Die Feuerkämpferin 02 - Tochter des Blutes
Siegels«, erklärte Adrass, als sie gelandet waren und davor standen. »Es wurde mit dem Blut des Magiers aktiviert, der sein Leben opfern musste, um es zu schaffen. Das alles ist sein Blut.«
Adhara erschauderte und verstand nun, warum sie noch niemals von diesem Portal gehört hatte, und vor allem, wieso niemand mehr etwas Derartiges erschuf.
Der elliptische Raum, den der Ring aus Schwarzem Kristall umgab, wirkte wie eine durchscheinende, grünlich schimmernde, wabernde Fläche, wie von Wellen durchzogen, die sich unablässig aufbauten, ineinander übergingen und wieder verschwanden und deren Kämme in allen Farben des Regenbogens schillerten. Ein ewiges Spiel, schön und furchterregend zugleich.
»Ob das überhaupt noch funktioniert?«, fragte Adhara.
»Natürlich. Hier unten ist die Bedeutung der Zeit aufgehoben«, antwortete Adrass und drehte sich dann zu ihr um. »Jetzt brauchen wir nur noch den Schlüssel.«
»Und was meinst du damit?«
»Blut«, antwortete er knapp. »Dein Blut, genauer gesagt.«
Adhara warf einen Blick auf das Portal. »Mein Blut als Sheireen, nicht wahr?«
»Ja, andernfalls wäre das Siegel nicht zu brechen, und wir gingen unserem sicheren Tod entgegen. Die sind schon ziemlich eigen mit ihren Geheimnissen, diese Elfen«, versuchte Adrass zu scherzen.
»Tu, was du tun musst«, sagte Adhara, wobei sie ihm den Arm hinhielt, woraufhin er seinem Quersack ein Glasfläschchen und ein kleines Skalpell entnahm. Es war ein winziger Schnitt, den Adhara kaum spürte. Wenige Blutstropfen reichten, und danach tupfte Adrass mit einem Läppchen die Wunde ab.
Kaum hatte er das Fläschchen gegen das Portal geschleudert, schien die Membran einige Augenblicke zu verschwinden und tauchte dann wieder auf, erstrahlte nun aber in einem kräftigen Blau wie eine Wasseroberfläche. Fast einladend wirkte sie.
Adrass ergriff Adharas Hand und drückte sie fest. »Gehen wir«, sagte er, und damit sprangen sie kurz entschlossen durch die Öffnung des Portals. Es war ein seltsames Gefühl. Kalt, wie Adhara feststellte, so als seien sie auf einem zugefrorenen See durch das Eis gebrochen, aber gleichzeitig auch heiß wie in einem prasselnden Feuer, das ihre Glieder umzüngelte. Es war nur ein Moment, ein Moment gleißenden Lichts. Dann löste sich die Helligkeit auf, und sie befanden sich auf der anderen Seite, an einem Ort ohne Raum, ohne Zeit. Sie standen im Tempel.
Er erhob sich auf einem kreisrunden Fundament, und aus dem Fußboden züngelten Flammen, die jedoch nicht die geringste Wärme abgaben. Die Wände bestanden aus glitzerndem Schwarzen Kristall und waren mit unzähligen Waffen geschmückt: Lanzen, Bögen, Armbrüsten, Pfeilen, Morgensternen … Aber vor allem Schwerter in unendlicher Zahl, scharf und funkelnd, selbst in der Kuppel, wo sie bedrohlich über den Köpfen der Besucher hin und her schwangen. Eine Säulenreihe
unterteilte den Raum in zwei Bereiche, so dass an der Wand ein Korridor entstand. Furchterregende Blitze umzuckten jede einzelne Säule. Sie stiegen vom Boden auf, schossen empor und erloschen, um anderen Blitzen Platz zu machen. Alles wirkte düster und unheimlich, der rechte Ort, um den Gott des Krieges, der Schöpfung und der Zerstörung zu verherrlichen, das Prinzip alles Seienden.
Der runde Altar erhob sich in der Mitte des Saales und war in ein Meer aus Blitzen und Flammen getaucht. Und in ihm stak ein Schwert, um das sich eine grüne Ranke wand, die mit herrlich duftenden, blutroten Blüten besetzt war.
»Thenaar …«, raunte Adrass und kniete nieder. Es war das Haus des Gottes, dem er viele, viele Jahre seines Lebens geweiht hatte.
Adhara konnte die Kraft seines Glaubens, seine ganze Hingabe spüren.
»Fühlst du es nicht auch, Adhara? Das ist unser Gott!«, rief er, als er mit funkelnden Augen wieder aufstand. »Und dieser Gott wird dich retten, verstehst du? Er wird das Joch der Knechtschaft von dir nehmen, das dich niederdrückt!«
Adhara ließ es zu, dass Adrass ihre Hand ergriff und sie zum Altar führte.
»Knie nieder.«
»Was hast du vor?«
»Ich werde dich mit dem Schwert segnen und dich mit dem Saft der Flamia-Blüten besprenkeln, dieser Pflanze dort, die unserem Gott heilig ist. Dann bist du gerettet.«
Adhara blickte auf die Blitze und Flammenzungen, die das Schwert umtosten. »Und das willst du anfassen?«
Adrass nickte lächelnd.
»Aber …« Alle weiteren Worte erübrigten sich.
Lange schaute er sie an, und dabei wich das Lächeln keinen Augenblick
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