Die Feuerkämpferin 02 - Tochter des Blutes
sprechen.
»Wie sich herausgestellt hat, wirkt die von dem Gnomen erdachte Behandlungsmethode tatsächlich. Ihr Nymphen seid immun gegen die Seuche, es ist also anzunehmen, dass das Geheimnis dieser Widerstandskraft in eurem Blut liegt. Leider ist es die einzige Therapie, über die wir zurzeit verfügen. Sosehr wir uns auch bemüht haben, etwas anderes zu entwickeln: Es war erfolglos.«
Theana spürte, wie ihr eine Welle der Feindseligkeit entgegenschlug. Die Nymphen hatten bereits verstanden, worauf sie hinauswollte.
»Was Uro getan hat, ist entsetzlich, und niemand denkt daran, es zu wiederholen. Doch Tatsache ist auch, dass offenbar nur euer Blut uns retten kann.«
»Woran denkst du? Heraus mit der Sprache.«
»Ich bitte euch, uns zu helfen. Ich bitte euch, uns in gewissen Abständen ein wenig von eurem Blut zu spenden, damit wir daraus ein Heilmittel herstellen können. Wie gesagt, nicht viel, so dass die Spender den Verlust gar nicht merken.«
Völlig reglos wie eine Statue saß Kalypso da und schwieg. Theana hatte nicht den Mut, fortzufahren, und wartete. Sie wusste, dass sie viel verlangte und dass ihr Ansinnen von der Nymphenkönigin gut bedacht werden musste.
»Von Anfang an, seit diese leidvolle Geschichte begonnen hat, habt ihr Menschen in uns den Urheber des Übels gesehen«, erklärte diese jetzt. »Ihr habt Nymphen getötet, habt euch dazu hinreißen lassen, unser Blut zu trinken, und uns schließlich hierher verbannt, mittlerweile der einzige Ort, an dem wir uns noch sicher
fühlen können. Und nun kommt ihr hierher und bittet uns, euch zu helfen. Was hätten wir davon? Was würde es uns bringen, unseren Peinigern beizuspringen?«
»Von uns, die wir das Land der Sonne führen, hat euch niemand verfolgt, niemand hat in euch den Urheber der Krankheit gesehen. Im Gegenteil haben wir versucht, euch zu beschützen und diese Verbrechen zu unterbinden. Aber leider fehlt es uns an Männern, um das durchzusetzen. Wir haben noch nicht einmal genug Soldaten, um den Palast ausreichend zu schützen. Die Aufgetauchte Welt geht zugrunde, zerfällt unter den Schlägen der Seuche und des Krieges.«
Theana kniete nieder und fuhr fort: »Ich bitte euch um Vergebung für alles, was euch angetan wurde. Und das tue ich nicht nur in meinem Namen, sondern in dem aller Völker der Aufgetauchten Welt. Ich nehme diese Schuld auf mich, weil auch ich mich damit befleckt habe. Denn ich habe Uro nicht genug misstraut, habe seine Arznei anwenden lassen und mich dadurch mitschuldig gemacht an seinen Verbrechen. Deswegen bitte ich euch: Verzeiht mir!«
Sie spürte eine leichte Berührung auf der Schulter, hob den Kopf und sah Kalypso über sich gebeugt, schön und ungebrochen.
»Erhebe dich«, sagte sie. »Dich trifft keine Schuld.«
Wie einen frischen Wind, der plötzlich aufkam und die Wolken, die ihr Herz überschatteten, hinwegtrieb, empfand Theana diese Worte. Ein wenig wacklig stemmte sie sich hoch.
»Was geschieht, wenn wir nicht einverstanden sind?«,
fragte die Königin, während sie zu ihrer kühleren Haltung zurückfand.
»Nichts«, antwortete Theana. »Wir lassen dann diese letzte Hoffnung fahren und gehen dem Tod entgegen. Doch ich schwöre euch, egal wie eure Entscheidung ausfallen mag: Niemals werde ich es zulassen, dass man euch noch einmal etwas zuleide tut. Dessen könnt ihr sicher sein. Die Nachricht von der Entdeckung eines Heilmittels – und aus welchen Bestandteilen es sich zusammensetzt – wurde nicht verbreitet. Und wird es auch niemals werden.«
Eine ganze Weile, die Theana endlos lange vorkam, war es still. Alle schwiegen, und keine Nymphe rührte sich.
Endlich beendete Kalypso dieses angespannte Warten. »Lass uns bitte allein. Wir müssen uns beraten. Unsere Entscheidung werden wir dir danach kundtun.«
Am Nachmittag ließ man sie wieder rufen. Als Theana den Versammlungsort unter der Kuppel betrat, schien sich nichts verändert zu haben. Die neun Nymphen saßen immer noch in der gleichen Haltung da wie einige Stunden zuvor, und auch Kalypsos Miene verriet nichts.
»Nimm Platz.«
Theana tat, wir ihr geheißen.
Die Königin ließ sich noch einen Moment Zeit, bevor sie zu sprechen anhob: »Vor über tausend Jahren sah diese Welt noch ganz anders aus. Von dem bunten Gemisch der Rassen, wie wir es heute kennen, war damals noch nichts zu ahnen. Es gab nur Wälder, so weit das Auge reichte, uns Nymphen und die Elfen. Ich weiß nicht, ob dies glücklichere Zeiten waren. Doch Kriege
und Not
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