Die Feuerkämpferin 02 - Tochter des Blutes
getötet hatte, vom Boden auf, wich dem Angriff aus und traf den Banditen mit einem mächtigen Hieb zwischen die Schulterblätter. Sein Schrei hallte über die Ebene. Nun war der dritte an der Reihe. Der hielt Amina fest, die sich in seinem Griff wand und zappelte, während sie gleichzeitig mit ihrem alten Dolch, dem mit der vielfach eingekerbten Schneide, auf den Mann einzustechen versuchte. Doch sie fuchtelte nur damit herum, und so war es reiner Zufall, dass sie seinen Arm streifte.
»Na warte, jetzt kannst du was erleben, du kleines Drecksbiest«, knurrte der Bandit.
Er war außer sich vor Wut und wollte gerade zustechen,
als hinter ihm eine Hand auftauchte und ihm eine blitzende Klinge einen dünnen roten Strich auf die Kehle zeichnete. Augenblicklich sackte er zu Boden und blieb, die Augen zum Himmel gerichtet, liegen.
Um sie herum kehrte Stille ein. Schwer atmend stand Amina da, die Augen immer noch erfüllt von Furcht, aber auch von einer wilden Entschlossenheit.
»Du musst mir endlich beibringen, wie man richtig mit dem Schwert kämpft. Könnte ich besser damit umgehen, hätte ich es dem Widerling schon gezeigt.«
In diesem Augenblick überkam Adhara die unbändige Lust, ihr eine Ohrfeige zu verpassen, ihr ins Gesicht zu brüllen, dass sie keine Ahnung habe, nichts wusste vom Tod und davon, welche Knechtschaft es bedeutete, dazu geschaffen zu sein, anderen das Leben zu nehmen. Fest ballte sie die Fäuste, bis die Finger kribbelten. Dieses Gefühl beruhigte sie etwas. »Was ist geschehen?«, fragte sie das Mädchen.
Aminas Bericht war bruchstückhaft und verworren. Adhara sei kaum fort gewesen, da seien die Männer schon aus dem Dickicht hervorgebrochen, erzählte sie. Sie habe sich sofort gewehrt, aber gegen drei Angreifer habe sie keine Chance gehabt. Sie hätten sie so festgehalten, dass sie sich nicht mehr rühren konnte, und überall angegrapscht und sie angebrüllt, alles herauszurücken, was sie bei sich habe.
»Wir müssen hier schleunigst weg«, meinte Adhara, als Amina geendet hatte, »hier wimmelt es von Banditen, und wir brauchen einen sicheren Unterschlupf.« Dann blickte sie die Gefährtin an. »Bist du in Ordnung?«, fragte sie, um ein Lächeln bemüht.
Doch Amina erwiderte nichts, zeigte weiter ihre undurchdringliche, ein wenig überhebliche Miene und nickte nur kurz.
Gegen Abend erlebte Adhara den nächsten Anfall. Nachdem sie den ganzen Tag über pausenlos marschiert waren – der kurze Abschnitt im Land des Windes längs der Grenze lag bereits hinter ihnen -, hatten sie gerade im Randgebiet eines großen Waldes im Land des Wasser ihr Lager aufgeschlagen. Da begann es.
Zunächst überkam sie ein starker Brechreiz, wobei Adhara noch glaubte, es handele sich noch um eine Nachwirkung der grauenhaften Bilder, die sie am Morgen gesehen hatte. Doch kurz darauf bekam sie keine Luft mehr, ihr Herz schien nicht mehr schlagen zu wollen, und ihr ganzer Körper wurde schlaff und gefühllos.
Nicht schon wieder, um Himmels willen, nicht schon wieder!
» Adhara, was ist mit dir? Adhara!«
Aminas Stimme klang wie von fern, kühle Hände berührten ihre Haut.
»Mir geht’s so schlecht«, stöhnte sie, wobei sie sich wimmernd auf dem Boden zusammenkauerte. Doch wieder, wie schon zuvor, ging der Anfall so schnell vorüber, wie er gekommen war.
Mit dem Rücken gegen einen Baum gelehnt, saß Adhara erschöpft da und beichtete der anderen alles. Sie erzählte von den beiden vorangegangenen Anfällen und auch von den dunkelroten Stellen an ihrem Finger, die sicher damit in Verbindung standen.
Es hatte wieder zu regnen begonnen.
»Was sollen wir tun? Vielleicht bist du ernstlich krank, es könnte die Seuche sein...«
»Das ist eigentlich unmöglich. In meinen Adern fließt Nymphenblut. Nymphen sind immun dagegen.«
»Du solltest dich aber unbedingt untersuchen lassen. Oder glaubst du etwa, das sich das von allein wieder legt?«
»Vielleicht finden wir ja im nächsten Ort jemanden, den ich um Hilfe bitten könnte, das heißt, wenn der Flecken nicht völlig ausgestorben ist«, antwortete Adhara. Ihre Miene war noch ernster geworden. Das wäre ein Drama, denn sie brauchten Hilfe – und Lebensmittel.
Am nächsten Tag gelangten sie bald zu einem Gebäude am Wegesrand, um das reges Treiben herrschte. Es war früher einmal ein Wirtshaus gewesen, aber nun nutzte das Heer es für seine Zwecke. Die ursprüngliche Aufteilung und Einrichtung der Räume war erhalten geblieben. Im Erdgeschoss lag
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