Holzhütte und ein Lager, in dem wir wie Gefangene eingepfercht leben.«
    Theana senkte den Blick. Vielleicht würde es sogar noch schwieriger werden, als sie ohnehin schon befürchtet hatte. »Wir tun alles, was in unserer Macht steht, um euch zu helfen.«
    Die Miene der Nymphe hellte sich auf. »Wir wissen, dass euer Hof und auch die anderen Regenten auf unserer Seite stehen, doch es sind die einfachen Leute, die uns das Fürchten lehren. Viele Angehörige unseres Volkes sind bereits dem Hass und der Bosheit zum Opfer gefallen. Gerade in letzter Zeit sind viele Nymphen spurlos verschwunden, und wir wissen nicht, was aus ihnen geworden ist.«
    Theana schluckte. Nun war der Augenblick gekommen. »Vielleicht kann ich euch zumindest darin weiterhelfen.«
    Ohne irgendetwas zu verschweigen, erzählte sie ihnen von Uro und hoffte dabei, dass zumindest ihre guten Absichten gewürdigt würden. Als sie geendet hatte, machte sich betroffenes Schweigen breit.
    »Sind wir jetzt schon so weit?«, stöhnte Kalypso leise.
    »Dieser Gnom, um den es hier geht, wurde gefangen
genommen und seine Werkstatt zerstört. Die gefangenen Nymphen wurden befreit und werden gut gepflegt, damit sie bald gesund zu euch zurückkehren können.«
    »Wir wollen ihn haben«, erklärte Kalypso da in scharfem Ton. »Wir verlangen, dass uns der Mörder überstellt wird.«
    »Uro hat sich entsetzlicher Verbrechen schuldig gemacht, für die man ihn zur Rechenschaft ziehen wird in einem Prozess im Land der Sonne.«
    »Nein, an uns hat er diese Verbrechen verübt, und deshalb ist es nur gerecht, wenn wir ihn auch bestrafen.«
    »Aber ein solcher Frevel, ein Verbrechen gegen eine ganze Rasse der Aufgetauchten Welt, ganz gleich welche es nun sei, ist ein Verbrechen gegen die Aufgetauchte Welt in ihrer Gesamtheit. Deswegen möchte unser Herrscher Uro den Prozess machen. Euer Überleben und euer Wohlergehen betreffen nicht nur euch selbst. Sie sind unser aller Angelegenheit.«
    Kalypso schien angestrengt nachzudenken. »Einverstanden«, sagte sie schließlich, »aber nur unter der Bedingung, dass eine Delegation unseres Volkes am Prozess teilnimmt und bei der Urteilsfindung mitspricht.«
    Theana nickte. Das hatte Kalth bereits vorhergesehen. »Eure Delegation könnte sofort mit mir zurückreisen, wenn Ihr das wünscht.«
    Kalypso nickte, und wieder entstand ein langes Schweigen.
    Dann fragte die Königin: »Ist das der einzige Grund, der dich hergeführt hat?«
    Theana schüttelte den Kopf und kam geradewegs auf ihr eigentliches Anliegen zu

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