Die Feuerkämpferin 02 - Tochter des Blutes
Moment der einzige Weg. Und dann warten wir natürlich weiter auf eine Antwort auf unser Hilfsersuchen an die Untergetauchte Welt.
Unsere Beziehungen sind gut, eigentlich dürften sie uns ihre Unterstützung nicht verweigern«, erklärte Dubhe, ohne auf die Klage des jungen Offiziers einzugehen.
Ihre Worte vermochten es kaum, die düsteren Mienen um sie herum aufzuhellen.
»Das ist alles«, schloss sie.
Während sich die Teilnehmer auf den Ausgang zubewegten, sah Dubhe in ihre gezeichneten Gesichter und dachte, dass sie etwas anderes noch dringender brauchten als einen großen Feldherrn: Hoffnung. Nur einer blieb noch, stand am gegenüberliegenden Ende Tisches, auch dessen Gesicht blass, die Miene starr. Kalth.
»Auch du kannst gehen«, sagte Dubhe, wobei sie ihn anlächelte.
Doch der Junge rührte sich nicht, stand weiter etwas steif da und ließ die Arme an den Seiten herunterbaumeln. »Hast du eigentlich gehört, was sie gesagt haben?«, fragte er.
Dubhe nickte, während sie sich auf ihrem Stuhl aufrichtete. Den vorwurfsvollen Unterton in der Stimme ihres Enkels hatte sie nicht überhört.
»Sie haben Recht. Uns fehlt ein Anführer«, fuhr Kalth fort. »Und du könntest das sein. Du solltest dich auf den Weg machen, unsere Truppen brauchen dich.«
»Vielleicht. Aber hier werde ich dringender gebraucht, Kalth. Ich sehe es als meine Aufgabe an, bei meinem Volk zu sein, vor allem jetzt, da ich gegen die Seuche immun bin.«
Langsam ging Kalth um den Tisch herum und trat auf sie zu. »Ich weiß nicht, ob das stimmt. Dein Element war doch immer der Kampf. Das ist deine Natur.«
»Das ist lange her. Das Leben verändert einen.«
»Dennoch denke ich, dass du zur Front aufbrechen solltest.«
Nun stand er ihr unmittelbar gegenüber. Dubhe schaffte es nur kurz, seinem Blick standzuhalten. Denn aus Kalths Augen schaute Neor sie an.
»Das Schicksal hat mir das Zepter des Landes der Sonne in die Hand gegeben. Ich muss es gut regieren, denn mit diesem Land steht und fällt die gesamte Aufgetauchte Welt.«
»Und wenn ich das Zepter wieder für dich übernehme? Es wäre ja nicht das erste Mal…«
Dubhe war gerührt. Aber was waren das für Zeiten, in denen sich ein zwölfjähriger Junge zu solch einem Angebot verpflichtet sah?
Sie schüttelte den Kopf. »Schon, aber das waren doch nur wenige Tage. Zudem sollst du dich um dein eigenes Leben kümmern und dich nicht mit Aufgaben belasten, die niemand von dir verlangen kann.«
»Leben nennst du das? Während draußen der Krieg tobt und rasch immer näher rückt, dazu fast ohne Verwandte, nachdem meine Familie mit einem Schlag zerbrochen ist?« Seine Stimme war ein wenig lauter geworden, und Dubhe setzte an, um etwas zu erwidern, aber ihr Enkel ließ sie nicht dazu kommen. »Ich wäre ja nicht allein. Theana und deine zuverlässigsten Ratgeber sind noch hier und würden mich unterstützen. Jedenfalls können wir so nicht weitermachen. Das wäre unser Ruin.«
Die Aussicht lockte, das konnte sie nicht leugnen.
Soldaten in den Kampf zu führen, wieder zum Schwert
zu greifen wie damals, als sie, die junge Königin, Learco auf seinen Feldzügen begleitet hatte. Im Grunde wünschte sie sich das seit Neors Tod.
»Auch wenn ich mich dazu entschlösse, könnte ich die fehlende Truppenstärke nicht ausgleichen und auch nicht verhindern, dass die Seuche weiter unsere Reihen lichtet.«
»Gewiss, aber du kannst allen neue Hoffnung schenken.«
»Aber ich bin eine alte Frau«, murmelte Dubhe.
Kalth ballte die Fäuste. »Ich meine es wirklich ernst. Das ist keine Laune von mir. Das Schicksal hat diese Prüfungen für uns vorgesehen, und jeder Einzelne muss sich jetzt fragen, wo er am nützlichsten sein kann. Ich bin ja kein kleines Kind mehr, und dass ich das Land regieren kann, habe ich schon gezeigt. Vielleicht ist es meine Bestimmung, in so jungen Jahren König zu sein, und der muss ich gerecht werden.«
Langsam bewegte er sich zur Tür, mit dem gleichen gelassenen Gang, der für Neor so typisch gewesen war, vor seinem Unfall, als er noch laufen konnte. Dubhe musste die Augen schließen, um das Bild ihres Sohnes zu vertreiben.
So blieb sie allein in der Stille des Saales. Im Herzen das Kampfgeschrei des Krieges, der sie erwartete, eines Krieges, der dabei war, die Träume ihres Gemahls zu zerstören.
5
Flucht
H ier könnten wir eine Rast einlegen«, sagte Adhara. Sie waren unterwegs in einem dichten Wald, eben jenem, durch den sie auch damals, nach der Flucht aus dem
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