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Die Feuerkämpferin 02 - Tochter des Blutes

Titel: Die Feuerkämpferin 02 - Tochter des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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durch. »Herein!«
    Es war einer ihrer Untergebenen. »Majestät, die Versammlung ist bereit.«
    Jede Woche erstattete ein anderer General Bericht über die Lage an der Front. Dabei wiesen die verschiedenen Versionen keine großen Unterschiede auf. Wer die Seuche überlebte, brauchte lange, um wieder auf die Beine zu kommen, und währenddessen rückten die feindlichen Heere unaufhaltsam immer weiter vor. Unter diesen Voraussetzungen war es unmöglich, eine Verteidigungslinie aufzubauen, die diesen Namen verdient hätte.
    Langsam stemmte Dubhe sich hoch. »Ich komme«, antwortete sie erschöpft.
    Was sollte sie diesmal sagen, um die Moral ihrer Leute zu stärken?
    Ihre Hand glitt über die rechte Seite ihres Gesichtes. Zwar hatte die Seuche sie befallen, aber nicht umgebracht, und geblieben waren ihr diese großen schwarzen Flecken, die sie daran gemahnten, wie nahe sie dem Tod schon gekommen war. Es war eine Bestimmung all derer, die wieder gesundeten: Auf der Haut trugen sie diese Zeichen der Trauer, Trauer um all jene, die es nicht geschafft hatten.
    Als sie den Saal betrat, verneigten sich gleichzeitig gut ein Dutzend Häupter vor ihr, darunter auch Theana, die etwas abseits in einer Ecke saß. Schon seit einiger Zeit nahm sie tatkräftig am Kampf um den Bestand des Reiches teil und war vor allem damit beschäftigt, ein Heilmittel gegen diese unbekannte Krankheit zu finden,
die so viele von ihnen hinwegraffte. Auch Kalth war zugegen. Als Dubhe das Ruder der Macht wieder übernommen hatte, hatte sie zu ihm gesagt: »Ich danke dir, du hast viel mehr als deine Pflicht getan. Aber jetzt, da ich mich erholt habe, brauchst du dich mit den Staatsangelegenheiten nicht mehr zu belasten.«
    Daraufhin hatte er sie traurig angelächelt. »Das möchte ich aber. Oder soll ich etwa tatenlos mit ansehen, wie das Reich zerfällt, für das mein Vater und mein Großvater gestorben sind? Nein, das könnte ich nicht. Und ich weiß, dass du mich verstehst.«
    Seitdem hatte er bei keiner Sitzung des Gemeinsamen Rates gefehlt. Seine Bemerkungen waren wohldurchdacht, seine Kenntnisse der Staatsgeschäfte fundiert. Er zeigte keine Schwächen, argumentierte immer kühl und streng logisch, war stets gefasst, egal wie dramatisch sich die Lage auch darstellte. Manchmal konnte Dubhe es kaum ertragen, ihm ins Gesicht zu schauen. Denn trotz seines noch kindlichen Aussehens erkannte sie darin die Züge seines Vaters: Er war wie Neor.
    Jetzt blickte die Regentin die Versammelten eine Weile schweigend an und nahm dann Platz.
    Als Erster ergriff einer der Generäle das Wort und entrollte dazu eine mit roten Markierungen versehene Landkarte. Die Skizze der Niederlagen. Die wenigen Siege, die man hatte erringen können, reichten nicht, um den Ansturm der Elfen aufzuhalten, die ihren Feldzug perfekt vorbereitet hatten. Dabei war es weniger eine zahlenmäßige Überlegenheit, die ihnen zu schaffen machte. Denn so viele waren es nicht. Aber sie hatten ihr Heer in kleinere, nur aus einigen Hundert Soldaten bestehende
Einheiten aufgeteilt, die wie Guerillatrupps mit Überraschungsangriffen operierten. Durch die Verbreitung der Seuche waren sie immer im Vorteil und schlugen mit präzise kalkulierten Aktionen zu, wie chirurgische Eingriffe, die ihre Gegner an den empfindlichsten Stellen trafen und entscheidend schwächten. Alles sprach dafür, dass sie von einem überragenden Herrscher oder Feldherrn angeführt wurden. Doch den hatte noch keiner von ihnen zu Gesicht bekommen.
    »Das war alles«, schloss der General und rollte umgehend die Karte zusammen, als gelte es, all die Zeichen der Niederlagen rasch wieder zu verbergen.
    Dubhe seufzte. »Sind die Verstärkungen aus den anderen Ländern eingetroffen?«, fragte sie.
    »Nur sehr vereinzelt«, antwortete ein anderer General. Der Versuch, verschiedene Truppenverbände der einzelnen Reiche zusammenzuführen, war gescheitert.
    »Leider sind sie alle mehr oder weniger in unserer Lage, Majestät: Die wenigen Soldaten, die zur Verfügung stehen, sind völlig überfordert. Und vor allem fehlt es an der richtigen Koordination.«
    »Uns fehlt ein Anführer«, setzte ein jüngerer Offizier hinzu. »Die Generäle reiben sich alle an ihren Fronten auf oder sind durch die Seuche außer Gefecht gesetzt. Und von den Verbliebenen schafft es, mit Verlaub, keiner, das Ruder in die Hand zu nehmen. Was uns fehlt, ist ein großer Feldherr.«
    »Wir müssen uns darauf konzentrieren, ihre Befehlshaber auszuschalten. Das ist im

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